Kommt es im Hunsrück zu Bränden, Stürmen oder Überschwemmungen, sind es ehrenamtliche Feuerwehrleute, die zu Hilfe eilen. Ausgebildet werden sie an der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzakademie (LFKA) in Koblenz. Die CDU-Landtagsabgeordneten Tobias Vogt und Karina Wächter kritisieren jedoch zum wiederholten Mal, dass die Landesregierung an der Akademie nicht genügend Plätze für ihre Ausbildung zur Verfügung stellen würde. Doch stimmt das? Und wie sieht die Situation im Hunsrück konkret aus?
„Unsere engagierten Mitglieder in den Feuerwehren und Hilfsorganisationen leisten tagtäglich einen bemerkenswerten Einsatz. Doch statt ihnen die nötigen Ausbildungsplätze zu geben, hagelt es Absagen durch die Landesregierung – und das in großer Anzahl schon seit vielen Jahren“, kritisiert Karina Wächter, CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Bernkastel-Kues/Morbach/Kirchberg (Hunsrück), in einer Pressemitteilung die unzureichende Ausbildung der Feuerwehrleute. Dabei bezieht sie sich auf eine parlamentarische Anfrage bei der Landesregierung, die sie zusammen mit Tobias Vogt, ebenfalls CDU-Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Rhein-Hunsrück, im vergangenen Dezember gestellt hatte.
„Klar, die Ausbildungsplätze sind dünn gesät, und es besteht ein Riesenbedarf.“
Stefan Bohnenberger, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Rhein-Hunsrück-Kreises
Konkret geht es um die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten von ehrenamtlichen Feuerwehrleuten sowie Menschen, die bei Hilfsorganisationen im Rhein-Hunsrück-Kreis tätig sind, an der rheinland-pfälzischen Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzakademie (LFKA) in Koblenz. Über die Hälfte, insgesamt 230 engagierte Ehrenamtler, würde in diesem Jahr dort keinen Platz für einen Lehrgang bekommen. Von 391 beantragten Ausbildungsplätzen wurden nur 159 bewilligt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Mit diesem Verhalten zermürbe die Landesregierung ehrenamtliches Engagement, bemängelt Wächter. Allein, dass zumindest die priorisierten Ausbildungsplätze zugewiesen wurden, bewerten die beiden Landtagsabgeordneten als positiv.
Doch stellt sich die Lage wirklich so kritisch dar? Die Zahlen zeigen zwar, dass von den insgesamt 391 angemeldeten Plätzen aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis für dieses Jahr tatsächlich nur 159 bewilligt wurden, die Anzahl der priorisierten Anmeldungen – insgesamt sind es 55 – wurde jedoch zu 100 Prozent berücksichtigt. Das ist eine deutliche Verbesserung zum Jahr 2024. Schon damals stellten Vogt und Wächter eine Anfrage an die Landesregierung. Hier wird in der Antwort deutlich, dass von insgesamt 49 priorisierten Bedarfsanmeldungen nur 30 zugeteilt wurden.
Im Hunsrück ist Lage nicht kritisch
Und wie nehmen die lokalen Ehrenamtler selbst das Problem wahr? Im Rhein-Hunsrück-Kreis gibt es insgesamt 124 freiwillige Feuerwehren, in denen sich rund 2650 Frauen und Männer engagieren. Stefan Bohnenberger ist der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises. Auch für ihn ist die Thematik präsent. „Klar, die Ausbildungsplätze sind dünn gesät, und es besteht ein Riesenbedarf“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Jedoch sei dies zum aktuellen Zeitpunkt nicht so akut, wie die CDU es in ihrer Pressemitteilung darstelle. Das Thema sei mal mehr, mal weniger ein Problem. „Generell ist immer Bedarf an Ausbildungsplätzen da. Wir wissen aber auch, dass die Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzakademie schon dabei ist, an Verbesserungen zu arbeiten. Sie tut ihr Möglichstes“, betont Bohnenberger.
Andreas Roth, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen, weiß ebenfalls um die Problematik. Aber auch er beschreibt die Situation als „nicht kritisch“. „Wir achten in unserer Verbandsgemeinde sehr auf Planungssicherheit und melden unser Personal frühzeitig zur Ausbildung an“, betont Roth. Deswegen sei man weit im Vorlauf, und es gebe im operativen Bereich kein Problem. „Strategisch gesehen würden wir es aber schon begrüßen, wenn es mit den Plätzen ein bisschen schneller gehen würde“, sagt der Wehrleiter.
Neues Zuteilungsverfahren soll Plätze sichern
Auf Anfrage unserer Zeitung äußert sich auch das rheinland-pfälzische Innenministerium, das über die Zahl der verfügbaren Plätze bei der Landesakademie entscheidet, zu der Thematik. Die Landesregierung begrüße den anhaltenden Zuwachs im ehrenamtlichen Feuerwehrdienst in Rheinland-Pfalz, teilt die Pressestelle des Ministeriums mit. Deswegen arbeite das Innenministerium darauf hin, so viele Ausbildungsplätze wie möglich zu gewährleisten. Dafür nutze es am Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (LfBK) seit dem Jahr 2023 ein neues Lehrgangsplatzzuteilungsverfahren. Dabei wird der Ausbildungsbedarf gezielt priorisiert, bestimmte Personen würden über ein sogenanntes Dringlichkeitskontingent berücksichtigt. Das sind zum Beispiel Personen, die bei den Wehren eine Führungs- und Leitungsfunktion innehaben und dringend gebraucht werden. Sie erhalten dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Ausbildungsplatz.
„Die Gefährdung der Versorgung des ländlichen Raums mit Führungskräften der Feuerwehr wird nicht gesehen. Das neue Lehrgangsplatzzuteilungsverfahren gewährleistet eine sach- und zeitgerechte Ausbildung der gesetzlich vorgegebenen Führungs- und Leitungsfunktionen der Wehren“, erklärt das Innenministerium weiter. Neben dem neuen Platzzuteilungsverfahren will das Innenministerium auch in Zukunft mit weiterem Personal, Gastdozenten, zusätzlichen Lehrräumen und einer flexiblen Nachvergabe nicht genutzter Plätze genügend Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.