Zu schade für die schwarze Tonne - Salon Annette Johann aus Sohren unterstützt Umweltprojekt finanziell und materiell
Zu schade für die schwarze Tonne: Haare aus dem Hunsrück reinigen das Meer
Seit Mitte Februar ist der Friseursalon Annette Johann in Sohren Unterstützer von „Hair help the oceans“ – als Vorreiter im Hunsrück. Foto: Ralf Johann
Ralf Johann

Im Friseursalon Annette Johann werden die Farben der Mülltrennung von Schwarz, Blau, Gelb und Grün um die Farbe Braun erweitert. Nach der üblichen Routine in einem Friseursalon greifen die Mitarbeiter normalerweise zu Besen und Kehrblech und entsorgen alle Haare auf Nimmerwiedersehen in der schwarzen Tonne. Eine „totale Verschwendung und alles andere als nachhaltig“, meint Friseurmeisterin Annette Johann.

Sie hat ein Projekt entdeckt, mit dem sich die „Haarberge“, die in einem Friseursalon anfallen, sinnvoll weiterverwenden lassen und gleichzeitig den Müll in der schwarzen Tonne deutlich reduzieren. Seit Mitte Februar ist ihr Salon in Sohren Unterstützer von „Hair Help the Oceans“ – als einziger im Hunsrück. Abgeschnittene Haare wandern seit Mitte Februar nicht einfach in den Müll, sondern reinigen die Weltmeere und andere Gewässer, teil der Friseursalon in einer Pressemitteilung mit.

Schnittjahre werden einmal im Monat abgeholt

Haare machen einen Großteil des Friseurmülls aus, und nur wenige Schnitthaare lassen sich zu wertvollen Perücken verarbeiten. Sie landen trotz ihrer Eigenschaft, Fette aufzunehmen, schnell auf dem Restmüll, während riesige Mengen Öl die Weltmeere belasten sowie Flora und Fauna zerstören. Im Salon Johann erfolgt schon gezielt die Trennung der Schnitthaare. In Kooperation mit „Hair Help the Oceans“ werden die Schnitthaare in 55-Liter-Papiersäcken gesammelt und einmal im Monat abgeholt.

Haare sind ein natürlich vorkommendes Adsorptionsmittel. Das bedeutet, sie besitzen die besondere Eigenschaft, wasserunlösliche Materialien aufzusaugen und an sich zu binden. Daher eignen sie sich hervorragend als natürliches Reinigungsmittel gegen Verschmutzungen wie Öl, Benzin und Sonnenmilchreste in Gewässern. Die Haare werden zu Rollen und Filzmatten verarbeitet und später als Filter in verschmutzten Gewässern eingesetzt.

Ein Kilogramm Haare kann nach Angaben der Initiative acht Liter Öl binden und aus Gewässern filtern. Ist Rolle vollgesaugt, wird sie gereinigt und kann bis zu achtmal wiederverwendet werden. Danach könnten die dann gereinigten Haare noch als Dämmstoff in der Baubranche eingesetzt werden.

Haarfilter werden weltweit eingesetzt

Die Haarfilter werden weltweit eingesetzt. Egal ob im Meer oder an Seen, vor Industriegebieten oder an Küsten, überall kann man dank ihrer Hilfe nachhaltig und umweltfreundlich Öle, Treibstoffreste und Sonnenmilch aus dem Wasser filtern. Im Sommer 2019 kamen die Haarfilter beispielsweise auch vor der Insel Mauritius zum Einsatz, als dort ein Frachter auf Grund lief und mehrere Tausend Tonnen Öl verlor.

Annette Johann erzählt, wie sie an dieses Projekt gekommen ist. Bereits zu Beginn der Pandemie war absehbar, dass das Müllaufkommen zugunsten einer sehr großen Hygiene im Salon immer weiter angestiegen ist. Viele kleine Bausteine hat Annette überprüft, um ihren Salon nachhaltiger zu führen. Hin zu größeren Produkteinheiten, zu Mehrwegprodukten und das Finden von Möglichkeiten, den anfallenden Müll deutlich zu reduzieren. Schon lange spendet der Salon Haarzöpfe, die länger als 25 Zentimeter sind, um für Krebspatienten die Fertigung von Perücken zu ermöglichen und mit einem natürlichen Haar das Äußere der Patienten zu verschönern.

Nun hat sich der Salon dem Projekt „Hair Help the Ocean“ angeschlossen, um es auch finanziell regelmäßig zu unterstützen und alle anfallenden Schnitthaare einmal im Monat abholen zu lassen. Die Initiative wurde von dem Berater und Coach Thomas Keitel und Friseurmeister Emdio Gaudioso ins Leben gerufen. Ursprünglich als einmalige Nachhaltigkeitsaktion im November 2021 geplant kam diese so gut bei Partnersalons an, dass inzwischen mehr als 300 Friseursalons deutschlandweit mitmachen.

Weitere Infos zum Nach- haltigkeitsprojekt finden interessierte Bürger im Internet unter www.hair-help-the-oceans.com

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