Nabu zeichnet schwalbenfreundliche Häuser aus
Wo Glücksboten willkommen sind: Nabu Rhein-Hunsrück zeichnet schwalbenfreundliche Häuser aus
Das Hotel Montag in St. Goar haben sich die Schwalben bereits vor mehr als 15 Jahren als Zuhause ausgesucht – zum Leidwesen mancher Gäste und zur Freude des Inhabers. Denn der freut sich jedes Jahr wieder über das muntere Treiben in der Heerstraße am Rhein.
Charlotte Krämer-Schick

Wüschheim/St. Goar. Wildes Treiben herrscht vor dem Haus von Rosi Häusler in Wüschheim. Den Schnabel voll mit Insekten, steuern zahlreiche Schwalben den Dachvorsprung an. Der Nachwuchs reckt die Schnäbel und zwitschert. Es ist Fütterungszeit bei den Glücksboten. Ringsum am Dach ihres Eigenheims im Neubaugebiet haben sich etliche Schwalben ihre Nester gebaut.

Das Hotel Montag in St. Goar haben sich die Schwalben bereits vor mehr als 15 Jahren als Zuhause ausgesucht – zum Leidwesen mancher Gäste und zur Freude des Inhabers. Denn der freut sich jedes Jahr wieder über das muntere Treiben in der Heerstraße am Rhein.
Charlotte Krämer-Schick

Dafür wurde Häusler nun vom Nabu Rhein-Hunsrück ausgezeichnet. Doch nicht nur bei ihr darf fortan die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ am Haus hängen, auch im Hotel Montag in St. Goar freut man sich über die geflügelten Untermieter.

„Das Glück zieht bei uns ein“, freute sich Häusler und war ganz aus dem Häuschen, als die ersten Schwalben bei ihr einzogen. Das war am 29. Juni 2021, erinnert sie sich genau. „Ich bin fast ausgeflippt“, sagt sie. Denn es war etwas Besonderes, dass sich die Vögel ausgerechnet ihren Neubau als neues Zuhause ausgesucht haben. Denn die seien in der Regel gar nicht so attraktiv für die gefiederten Freunde. Viel eher seien Neubauten häufig so gebaut, dass sie gar nicht bauen könnten, sagt Häusler. Vor drei Jahren zückte sie sofort ihr Telefon, schoss Fotos der sieben Nester, und schickte diese an Freunde und Familie im südlichen Afrika.

Michael Montag aus St. Goar und Rosi Häusler aus Wüschheim freuen sich über Urkunde und Plakette des Nabu, die sie von Albert Horz, Vorsitzender des Nabu Rhein-Hunsrück, überreicht bekamen.
Charlotte Krämer-Schick

Aufgewachsen in Namibia, kannte Häusler das lustige Treiben der Schwalben noch von der Farm ihrer Großmutter. Nun ist sie überglücklich, dass auch sie die Vögel beherbergen kann. Dabei hatte ihr Mann zunächst alles Mögliche versucht, um die Schwalben vom Bau der Nester abzuhalten. Immerhin machen diese auch ordentlich Dreck an der Hauswand und auf der Terrasse. Als das Aufhängen von Bändern und andere Abwehrmaßnahmen keinen Nutzen zeigten, gab sich der Ehemann geschlagen. „Daraufhin habe ich ein Schlammbad gebaut“, erzählt Häusler. Und das wurde rege genutzt: Als die Vögel im zweiten Jahr zurückkehrten, bauten sie 21 Nester rund ums Haus. Spätestens da musste ein Kompromiss her, der den Haussegen nicht gefährden würde.

Häusler sprach mit dem Nabu und der schlug vor, Kotbretter am Haus anzubringen. Dafür gab es dann sogar finanzielle Unterstützung durch die SGD Nord. Zunächst befürchtete die Wüschheimerin, die Bretter könnten die Vögel stören und vom Nestbau abhalten. Dass das nicht der Fall ist, davon können sich auch Passanten seit vielen Wochen wieder überzeugen. Denn die halten gern an, um den Flug der Vögel zu beobachten. „Hier geht es manchmal zu wie auf dem Flughafen“, lacht Häusler.

Michael Montag aus St. Goar und Rosi Häusler aus Wüschheim freuen sich über Urkunde und Plakette des Nabu, die sie von Albert Horz, Vorsitzender des Nabu Rhein-Hunsrück, überreicht bekamen.
Charlotte Krämer-Schick

Ähnlich viel Betrieb herrscht am St. Goarer Rheinufer. Dort haben sich die Vögel das Hotel Montag schon vor mehr als 15 Jahren als Zuhause ausgesucht. „Und sie kommen jedes Jahr wieder“, sagt Inhaber Michael Montag. Mit Folgen für das Personal, denn die Fenster zum Rhein hin müssten nahezu täglich geputzt werden. Während sich die meisten Gäste über die Zimmernachbarn freuten – gerade jene mit Kindern –, gebe es immer auch Besucher, die sich beschwerten. „Manche sind gleich wieder aus dem Hotel ausgezogen, andere wollten ein anderes Zimmer haben“, berichtet Montag.

Dass Schwalben nicht jedermanns Sache sind, musste auch Häusler schon erfahren. „Was für eine Schweinerei“, habe ein Passant einmal gesagt. „Ja, ich finde das auch nicht immer so toll“, räumt sie ein. „Aber wenn alle so denken, hat die Natur ein Problem“, ist Häusler sicher – und erfreut sich an den Flugübungen, die der Nachwuchs jetzt macht.

Weitere Infos zum Projekt „Schwalbenfreundliches Haus“ des Nabu gibt es im Internet unter www.rlp.nabu.de

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