Einstimmig bei zwei Enthaltungen haben die Mitglieder der Lokale Aktionsgruppe (LAG) Hunsrück für die finanzielle Unterstützung von vier Projekten durch EU-Fördermittel aus dem Leader-Topf gestimmt. Im Tier-Erlebnispark Bell begrüßte dessen Betreiber Remo Müller die Gäste im „Atun“, einem 4-D-Kino, das mithilfe von Leader-Mitteln realisiert wurde, und bekannte: „Wir sind Leader-Fans. Das ist ’ne gute Sache, denn durch die finanzielle Unterstützung können wir als privater Betrieb Dinge umsetzen, die sonst nicht möglich wären.“ Und das schätzen auch die Entwickler von vier neuen Projekten, die im Rahmen der Sitzung per Beschluss bewilligt wurden. Insgesamt 166.359,07 Euro wurden dabei ausgeschüttet.
Der Geschäftsführer der LAG-Hunsrück, Achim Kistner, bat die Vertreter der vier Projekte, ihr Vorhaben jeweils vorzustellen. Den Anfang machte Philipp Holler, der mit „Game Talent Connect“ in Kastellaun einen neuen Ansatz bieten will, Fachkräfte zu gewinnen. Die Idee: „Gamer“, also Computerspieler, sollen Unternehmen in Kontakt mit geeigneten Personen bringen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Holler erklärte, man wolle bei Unternehmen die jeweiligen Anforderungen ermitteln, und in spezifischen Computerspielen könnten dann geeignete Beschäftigte gefunden werden.
Wälder nach japanischer Art
„Es geht darum, Personalarbeit und Gaming zu verbinden“, sagt Holler. Teamgeist, Reflexion und strategisches Arbeiten seien sowohl beim Computerspiel als auch im Berufsleben gefragt. „Gaming ergänzt das klassische Bewerbungsgespräch“, sagt Holler. Aus dem Ledertopf erhoffte er sich die Förderung der erforderlichen IT-Hardware. 15.923,70 Euro durfte er am Ende für sein Projekt in Empfang nehmen.
Eine ähnliche Summe erhielt der „Tiny Forest“, ein sogenannter Winzwald. Daniela Hiester, Gemeindepädagogin der Kirchengemeinde Kirchberg-Kappel-Dill, erläuterte, es handele sich um ein vielfältig bewachsenes Waldökosystem mit einer dicht bepflanzten Fläche von 100 bis 500 Quadratmetern. Mindestens 25 heimische Stauden, Sträucher oder Bäume sollen darauf nach der Miyawaki-Methode angepflanzt werden. Diese basiert auf der Aufforstungstechnik des japanischen Botanikers Akira Miyawaki, die auf kleinstem Raum dichte, autarke und diverse Wälder schafft. Die LAG Hunsrück fördert das Projekt, das an der Friedenskirche in Kirchberg entstehen soll, mit 13.773,66 Euro.
Ein Salzspielraum gehört zum Konzept
Als Nächste stellte Stefanie Boos das Projekt vor, das sie und ihr Mann Stephan in der Gemeinde Hausbay realisieren möchten. Hinter dem Namen „Mama Ohana – das Friedenscafé“ verbirgt sich eine Einrichtung, die unter einem Dach Begegnungen alle Art ermöglichen soll. Im Café, im Kunstraum, in der Küche oder im Büro sollen zentrale Anlaufstellen für Familien entstehen.
Der aus dem Hawaiianischen stammende Begriff, der Teil des Namens der Einrichtung sein wird, ist treffend gewählt: „Ohana bedeutet Familie und so viel mehr“, erläuterte Stefanie Boos. Ein Salzspielraum gehört zum Konzept. Ein Raum mit Salz bedecktem Boden kann sich durch Einatmen von Salz lindernd bei Atemwegs- oder Hauterkrankungen auswirken. Das Salzklima-Ambiente könne unterstützend für die Gesundheit wirken, Entspannung bieten und Stress abbauen. 103.331,60 Euro fließen für „Mama Ohana“ aus dem Leadertopf.
Auf den Spuren der Wildgrafen
Zum Schluss stellte der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Kirn-Land, Hans Helmut Döbell, die 27 Kilometer lange Themenradroute vor, die 520 Höhenmeter überwindet und sich auf die „Spuren der Wildgrafen“ im Kirner Land begibt. Unterwegs werde Wissenwertes für die ganze Familie vermittelt und auch eine Geocaching-Tour angeboten. Die Tour sei für sportliche Genussradler geeignet, für E-Biker und Familien mit Kindern ab zwölf Jahren. Sie beginnt und endet in Kirn und führt unter anderem durchs reizvolle Hahnenbachtal. 33.330,11 Euro stellte die LAG Hunsrück dafür bereit.
Die LAG bewertet die einzelnen Projekte und stuft sie nach einem Punktesystem ein, das am Ende auf die Höhe der Fördersumme Einfluss hat. Die Höhe der förderungsfähigen Kosten für das jeweilige Projekt wird zugrunde gelegt, die vergebenen Punkte bestimmen dann den prozentualen Fördersatz.
Neun Kleinprojekte werden gefördert
Im Regionalbudget standen im Anschluss zusammen 72.866,31 Euro zur Verfügung, die in Bell auf neun Kleinprojekte zu verteilen waren. 12.831,55 Euro bekam die Evangelische Kirchengemeinde Büchenbeuren-Laufersweiler-Gösenroth für ihren Mehrgenerationenplatz, der neben dem Dorfcafé entstehen soll, das sich als Ort der Begegnung etabliert hat. Weitere 12.435,50 Euro aus dem Leadertopf erhält die Kirchengemeinde für eine Überdachung am Café International, damit Begegnungen dort auch wettergeschützt stattfinden können.
Vornehmlich Kinder begegnen sich in Stromberg auf dem Burgrundenweg Rittertour, der Kenntnisse über die Burgengeschichte vermittelt und um eine Erlebnisspielfläche erweitert werden soll. Dafür steuert Leader 10.768,11 Euro bei. Die Ortsgemeinde Memuth blickt ebenfalls zurück auf Traditionen und möchte das Brotbacken in der Gemeinde wieder aufleben lassen. Für 15 Hobbybäcker ist die Erneuerung der Öfen erforderlich, um das Mermuther Backesbrot auch künftig produzieren zu können. 6000 Euro Leadergeld hilft dabei.
Säcke in Löcher werfen
Beim TuS Schweppenhausen soll eine eigene „Cornhole“-Abteilung aufgebaut werden. Das Wurfspiel, bei dem kleine Stoffsäcke auf ein schräg aufgestelltes Holzbrett mit Loch geworfen werden, erfreut sich wachsender Beliebtheit. 8005,61 Euro Leader-Mittel erhält der TuS für sein Projekt. Spielerisch soll es auch auf dem Bouleplatz in Gondershausen zugehen. Die Einrichtung des Platzes ist ein Wunschprojekt der Bürger. Dafür gibt es 8005,61 Euro Förderung.
Einen Treffpunkt im Außenbereich mit neuen Sitzmöglichkeiten hat der SV Strimmig an seinem Vereinsheim geplant. 2977,30 Euro Zuschuss gibt es dafür. Auch beim SV Oberhausen ist man aktiv und erweitert die Wiese am Sportplatz als Spielfläche, unter anderem durch Anschaffung neuer Spielgeräte. 6500 Euro von Leader helfen bei der Finanzierung. Die Ortsgemeinde Beulich beabsichtigt, ihre Grillhütte auch bei schlechtem Wetter vollständig zu nutzen. Ein offener, überdachter Vorraum mit Bänken und Stehtischen, der auch von Wanderern und Radfahrern genutzt werden kann, soll entstehen. Dafür gibt es eine Leader-Finanzspritze von 7367,30 Euro.
Förderung geht in die nächste Runde
Schon vor der Vorstellung der beschriebenen Projekte war die Tagesordnung der LAG-Sitzung unter der Leitung der Vorsitzenden Sandra Zilles um einen weiteren Förderaufruf erweitert worden. Insgesamt 450.000 Euro für innovative Vorhaben liegen bereit. Bewerben können sich öffentliche, private sowie gemeinnützige Antragsteller bis zum 30. September 2025.
Die Projekte müssen inhaltlich in mindestens eines der strategischen Handlungsfelder „Lebendige Orte“, „Nachhaltige Wirtschaft“ oder „Regionale Identität und Kultur“ passen. Die maximale Förderung je Vorhaben liegt bei 200.000 Euro. Zur Bewerbung ist die Einreichung eines Projektsteckbriefes bei der Geschäftsstelle der LAG, ansässig beim Regionalrat Wirtschaft, erforderlich. Das Team der Geschäftsstelle bietet umfassende Beratung und Unterstützung bei der Projektentwicklung und der Beantragung.