Meinung zum Spectaculum-Aus
Wir regulieren unsere Feste zu Tode
Charlotte Krämer-Schick
Jens Weber. MRV

Es ist ein herber Verlust, dass das Spectaculum Oberwesel nicht mehr stattfinden soll. Und es macht deutlich: Wir regeln uns zu Tode.

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Türme, Wein – und Spectaculum: Das sind die Dinge, an die ich sofort denke, wenn ich Oberwesel höre. Vielen anderen wird es ähnlich gehen. Seit ich denken kann, lockt die Veranstaltung Besucher in Massen an den Mittelrhein. Das Ambiente, das Angebot, die Stimmung, da passt einfach alles. Doch damit ist nun Schluss.

Seit Jahrzehnten setzt sich der Verein zur Erhaltung mittelalterlichen Brauchtums in Oberwesel mit viel Aufwand, Herzblut und allergrößtem Engagement ein für die Durchführung und das Gelingen des Mittelalterfests. Passiert ist bisher – Gott sei Dank – nichts. Das liegt sicher auch daran, dass die Aktiven sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Dass sie im Blick haben, wo welches Feuer brennt und wo welcher Strohballen liegt.

Dass die Auflagen trotz allem immer weiter steigen zeigt, wie wir uns zu Tode regeln und absichern. Jede noch so kleine Eventualität muss in Betracht gezogen werden, jeder Unfall muss vermieden, und für jeden Vorfall muss es einen Verantwortlichen geben. Der Verein hat einen Großteil dieser Verantwortung bisher getragen. Dass er das insbesondere aus finanziellen Gründen nun nicht mehr tun kann, macht deutlich, dass das Ende der Auflagenfahnenstange nun endgültig erreicht ist.

Es ist ein mehr als herber Verlust, das Aus für das Spectaculum. Ein Verlust für Oberwesel, für das Mittelrheintal, für die gesamte Region. Der Verein hat es über Jahrzehnte hinweg geschafft, das mittelalterliche Erbe Oberwesels – für Jung und Alt – erlebbar zu machen und der Stadt ein besonderes Gesicht zu geben. Das Spectaculum gehört zu den schönsten und größten Mittelalterfesten bundesweit. Da muss es doch eine gemeinsame Lösung geben, diesen Verlust noch einmal abzuwenden.

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