Durch die geplante Mittelrheinbrücke ist keine zusätzliche Verkehrsbelastung für die Städte St. Goar und Oberwesel zu erwarten. Dieses Auffassung der Landesregierung bestätigte jetzt Staatssekretär Alexander Schweitzer gegenüber dem Oberweseler Stadtbürgermeister Jürgen Port.
Die Ansicht des Mainzer Verkehrsministeriums zu den Verkehrsströmen infolge der Mittelrheinbrücke fußt auf dem Ergebnis einer von der Landesregierung in Auftrag gegebene Expertise der „Gesellschaft für Verkehrsberatung und Systemplanung“ (GVS) vom Juni 2009. Laut dieser Studie generiert die Brücke zwischen Fellen und Wellmich keinen nennenswerten Zuwachs des Verkehrs vom Rechtsrheinischen über die Anschlussstellen Emmelshausen, Pfalzfeld oder Laudert zur A 61. Die Brücke ist laut GVS-Expertise vielmehr für den Verkehr von der B 274 (von Nastätten nach St. Goarshausen) zur linksrheinischen B 9 und dann weiter Richtung Koblenz von Bedeutung.
Dieser Verkehrsprognose schließt sich die Landesregierung an. So erfuhr Port, der während der Tagung des Werkbundes in St. Goar Staatssekretär Siegfried Englert seine Befürchtungen mitteilte, durch die Brücke steige die Verkehrsbelastung zwischen Oberwesel und Laudert, da die L 220 wegen ihrer geringen Steigung die beste Anbindung vom Mittelrheintal an die A 61 bedeute. Sie biete für rechtsrheinische Anlieger zudem eine schnelle Verbindung zum Flughafen Hahn und in Richtung Trier/Luxemburg. Nach Mainzer Lesart sind jedoch „Veränderungen in den Verkehrsstärken auf der L 220 nicht relevant“.
Die Debatte wirft eine grundsätzliche Frage auf: Ist die feste Rheinquerung zwischen Fellen und Wellmich nur von lokaler, allenfalls regionaler Bedeutung? Oder sorgt die Brücke für eine neue Ost-West-Verkehrsachse? Für das Land und die beiden tangierten Kreise ist die Antwort klar: Bei prognostizierten 7000 Fahrzeugen am Tag, die in beide Richtungen über die Brücke rollen, kann von einer überregionalen Bedeutung keine Rede sein. Das machte Staatssekretär Englert in St. Goar deutlich. Laut GVS-Studie werden gerade mal 1200 Fahrten neu generiert.
Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein, Vorsitzender von Europa Nostra Deutschland, hält die Verkehrsprognose für wenig stichhaltig. Da die vier am Mittelrhein bestehenden Fähren nur insgesamt 1100 Fahrzeuge am Tag beförderten, könnten die 7000 prognostizierten Fahrzeuge nur durch eine „erhebliche Ausweitung des Ost-West-Verkehrs“ erklärt werden.
Dies meint auch die „Bürgerinitiative „Keine Südumgehung Limburg“. Sie sieht im Bau der Mittelrheinbrücke den notwendigen Lückenschluss für den seit Langem geplanten Frachtkorridor von Luxemburg/Hahn in die Mitte Deutschlands. Der teure Brückenbau mache nur dann einen wirtschaftlichen Sinn, wenn über eine Verbindung von St. Goar nach Limburg eine neue Ost-West-Trasse vor allem für den Schwerlastverkehr geschaffen wird, teilt die Bürgerinitiative mit.