Es ist der Ort, an dem sich die beiden vor rund drei Jahren kennengelernt hatten. Und dabei hatte der Zufall eine ganz entscheidende Rolle gespielt. Die Geschichte der beiden beginnt in einer Zahnarztpraxis in Oberwesel. Zumindest indirekt.
Der Bad Kreuznacher David Holste war zu dieser Zeit als Erzieher in einer Schule im Silicon Valley angestellt, hatte sich ganz bewusst dazu entschieden, im Ausland zu arbeiten und etwas Neues kennenzulernen. Er wollte sich alle Optionen, auch auf eine mögliche Verlängerung des dreijährigen Aufenthalts auf sechs Jahre, offenhalten.
Die Wiebelsheimerin Antonia Schmidt hatte sich als Erzieherin für ein Jugendcamp gemeldet, wollte anschließend die Zeit nutzen, um durch das Land zu tingeln. Deswegen musste sie ihrer Zahnärztin auch eine Absage erteilen, als die vorschlug, einen neuen Termin in drei Monaten zu vereinbaren. Stattdessen erzählte sie ihr von ihren Plänen, davon, dass sie die USA bereisen und das Land näher kennenlernen möchte. „Da hat sie mir gesagt, dass sie dort jemanden kennt, der schon länger vor Ort ist.“
Dieser Jemand war David Holste. Über die sozialen Medien suchte sie den Bad Kreuznacher, schrieb ihn an – und tauschte sich intensiv mit ihm aus. „Mir ging es vor allem darum, vor Ort einen Ansprechpartner zu haben, jemanden, der mir San Francisco zeigt, der wertvolle Tipps für mich hat“, erzählt Antonia Holste, die zu diesem Zeitpunkt noch Schmidt hieß – und die damals keinen Gedanken daran verschwendete, dass sie drei Jahre später mit David Holste und ihrem acht Monate alten Sohn zusammen im Wohnzimmer sitzen würde.
Corona sorgte beim jungen Paar für viel Ungewissheit
Doch schon früh wurde den beiden klar, dass da mehr war als ein Austausch zwischen einem Insider und jemandem, der sich nur informieren wollte. Schnell wechselten die beiden von sozialen Medien zu WhatsApp und Telefon und für ihr erstes Treffen verabredeten sie sich unter der Golden Gate Bridge. „David hat mir dann ganz viele schöne Orte gezeigt und wir hatten eine tolle Zeit miteinander“, erzählt die Wiebelsheimerin. Doch während die Reise für sie weiterging, blieb David Holste in San Francisco, ging seiner Arbeit nach. Als Antonia Holstes Tour sie nach Las Vegas führte, reiste er ihr aber hinterher. „Spätestens da war mir klar, dass er es ernst meint“, sagt sie mit einem Lachen.
Allerdings ging es für die Hunsrückerin nach wenigen Wochen zurück in die Heimat und für die das junge Paar begann eine Zeit der Ungewissheit und der fehlenden Perspektiven. Denn als Corona begann, war der Kreuznacher noch in den USA, hatte eigentlich noch einige Monate vor sich, während Antonia Holste in Wiebelsheim war. „Der Luftraum war ja phasenweise komplett abgesperrt, sodass ich überhaupt nicht wusste, wann und wie ich rauskomme. Zudem hatte ich bei meinem Arbeitgeber noch einen Vertrag, musste da noch Dinge regeln“, berichtet der 39-Jährige.
Beeindruckend sei in dieser Zeit die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort gewesen. Eltern von Kindern hätten angeboten, ihm ihre Flugmeilen zur Verfügung zu stellen, auch die Schulleitung habe sich, wenn auch zunächst zähneknirschend, bereit erklärt, ihn nach Hause fliegen zu lassen. Und tatsächlich konnte David Holste an dem Tag, an dem ihm seine Freundin aufgrund der fehlenden Perspektive ihr Leid klagte, endlich grünes Licht geben.
Er hatte noch für den gleichen Abend einen Rückflug ergattert, konnte nach Monaten des Hoffens, Wartens und Bangens endlich nach Hause, endlich zu seiner Freundin. Dort zogen die beiden ganz schnell zusammen, erlebten gemeinsam eine Corona-Quarantäne und waren sich schnell sicher, dass sie auch den Alltag gemeinsam bewältigen wollen und können. „Von einer Fernbeziehung ging es fast direkt in eine zweiwöchige Quarantäne und das haben wir alles gemeistert“, sagt Antonia Holste.
Romantischer Heiratsantrag blieb aus
Im März kam dann der gemeinsame Sohn Paul zur Welt – und schnell war klar, dass Papa David einen Teil seiner Elternzeit nutzen möchte, um mit der kleinen Familie in die USA zu reisen. Dahin, wo die Liebesgeschichte begonnen hatte. Die Idee, auch dort zu heiraten, kam den beiden im Gespräch. „Ich weiß, dass zu dieser Geschichte auch ein romantischer Heiratsantrag gepasst hätte, aber den gab es leider nicht“, erzählt David Holste mit einem Lachen.
Stattdessen waren sich die beiden schnell einig, dass sie diese besondere Zeremonie als kleine Familie erleben, dass sie im Vorfeld niemanden einweihen möchten, weder Verwandte noch Freunde. Das sei allerdings eine ganz schön große Herausforderung gewesen. Immerhin bestellte Antonia Holste eine Auswahl an Kleidern, die alle zu ihren Eltern kamen, das Paar suchte sich im Vorfeld Ringe aus, hatte einige Formalitäten zu klären. Dennoch klappte es. Erst einen Tag, nachdem sie sich im Beisein eines Pfarrers und einer Trauzeugin – einer ehemaligen Arbeitskollegin von David Holste, die noch in den USA lebt – das Ja-Wort gegeben hatten, informierten sie die Eltern und erzählten ihnen von der besonderen Zeremonie am Strand von San Francisco.
Weil die Brücke am Tag der Hochzeit im Nebel lag, entschieden sie sich für einen Platz ganz in der Nähe, einen Platz, an dem die Sonne schien, der Wind aber unaufhörlich wehte. „Die Haare habe ich mir jedenfalls umsonst frisiert“, berichtet Antonia Holste. Aber das war den beiden egal. Sie erlebten einen wunderschönen Tag mit einer rund 30-minütigen Zeremonie und mit dem Applaus der Touristen, die dem jungen Glück anschließend alles Gute wünschten. Als sich der Nebel verzog, klappte es sogar noch mit einem Foto unter der Golden Gate Bridge. „Es war traumhaft und für uns genau so perfekt“, sagen die beiden unisono.
Die Hochzeit war der Höhepunkt einer vierwöchigen USA-Reise, der die kleine Familie entlang der Westküste der USA geführt hatte. „Wir haben also praktisch eine vorgezogene Hochzeitsreise erlebt“, sagt David Holste. Und von diesen Erinnerungen zehren sie auch noch nach ihrer Ankunft im derzeit kalten Hunsrück. Spätestens, wenn sie sich gemeinsam die Fotos anschauen, mit ihrer Familie über die vielen Eindrücke und Erlebnisse reden, wissen sie: Sie haben alles richtig gemacht, als sie sich dazu entschieden haben, den schönsten Tag ihres Lebens – denn dass das so war, da sind sich beide sicher – zu dritt in den USA zu verbringen.