Jugend-Stadtgespräch Simmern
Wie Stefanie Hubig Bildungsgerechtigkeit fördern will
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig beantwortete beim Jugendstadtgespräch in Simmern Fragen zu Themen wie Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung an Schulen.
Lara Kempf

Beim zweiten Jugend-Stadtgespräch hatte das Jugendparlament der VG Simmern-Rheinböllen die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hübig eingeladen. Dabei waren die Teilnehmenden nicht bei allen Themen einer Meinung.

Wie sieht es mit der Bildungsgerechtigkeit in Rheinland-Pfalz aus? Und welche Rolle spielt die mentale Gesundheit von Lehrern und Schülern eigentlich? Über diese und noch weitere Fragen hat das Jugendparlament der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen beim zweiten Jugend-Stadtgespräch zusammen mit der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig gesprochen. Dabei führten einige Themen zu regen Diskussionen.

„Deutschland hat in der Pisa-Studie so schlecht abgeschnitten, wie seit Beginn der Datenerhebung nicht mehr.“ Mit diesen Worten eröffnete Jannis Kaack vom Jugendparlament die Diskussionsrunde im Pro-Winzkino in Simmern, wo rund 130 Zuschauer – Jugendliche wie Erwachsene – gekommen waren, um das Gespräch zu verfolgen, aber auch selbst Fragen zu stellen.

„Ich sehe das auch als Problem und mir ist es ein großes Anliegen, dass wir bei der Bildungsgerechtigkeit weiter kommen.“
Stefanie Hubig, Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz

Gleich zu Beginn forderte Kaack die Ministerin mit der These heraus, dass deutsche Schüler immer schlechter mit digitalen Geräten umgehen könnten. Zudem passiere an den Schulen im Bereich Digitalisierung noch zu wenig und auch einige digitale Tools wie die vom Land entwickelte „Schulchat-App“, die die Kommunikation zwischen Schülern, Lehrern und Eltern erleichtern soll, würden nicht richtig funktionieren. Hier merkte Hubig an, dass im Doppelhaushalt 2025/2026 des Landes insgesamt 30 Millionen Euro allein für die Digitalisierung der Schulen verwendet würden. „Wir haben schon eine große Architektur geschaffen, arbeiten aber auch weiterhin daran, dass in diesem Bereich noch mehr passiert und er weiter ausgebaut wird“, betonte die 56-Jährige.

Zum Thema künstliche Intelligenz (KI) hatte Hubig eine klare Meinung: „Wir wollen, dass Schüler und Lehrer die Kompetenz haben, damit umgehen zu können.“ Um dies zu fördern, gebe es für alle Lehrer in Rheinland-Pfalz einen kostenlosen Zugang zum KI-Tool „fobizz“, das die Unterrichtsvorbereitung und den Schulalltag vereinfachen soll. Auch für Schüler könne der Zugang von den Lehrern freigeschaltet werden.

Startchancen-Programm soll Bildungsgerechtigkeit fördern

Dass Bildung auch in Rheinland-Pfalz oft von Ungerechtigkeiten geprägt ist, war ein weiteres großes Themenfeld, das die Jugendlichen beschäftigte. „Die soziale Herkunft beeinflusst den Bildungsweg vieler Sch üler. Warum ist das so und was unternehmen Sie dagegen?“, fragte Fynn Stefan Klein, ebenfalls Mitglied des Jugendparlaments, Hubig ganz direkt. „Ich sehe das auch als Problem und mir ist es ein großes Anliegen, dass wir bei der Bildungsgerechtigkeit weiter kommen“, antwortete die Ministerin.

Als eine der wichtigsten Maßnahmen führte sie das „Startchancen-Programm“ an. Das Bund-Länder-Programm solle dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems in Deutschland nachhaltig zu verbessern, die Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu erhöhen und den starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufzubrechen. „Aus Rheinland-Pfalz nehmen rund 200 Schulen an dem Projekt teil, die so finanziell bei ihren Herausforderungen unterstützt werden. Zusätzlich müssen wir akademische und berufliche Bildung gleich stark unterstützen“, sagte Hubig. 

Beim Thema mentale Gesundheit wies Kaack darauf hin, dass dies während der Corona-Pandemie ein wichtiger Aspekt gewesen sei. „Nun scheint es in den Schulen aber gar keine Rolle mehr zu spielen.“ Dieser These widersprach die Ministerin vehement. Die mentale Gesundheit, sowohl der Schüler als auch der Lehrer, sei auch weiterhin wichtig. „Es gibt für Schüler und Lehrer viele Angebote in Rheinland-Pfalz. Ein Beispiel ist die Nummer gegen Kummer. Es passiert schon viel in diesem Bereich, aber mir ist natürlich auch bewusst, dass immer noch Luft nach oben ist“, betonte die 56-Jährige.

Zahlreiche Jugendliche, aber auch Erwachsene, waren ins Kino nach Simmern gekommen, um zusammen mit Stefanie Hubig über die Bildungspolitik zu diskutieren.
Lara Kempf

Als Kaack die Ministerin damit konfrontierte, dass in Rheinland-Pfalz rund 5000 Lehrkräfte fehlen würden, positionierte sie sich ganz deutlich: „Ich folge dieser These nicht. Ja, wir haben eine dünne Personaldecke, aber so extrem ist es nicht. Zudem haben wir jüngst erst eine Fachkräftekampagne gestartet, um dem entgegenzuwirken.“

Nach der Diskussionsrunde hatten schließlich auch die Zuschauer die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Dabei meldeten sich sowohl Schüler als auch Lehrer zu Wort. Vor allem Themen wie die Überlastung von Schulpsychologen und Lehrern, aber auch das Thema Rechtsruck brannten den Gästen auf der Seele. Besonders über Letzteres machten sich mehrere Jugendliche Gedanken. „Denken Sie nicht, dahingehend muss auch in den Schulen etwas getan werden?“, fragte ein Schüler. Diese Frage beantwortete die Bildungsministerin mit einem klaren „Ja“, appellierte aber gleichzeitig auch an die Jugendlichen, selbst aktiv zu werden. „Ihr müsst euch Gedanken darüber machen, in was für einer Welt ihr leben wollt. Ich wünsche euch, dass ihr in Freiheit und Demokratie aufwachst. Dafür müsst ihr aber auch selbst etwas tun“, betonte Hubig. Für diese Ausführungen erhielt die Politikerin zum Abschluss einen großen Applaus vom jungen Publikum.

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