Erneuerbare Energien werden immer wichtiger, auch in Rheinland-Pfalz. Im Rhein-Hunsrück-Kreis nimmt besonders die Windenergie einen hohen Stellenwert ein. Um sie auch in Zukunft ohne Probleme abtransportieren und, die Menschen weiterhin zuverlässig mit Strom versorgen zu können, modernisiert der Verteilnetzbetreiber Westnetz nun die Hochspannungsverbindung zwischen Erbach und Metternich. Rund 45 Kilometer beträgt die Strecke. Das Projekt wird in diesem Bereich eines der größten in Rheinland-Pfalz. Nun wurde symbolisch der erste Bauabschnitt zwischen Erbach und dem Windpark Kisselbach in Betrieb genommen.
Fast 100 Jahre alt ist die Hochspannungsfreileitung zwischen Metternich und Erbach – errichtet wurde sie im Jahr 1927. Um Strom aus großen Windparks und Photovoltaikanlagen in das Hochspannungsnetz integrieren zu können, wird die Übertragungsfähigkeit der Leitung um das Zweieinhalbfache erhöht. Die aktuelle Leitung ist 107 Megavoltampere (MVA) stark, die neue wird zwischen 260 und 280 MVA transportieren können, erklärt Projektleiter Tobias Umbach bei der symbolischen Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts. Die Kosten für das Projekt betragen rund 100 Millionen Euro.

„Mit dem Zugang zu einem zuverlässig und sicher betriebenen Netz mit ausreichender Übertragungskapazität schaffen wir eine der Grundvoraussetzungen zur Netzintegration der erneuerbaren Energien vor Ort“, betont Andreas Berg, Technik-Vorstand der Westenergie AG. Dabei weist er besonders auf das Thema Windenergie hin. Diese könne mithilfe der neuen Leitung bald besser und zuverlässiger abtransportiert werden.
Auch Katrin Eder, die rheinland-pfälzische Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, war vor Ort und lobte das Projekt. „Das beste Ausbauvolumen hilft nicht, wenn der Strom nicht ins Netz kommt, also verarbeitet werden kann.“ Daher sei die Ertüchtigung insbesondere der Stromverteilnetze einer der Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Transformation hin zur Klimaneutralität. „Das Projekt ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität und Energiewende“, so die Umweltministerin.

Der Neubau erfolgt in zwei Etappen. Bereits im Juli 2024 begannen die Bauarbeiten für den südlichen Teil bei Rheinböllen. Dieser – von Rheinböllen bis Dörth – wird voraussichtlich im Sommer 2026 fertiggestellt werden, eine Strecke von insgesamt 18 Kilometern. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 42 Millionen Euro. Danach ist der nördliche Teil dran – von Dörth bis Koblenz-Metternich. Hier sollen die Bauarbeiten voraussichtlich Anfang 2027 starten. Geplant ist, die gesamte Verbindung 2030 in Betrieb zu nehmen, erklärt Umbach. Da die Strecke in zwei verschiedene Bauabschnitte aufgeteilt ist, wird die Stromversorgung während der Bauarbeiten zu keiner Zeit unterbrochen.
Doch was wird genau gemacht? Westnetz baut die neue Hochspannungsverbindung in der Trasse der schon bestehenden Leitung. Die neuen Masten werden ungefähr an derselben Stelle wie die alten stehen, allerdings wird es deutlich weniger davon geben. Denn die neuen Masten sind schwerer und können mehr Energie übertragen. Die 175 bestehenden Masten werden abgebaut und 135 Stahlgittermasten mit einer Höhe von 40 Metern neu errichtet.

Dazu werden die alten Masten abgebaut und das Fundament entfernt. Für einen neuen Mast wird eine Baugrube ausgehoben und ein Betonfundament gegossen. Am Ende sind nur noch vier Fundamentköpfe sichtbar, an denen die ersten Teile der Eckstiele eingegossen sind. Es dauert rund 28 Tage, bis das Fundament ausgehärtet ist. Der neue Mast wird in Einzelteilen geliefert, am Boden vormontiert und dann mithilfe eines Autokrans an die Eckstiele im Fundamentkopf gesetzt. Zum Schluss werden die Leiterseile angebracht.
Die Montage der neuen Masten stellt das Team der Westnetz-AG allerdings auch vor einige Herausforderungen. „Da Teile der Strecke durch ein Naturschutzgebiet laufen, müssen wir unsere Baumaßnahmen natürlich mit dem Natur- und Artenschutz in Einklang bringen. Dafür haben wir aber eine ökologische Baubegleitung“, sagt Umbach. Auch der Standort der Westnetz-Leitung bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Sie liegt inmitten zweier anderer Leitungen. Rechts von ihr läuft eine Leitung von Amprion, links von ihr eine Leitung der Deutschen Bahn. „Das sind sehr hohe Voltzahlen, die da entlang fließen. Da muss man ziemlich vorsichtig sein, besonders mit den Baukränen“, betont der Projektleiter. Zudem verlaufen die Leitungen teilweise auch über die A61 – und an einer Stelle auch über die Mosel. „Hier ist ebenfalls Vorsicht geboten“, sagt Umbach.