Mit Pappmöbeln für Katzen macht sich Joshua Becker selbstständig und landet mit seiner Idee bei einem Gründerwettbewerb auf Platz 3
Wenn’s im Karton rappelt, ist der Spaß groß: Lautzenhausener startet mit KittyPits durch
Kater Lui hat die Stecksysteme ausgiebig getestet und für gut befunden.
Kitty Pits

Lautzenhausen/Frankfurt. Es knarzt, es riecht neu und es macht unglaublich viel Spaß, sich darin zu verstecken: Der dreijährige Lui braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Stellt ihm sein Herrchen Joshua Becker eine Pappkiste hin, fängt das Herz des Stubentigers an schneller zu schlagen – und schwupps! Schon ist er verschwunden, und es rappelt im Karton.

Lesezeit 3 Minuten

Kater Lui hat die Stecksysteme ausgiebig getestet und für gut befunden.
Kitty Pits

„Dabei habe ich Lui im vergangenen Jahr so viel Spielzeug bestellt, damit er sich nicht langweilt“, erinnert sich Becker. Das war im April, als der frühere Lautzenhausener plötzlich wegen des Lockdowns ins Homeoffice geschickt wurde und der Kater dachte, dass sein Spielpartner nun ganz viel Zeit zum Toben hat.

Ein Irrtum. Doch das hält Lui nicht davon ab, Becker immer wieder dazu aufzufordern. „Es ist unglaublich schwierig, sich zu konzentrieren, wenn die Katze um einen herum ständig bespaßt werden will“, erzählt der 27-Jährige, der seit einigen Jahren in Frankfurt lebt und arbeitet. Als die Pakete mit den Spielzeugen kommen, packt Becker sie ganz aufgeregt aus und präsentiert Lui die neusten Errungenschaften. Die Ernüchterung folgt auf der Pfote. „Die Sachen haben ihn gar nicht interessiert, Lui fand die Pappbox viel spannender. So ist das halt – Katzen lieben Kartons“, sagt Becker und lacht. Um dem Kater seinen Spaß zu lassen, lässt er ihm die Kartons stehen. „Ich habe Lui dann kurzerhand eine Katzenburg aus den Boxen gebastelt“, erinnert sich Becker. Dem kleinen Herrn des Hauses hat das neue Spieleparadies „super gut“ gefallen, erzählt er – Freundin Lara hingegen weniger. „Sie war nicht so begeistert und wollte das nicht in der Wohnung stehen lassen, erst recht nicht, wenn Gäste kommen.“

Schließlich sind braune Versandboxen mit irgendwelchen Logos drauf wenig ansehnlich und wirken zudem wild durcheinander gewürfelt. Um den Wünschen von Kater Lui sowie Freundin Lara gerecht zu werden, überlegt sich Becker, einen Spaß- und Rückzugsort, der beiden gleichermaßen gefällt: ein stylishes Katzenhaus aus Pappe. Damit war sie geboren, die Idee zu KittyPits.

Idee hat ihn nicht mehr losgelassen

„Katzen verlieren schnell das Interesse an ihrem Spielzeug, weshalb es mir wichtig war, durch dieses Baukastenprinzip immer wieder etwas Neues zusammenbauen zu können. So bleibt KittyPits für die Katze abwechslungsreich und interessant“, erklärt Becker das Prinzip. Nachdem die Idee zu den Katzenboxen im April 2020 Formen annimmt, arbeitet er sie einen Monat später theoretisch aus. „Die Idee hat mich einfach nicht mehr losgelassen“, so Becker. Also belegt er einen kostenlosen Online-Kurs zum Thema „Entrepreneurship“ an der Harvard-Universität, schreibt zum ersten Mal einen Businessplan und recherchiert, ob er mit KittyPits auf dem Markt überhaupt Chancen hätte. Seine Erkenntnis: In fast jedem vierten Haushalt in Deutschland leben Katzen. „Das sind rund 9,5 Millionen Haushalte“, erklärt Becker.

Ein Teil der KittyPits-Crew: Gründer Joshua Becker, Produktester Lui, Beckers Freundin Lara sowie sein Vater Melvyn stehen voll und ganz hinter dem Pappstecksystem für Katzen. Fotos: Kitty Pits
Kitty Pits

Damit gibt er sich jedoch nicht zufrieden. In seinem näheren Umfeld holt sich der 27-Jährige Feedback zu seiner Idee ein und startet eine Marktumfrage, bei der 120 Teilnehmer mitmachen. Ihre positiven Rückmeldungen bestärken Becker in seiner Entscheidung, zeigen ihm, dass er „auf der richtigen Spur“ ist. So kontaktiert er im Juni erstmals Hersteller und findet letztendlich in Obertshausen (Hessen) ein Unternehmen, das das Potenzial hinter KittyPits erkennt und in die Produktentwicklung investiert. „Die verwendete weiße Vollpappe entspricht dem ökologischen Leitgedanken der Ressourcenschonung und des nahezu geschlossenen Rohstoffkreislaufes“, erzählt Becker. „Das geringe Produktgewicht reduziert zudem verkehrsbedingte Umweltbelastungen wie Schadstoffemissionen.“ In den kommenden Monaten fließen seine Recherchen in die Prototypentwicklungen ein, und Becker lernt viel über Pappe, verschiedene Materialstärken, Stecksysteme, Papplaschen und Nachhaltigkeit.

Während dieser Phase ist Kater Lui sein schärfster Kritiker – im wahrsten Sinne des Wortes. „Die meisten Katzen kratzen oder beißen in normale Kartons. KittyPits sind aber beschichtet, weshalb die Boxen deutlich widerstandsfähiger sind“, sagt Becker und ergänzt lächelnd: „Allerdings kann man sie nicht komplett vor wilden Stubentigern beschützen.“

Freude über baldigen Start ist groß

Für ihn sind die vergangenen Monate eine „sehr spannende Zeit“ gewesen, wobei ihm auf dem Gründerwettbewerb „Start-up Weekend Mittelhessen“ im November direkt ein Raketenstart gelingt. Hier hat er zum ersten Mal die Gelegenheit, seine Idee der Öffentlichkeit zu präsentieren und zu schauen, ob sie ankommt. Beckers Präsentation überzeugt und Kitty Pits schafft es von 20 Mitbewerbern auf Platz 3. „Eine Woche später habe ich mein Unternehmen angemeldet – und das trotz Vollzeitjob“, sagt er. Auf dem Siegespodest zu stehen, habe ihn beflügelt, so der 27-Jährige. Bedenken, das alles zu schaffen, habe er keine. „Ich stehe nicht allein da. Meine Familie, meine Partnerin sowie Freunde stehen hinter mir und unterstützen mich“, sagt Becker. „Sie sind genauso wie ich von KittyPits überzeugt. Zudem habe ich mit Lui den weltbesten Produktester. Deshalb freuen wir uns, wenn wir Mitte April offiziell starten können.“

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.kittypits.de

Von unserer Redakteurin Monika Pradelok

Top-News aus der Region