Gondershausen – „Der Weihnachtsstern, der weiß den Weg, kommt alle mit und singt. Der Weihnachtsstern zeigt uns den Weg, der uns zur Krippe bringt.“
Aus zahlreichen Kinderkehlen erklingt jenes Lied, das es noch nicht zum weihnachtlichen Gassenhauer gebracht hat. Im Gondershausener Kindergarten „Zum Guten Hirten“ ist das Lied während der Adventszeit jedoch zu einer Art Kita-Hymne geworden. Denn der Weihnachtsstern zeigt, wo es langgeht. Er bestimmt den Tagesablauf und ist allgegenwärtig.
„Kleiner Stern ganz groß“, lautet das Motto in diesem Jahr. Der Drei-Gruppen-Kindergarten in Gondershausen nimmt seinen Namen „Vom Guten Hirten“ beim Wort und macht aus seiner katholischen Trägerschaft Ernst. Ganz selbstverständlich werden die kirchlichen Feste gefeiert. Religiöse Zeichen gehören zum Alltag. Auch Beten und Biblische-Geschichten-Erzählen sind Bestandteile im Tagesablauf. Das ganze Jahr hindurch erfahren die Kinder christliche Werte wie Wertschätzung, Nächstenliebe, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Vergebung, Neuanfang und Freude. „Das erleben die Kinder nicht nur, sondern sie lernen auch, diese Werte im Alltag umzusetzen“, sagt Schwester Mariagnes von den Schönstätter Marienschwestern, die Leiterin des Kindergartens.
In der weihnachtlichen Festzeit erfüllt das Leitbild vom „Guten Hirten“ die Herzen der Kinder noch stärker als sonst. Das religiöse Zeichen erhält einen besonderen Glanz. „Kleiner Stern ganz groß“ – das ist nicht nur so ein Spruch. Die 65 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren haben sich den Stern selbst gebastelt. Damit wird die frohe Kunde, auch wenn der kleine Mensch sie unmöglich gänzlich begreifen kann, zum Greifen nah: Jesus, das Licht der Welt, wird uns zu Weihnachten geschenkt. Er ist der kleine Stern, der ganz groß für uns leuchtet, weil er Gottes Sohn ist. So haben es Schwester Mariagnes und ihre acht Kolleginnen den Kleinen erklärt. Auf diese Weise strahlt im Kindergarten „Vom guten Hirten“ Weihnachten hinaus ins ganze Jahr: Viele kleine Sterne leuchten zusammen ganz groß. „Damit erhält das Kind Wertbewusstsein, Achtung und Wahrnehmung des Nächsten, ein Gemeinschaftsgefühl und Geborgenheit in einer familiären Atmosphäre“, sagt Schwester Mariagnes.
Weihnachten ist das ganze Jahr oder gar nicht. Dieser Spruch findet unausgesprochen im Gondershausener Kindergarten Anwendung. So passt das weihnachtliche Motto „Kleiner Stern ganz groß“ zur ganzjährlich präsenten Feststellung „Du bist ein Goldstück“. Dieses größte Kompliment, das man einem Kind machen kann, prangt an der Wand des Foyers. Darunter findet sich ein Bild von Maria und dem Jesuskind, umrahmt von Babyfotos aller 65 Kinder. „Wenn ich ein Goldstück bin, kann ich leuchten“, beschreibt Schwester Mariagnes die Querverbindung des weihnachtlichen Mottos zum Alltagsmotto. Dahinter steckt die christliche Kernaussage, dass jeder Mensch einmalig ist: Wer Gottes Liebe erfährt, kann Nächstenliebe praktizieren und ist zur positiven Selbstliebe fähig. Aus diesem weihnachtlichen Verständnis heraus werden die Kinder zu selbstbewussten Menschen erzogen.
Die Adventszeit hält für die Kleinen ein weiteres himmlisches Geschenk bereit. Täglich gibt es die Engelspost: Jedes Kind bekommt einen Brief vom Engel seiner Gruppe. Dort steht nur Gutes über das Kind geschrieben. Joshua von der Schäfchengruppe ist sichtlich stolz, als die Gruppenleiterin ihm seine Engelspost vorliest: „Bleibe weiterhin so ein kontaktfreudiger Junge“, lautet der Wunsch des Engels.
Joshua und die anderen Kinder werden viel aus ihrem Kindergarten mitnehmen, wenn sie heute in ihrer Familie Weihnachten feiern. Für ihre Eltern haben sie einen „Sternenteller“ gestaltet – das Geschenk kommt von Herzen.