Die Autorin Kerstin Mohr aus Emmelshausen hat einen Ratgeber zum Thema Minimalismus für Eltern geschrieben
Weniger ist mehr für glückliche Familien: Autorin Kerstin Mohr aus Emmelshausen hat Minimalismus-Ratgeber geschrieben
Kerstin Mohr gibt in ihrem neuen Buch Tipps, wie Minimalismus und Ordnung im Alltag das Familienleben entspannen können. In der Küche können dabei unter anderem auch einheitliche und beschriftete Vorratsbehälter und Kisten helfen. Foto: Philipp Lauer
Philipp Lauer

Emmelshausen. Mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge haben – diesen Wunsch dürften viele Menschen haben. Kerstin Mohr aus Emmelshausen verrät in ihrem neuen Buch, wie Minimalismus dabei helfen kann. Ihr Ratgeber mit dem Titel „Simply Less, Simply Happy. Minimalismus für ein entspanntes Familienleben“ richtet sich besonders an Familien. Bei ihr kam das Bedürfnis nach einer Veränderung nach der Geburt ihres zweiten Kindes auf. „Ich habe gemerkt, dass ich viel Zeit damit verbracht habe, immer wieder die gleichen Dinge zu tun, und habe mich gefühlt wie in einem Hamsterrad“, sagt Mohr.

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Sie setzte sich mit Lektüre zum Thema Ordnung und Aufräumen auseinander und stellte fest: „Minimalismus ist mein Ding.“ Nach der Schwangerschaft begann sie damit, den Kleiderschrank auszumisten, und nahm sich dann nach und nach andere Bereiche im Haus vor. Dabei pickte sie sich aus den verschiedenen Ratgebern und Tipps von Ordnungscoaches die zu ihr passenden Methoden heraus und stellte sich ihr eigenes System zusammen. „Ich putze nicht gern, aber ich räume gern auf und habe es gern ordentlich und sauber. Eine feste Routine hilft dabei, dass man über die Arbeit nicht lang nachdenken muss und es nicht lästig wird“, sagt die 41-Jährige. Aufräumen helfe ihr dabei, sich zu fokussieren. „Manchmal ist bei uns das totale Chaos, aber wenn man ein System hat, geht es auch schnell wieder. Das tut mir gut.“

Ein Buch über ihre Erfahrungen zu schreiben, war zunächst gar nicht das Ziel, sagt die Autorin. „Eigentlich hatte ich angefangen, einen Krimi zu schreiben und kam dabei nicht weiter.“ Die Arbeit an dem Sachbuch sei ihr dann leichter gefallen. Aktuell schreibt sie wieder am Krimi. „Ich habe schon immer gern geschrieben, zum Beispiel Kurzgeschichten und auch schon mal einen Blog.“ Das Schreiben ist ein Standbein der Autorin. Nach ihrem Studium in Mainz in den Fächern Publizistik, Politik- und Buchwissenschaften, arbeitete sie zunächst beim ZDF, und nun ist sie in der Schulbibliothek der IGS Emmelshausen tätig.

„Je weniger Kram man hat, desto weniger Aufwand ist es, Ordnung zu halten“, sagt Mohr. Deswegen ist der erste Schritt zu mehr Ordnung, auszumisten. Vielen Menschen falle es schwer, sich von Dingen zu trennen. Ganz besonders schwer, wenn es um Erinnerungsstücke oder Geschenke geht. „Der Sinn eines Geschenks ist es, Freude zu machen. Wenn man etwas nur behält, weil es ein Geschenk war, erfüllt es seinen Zweck nicht mehr. Wenn man sich das bewusst macht, kann man Geschenke einfacher gehen lassen.“

Ihr selbst fällt es besonders schwer, sich von Büchern zu trennen, auch hier helfe es, sich deren Zweck vor Augen zu führen. „Bücher sollen gelesen werden. Wenn sie im Regal versauern, erfüllen sie ihren Zweck nicht. Ich schmeiße Bücher aber nicht in den Müll, sondern versuche jemanden zu finden, dem ich eine Freude machen kann, oder gebe sie in einen Bücherschrank.“ Es gibt die Theorie, dass man nur einmal ordentlich aufräumen müsse und sich die Ordnung dann wie von selbst hält. Das sieht Mohr anders, für sie ist Aufräumen ein ständiger Prozess. Man müsse auch nach dem Aufräumen aufpassen, sich die gewonnene Ordnung nicht durch unnötigen Konsum wieder zunichtezumachen. „Ich bin keine Konsumverweigerin, aber dagegen, Sachen blind einzukaufen und will zum Nachdenken anregen.“ Ein Tipp ist dabei, eine Wunschliste zu führen. Ist ein Wunsch auf der Liste auch nach 30 Tagen noch aktuell, könne man eher davon ausgehen, dass man auch länger Freude daran hat, wenn man ihn erfüllt. „Man weiß die Dinge dann mehr zu schätzen.“

Aufräumen und Ordnung halten ist seit einigen Jahren ein großes Thema, mit dem sich eine Vielzahl an Sachbüchern befasst. Zunehmend bieten auch Ordnungscoaches ihre Dienste an. „Ich denke, das liegt daran, dass die Leute insgesamt zu viel besitzen. Es gibt heute mehr Möglichkeiten, viele Menschen können sich vieles leisten. Konsum ist sehr schnell und mit geringer Hemmschwelle auch von zu Hause aus möglich.“ Sie habe zwar schon mal ihre Schwester zum Thema beraten, plant aber nicht in das Coaching-Geschäft einzusteigen. „Aber ich habe schon viele positive Rückmeldungen bekommen von Menschen, denen mein Buch geholfen hat. Das waren sowohl junge Mütter als auch ältere Menschen, die zum Beispiel selbst nicht so viel hinterlassen wollen.“

Nach einem kurzen Theorieteil beginnt das Buch mit einem Kapitel dazu, wie man Ordnung in die Küche bringen kann, und nimmt sich dann nach und nach weitere Räume vor. Zwischendurch gibt es in jedem Kapitel einen persönlichen Tipp und Listen, etwa mit Anregungen für einen überschaubaren Kleiderschrank oder Speiseplan. So wie Kerstin Mohr ihre Idee vom Minimalismus nicht ihren drei Kindern einfach aufdrücken möchte, rät sie auch den Lesern, nicht dogmatisch an die Sache heranzugehen. Perfektionismus sei nicht die richtige Herangehensweise, auch kleine Schritte helfen. Ihr Lieblingsmotto ist „Weniger ist mehr“ und dieses versucht sie auf alle Lebensbereiche anzuwenden. Damit gelinge es ihr und ihrer Familie bewusster zu leben, Zeit und Geld zu sparen. Philipp Lauer

Kerstin Mohr postet unter dem Namen miss_ _agatha bei Instagram. Ihr Buch ist ausschließlich bei Amazon erhältlich und kostet 8,90 Euro in gebundener Ausgabe und 3,99 Euro als E-Book.

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