Die Unternehmerin beschäftigt sich seit zwei Jahren mit Elektrofahrzeugen. Sie ist sehr daran interessiert, in naher Zukunft mit einem E-Taxi umweltfreundlichere Stadtfahrten in Boppard und den angrenzenden Ortsbezirken anbieten zu können. Sie hat sich vorab über die Erweiterung ihrer Taxi-Flotte intensiv informiert, erste Probefahrten haben sie überzeugt.
Jedes Fahrzeug in ihrem Fuhrpark übernimmt in der Regel täglich 15 bis 20 Stadtfahrten. Die Fahrgäste besuchen Ärzte, wollen zum Bahnhof, haben einen Termin zur Behandlung im Krankenhaus oder in der Mittelrhein-Klinik oder nutzen ein Taxi für ihre Einkaufsfahrten.
Nicht zu vergessen die Hotelgäste, die mit dem Zug anreisen, oder die Einheimischen, die abends ausgehen und mit dem Taxi nach Hause gefahren werden möchten. „Ein E-Taxi ist um ein Vielfaches teurer als ein herkömmliches Taxi mit Verbrennungsmotor. Ich bin bereit, der neuen Antriebstechnologie eine Chance zu geben. Allerdings muss ich mit rund vier Monaten Lieferzeit rechnen“, sagt die engagierte Taxiunternehmerin.
Zeit genug, um eine E-Ladestation an zwei Taxistellplätzen am Hauptbahnhof Boppard zu bauen. „Hier könnten zeitgleich zwei Taxen oder ein Privatfahrzeug Strom laden. Der hintere Bereich an der Mauer wäre perfekt, und die Ladestation steht geschützt“, sagt Nicole Martiens. Die Stadt Boppard soll es aus ihrer Sicht richten und neben weiteren Lademöglichkeiten für Privatfahrzeuge auch Taxi-Unternehmen, die Abgaben an die Stadt entrichten, unterstützen.
Rund 5000 Euro kostet eine Ladesäule zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Anbindung an das Netz kostet nach Aussage von Innogy weitere 2000 bis 5000 Euro. Es gibt nach Auskunft der Kreisverwaltung nicht nur kein E-Taxi im Kreisgebiet. Es gibt auch keine flächendeckende Versorgung mit Ladestationen. Gerade mal acht öffentlich zugängliche Aufladesäulen sind kreisweit in Betrieb: in Boppard am Parkhaus neben der Stadtverwaltung, in Emmelshausen am Parkplatz hinter dem ZaP, in Kastellaun in der Kirchstraße 1, in Kisselbach in der Gartenstraße 19 und in der Hauptstraße 13a, in Kirchberg in der Hauptstraße 70, in Simmern in der Ludwigstraße 13 und neuerdings auch am Freizeitbad in Rheinböllen.
Die Station in Simmern war die erste öffentliche Ladesäule im Kreis. 2010 wurde sie an der Kreisverwaltung installiert. Daneben gibt es privat organisierte Stromstationen wie beispielsweise im Hotel Bellevue in Boppard, wo die Gäste ihre Fahrzeuge aufladen können.
Auf den Rasthöfen abseits der Autobahn und direkt auf den Autobahnraststätten an der Kreisgrenze in nördlicher und südlicher Richtung sind noch keine Elektro-Ladesäulen vorhanden. An der Raststätte Mosel-West, in südlicher Fahrtrichtung der A 61, zwischen Dieblich und Waldesch, befindet sich eine Anlage im Bau.
An jeder Ladesäule können gleichzeitig zwei Autos aufgeladen werden. „Jeder Ladepunkt im Kreis wird im Monat durchschnittlich zehn Mal besucht“, weiß Joachim Busch, Innogy-Leiter Rhein-Nahe-Hunsrück. Mit 20 bis 30 Kilowattstunden erreichen die heutigen Fahrzeuge eine Reichweite von 90 bis 300 Kilometer, je nach Ladezeit. Eine der besten Ladesäulen im Kreis ist in der Tiefgarage in Boppard zu finden. „Dort bedienen sich ständig Verbraucher mit steigender Tendenz“, sagt Busch.
Mit der Smartphone-App ist es für den Autofahrer kinderleicht, sich zur Ladestation navigieren zu lassen. Vorab kann der E-Autofahrer über die App sehen, ob die Ladesäule frei ist.
Und wie bezahlt man den Strom an der Ladestation? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, die über die Smartphone-App angezeigt werden. Gängig ist die Bezahlung über eine Kreditkarte, mit Paypal oder per Gutschein.