An der IGS Emmelshausen haben in diesem Jahr einige Kinder aus Emmelshausen und der näheren Umgebung keinen Platz für den Besuch der fünften Klasse im kommenden Schuljahr bekommen. Zuletzt hatte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als Schulbehörde zehn Kindern, die außerhalb des Kreisgebiets wohnen, ihre zugesagten Plätze wieder abgesagt. Die Plätze werden nun an zehn Kinder aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis auf der Nachrückerliste vergeben. Landrat Volker Boch informierte den Kreistag am Montag. Daraufhin entwickelte sich eine Debatte dazu, ob der Kreis das Land zur Einrichtung einer fünften Klasse an der Schule auffordern soll.
Boch betonte, der Rhein-Hunsrück-Kreis sei als baulicher Schulträger der Integrierten Gesamtschule nicht in die Platzvergabe eingebunden. „Das Aufnahmeverfahren ist zwischen Schule und ADD fixiert. Wir haben keine Einflussmöglichkeit, um das Verfahren zu lenken“, sagte Boch. Darüber, dass nun nach der Anwendung der übergeordneten Schulordnung zehn Kinder aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis nachrücken, sei man bei der Kreisverwaltung froh. Im Rahmen des Aufnahmeverfahrens sei per Losverfahren eine Nachrückerliste mit einem Ranking erstellt worden. „Davon kommen zwei aus Boppard, zwei aus Emmelshausen, eines aus Gondershausen, eines aus Halsenbach, zwei aus Karbach“, berichtete Boch, bei zwei Kindern sei der Wohnort dem Kreis nicht bekannt geworden.

IGS Emmelshausen lehnt Kinder aus Emmelshausen ab
Bei Eltern in und um Emmelshausen kochen die Emotionen hoch: Ihre Kinder haben keinen Platz an der IGS bekommen, sie müssen nun wohl weitere Schulwege auf sich nehmen. Eine Folge der bevorstehenden Schließung der Realschule Marienberg in Boppard.
Armin Bernd (CDU) erkundigte sich nach Möglichkeiten, zu erreichen, dass eine fünfte Klasse eingerichtet werde. „Das Problem ist jetzt reduziert, aber nicht gelöst. Es gibt immer noch vermutlich 10 bis 15 Kinder aus der näheren Umgebung, die gerne zur IGS gehen möchten“, sagte Bernd.
„Die Festlegung erfolgt auf Ebene des Bildungsministeriums oder bei der ADD. Da sind wir nicht befähigt, eine Entscheidung zu treffen“, erklärte der Landrat. Im bisherigen Kontakt mit der ADD habe man immer die Information erhalten, dass dies in Rheinland-Pfalz eher nicht vorgesehen sei. Sollte eine Fünfzügigkeit kommen, wäre es Aufgabe des Schulträgers, dafür die räumlichen Voraussetzungen herzustellen, also zu bauen.

ADD sagt Kindern Plätze für IGS Emmelshausen wieder ab
Nach dem Ärger um die Schulplatzvergabe an der IGS Emmelshausen hatte die Kreisverwaltung die ADD um Prüfung gebeten. Die Behörde stellte Fehler im Verfahren fest und erteilte nun zehn Kindern unter anderem aus Pfaffenheck wieder eine Absage:
„Was wir bräuchten, um mit dem Land zu reden, wäre eine gesicherte Schülerzahlprognose. Die liegt uns im Moment nicht vor“, sagte Dezernent Mario Piroth. „Wir können im Moment als Verwaltung noch nicht sagen, ob das ein Trend ist, der sich fortsetzt und es rechtfertigt, dass wir über die Zügigkeit sprechen. Wir müssten dann auch baulich reagieren und über Raumprogramme nachdenken.“ Carina Konrad (FDP) erkundigte sich danach, ob diese Prognosen aktuell erarbeitet werden. „Das wäre wichtig zu wissen. Für die Kinder ist es ziemlich belastend, wenn sie fürchten müssen, nicht an die nächstgelegene Schule gehen zu können. Bei Gymnasien sind die weiten Wege auf dem Land wohl akzeptiert, aber wenn die Wege auch zur IGS immer weiter werden, müssen wir uns damit beschäftigen.“
Die Prognosen erstelle die Verwaltung anhand der Schülerzahlen und des Wahlverhaltens der vergangenen Jahre, erklärte Piroth. „Das Problem ist, dass sich das Schulwahlverhalten gerade massiv verändert. Da haben wir bis jetzt erst ein Jahr, und wir wissen nicht, ob das eine Jahr ausreicht, um für die Zukunft zu prognostizieren. An einer Veränderung der Zügigkeit hängt eine Menge dran. Da geht es auch um die Ausstattung mit Lehrkräften.“ Es sei nicht so, dass es im Kreis nicht genügend Schulplätze gebe, ergänzte Boch. Das Kant-Gymnasium und die Realschule plus Oberwesel hätten noch Kapazitäten.

Realschule Marienberg Boppard nimmt keine neue Klasse 5
Engagiert haben sich viele gegen die Schließung der Realschule Marienberg Boppard gewehrt. Nun steht fest: Im kommenden Schuljahr werden keine neuen Fünftklässler aufgenommen. Das wirkt sich auf andere Schulen in der Stadt und in Emmelshausen aus.
„Was hindert uns daran, bei der Landesregierung zu fordern, dass man temporär wenigstens für ein Jahr, eine fünfte Klasse einrichtet? Das muss doch machbar sein. Das Kind ist ja in den Brunnen gefallen, durch ein etwas verunglücktes Aufnahmeverfahren, und das wird letztlich auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Es kann doch nicht sein, dass Kinder aus und um Emmelshausen jetzt nicht an ihre IGS kommen“, hob Harald Rosenbaum (CDU) das Thema von der sachlichen Mitteilung endgültig auf eine politische Ebene.
Klaus-Peter Müssig (SPD) erinnerte daran, dass sich neben dem Fehler im Aufnahmeverfahren auch die Entscheidung des Bischofs nun auswirke, die Realschule Marienberg zu schließen. „Wir wissen, dass wir in den nächsten Jahren mehr Schulplätze brauchen, wir werden mit einer einmaligen fünften Klasse nicht auskommen. Wir müssen uns überlegen, welches Schulangebot wir noch machen können“, sagte Müssig.
Schulentwicklungsplanung wird aktualisiert
Tobias Vogt (CDU) sieht in der nun spät erfolgten Absage für die Kinder aus dem Nachbarkreis und der Tatsache, dass weiterhin Kinder aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis keinen Platz in der IGS bekommen, eine Begründung gegeben, eine Ausnahme einzufordern. Er schlug vor, dies als Wahlkreisabgeordneter gemeinsam mit dem Landrat vorzubringen.
Die Sache erschwere, dass die Kreisverwaltung erst sehr spät Kenntnis davon erlangt habe - „als das Kind schon im Brunnen war“, sagt Boch. Man habe im Austausch mit der ADD schon Lösungsansätze eingebracht und wende sich gerne noch mal an die entscheidenden Stellen. „Wir müssen uns aber auch bewusst machen, wenn es dazu käme, müssen wir uns sehr kurzfristig baulich etwas überlegen. Wahrscheinlich in dieser Runde am 30. Juni.“ Um die Entwicklung der Bedarfe mit Blick auf alle Schulen im Kreis besser abschätzen zu können, habe man zudem bereits eine Aktualisierung der Schulentwicklungsplanung auf den Weg gebracht.