Das Weinfest in Boppard soll 2025 wieder an beiden Wochenenden mit einem Feuerwerk mehr Besucher in die Perle am Rhein locken. Das hat der Stadtrat mehrheitlich beschlossen. In den Jahren ohne Pyrotechnik besuchten weniger Leute das Fest. Um gegenzusteuern, hatte der Arbeitskreis (AK) Weinfest vorgeschlagen, das Feuerwerk wieder einzuführen, bis ein alternativer und bezahlbarer Anziehungspunkt gefunden ist. Für das Feuerwerk liegen Angebote mit einer Preisspanne von 16.000 bis 32.000 Euro vor. Die Ausgaben dafür sollen unter anderem mit einem Weinglasverkauf wieder reingeholt werden.
„Von der touristischen Seite wie auch von den Umwelteigenschaften, die so ein Feuerwerk mit sich bringt, könnte die Stadt Boppard gut auf ein Feuerwerk zum Weinfest verzichten.“
Klaus-Georg Brager, Bündnis 90/ Die Grünen
Klaus-Georg Brager, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/ Die Grünen, sprach sich gegen den Vorschlag aus. „Von der touristischen Seite wie auch von den Umwelteigenschaften, die so ein Feuerwerk mit sich bringt, könnte die Stadt Boppard gut auf ein Feuerwerk zum Weinfest verzichten“, sagte Brager. Er halte die Zahl der Besucher, die wegen des Feuerwerks kommen, für überschaubar. Mit Rhein in Flammen in Koblenz und St. Goar gebe es in der Region zwei Großfeuerwerke. „Das sind Veranstaltungen, da fahren die Leute nur für das Feuerwerk hin. Ich glaube, wer in der Region ein Feuerwerk sehen will, fährt dorthin“, sagte Brager.
Das Bopparder Weinfest soll sich verändern, eine „Task Force“ hat erste Ideen entwickelt. Wohin die Reise gehen könnte, war jetzt Thema in Tourismusausschuss.Boppard will Weinfest ein neues Gesicht geben
Aus nahezu allen anderen Fraktionen sprachen sich Vertreter für den Vorschlag des Arbeitskreises aus. Rolf Bach, selbst Winzer und Standbetreiber auf dem Weinfest und Mitglied der Fraktion Bürger für Boppard (BfB-Fraktion), berichtete von seiner Beobachtung seit 2019, als das letzte Mal Raketen gezündet wurden. „Wir haben festgestellt, dass die Besucherzahlen, seitdem kein Feuerwerk mehr da ist, rückläufig sind.“ Früher habe man nach der Rückkehr der Besucher vom Rhein einen regelrechten „Run“ auf die Stände erlebt, das Ereignis habe auch viele Besucher vom Hunsrück angezogen. Lissy Perll, Winzerin, Standbetreiberin und Mitglied in der BfB-Fraktion, schloss sich an und ergänzte, dass mit dem Feuerwerk auch der Bezug junger Familien zum Fest verloren gehe, wie ihr Besucher im vergangenen Jahr schilderten. In der Vergangenheit seien viele Familien auf dem Weg zum Rhein auf eine Limo für die Kinder und einen Wein für die Eltern an den Ständen vorbeigekommen. „Was ich auch noch betonen möchte, ist, dass nicht nur die Winzer vom Weinfest profitieren, sondern alle Gewerbetreibenden und Bürger in Boppard.“
„Das Feuerwerk alleine wird das Weinfest nicht retten. Wir müssen dringend massiv daran arbeiten, mit unserem Weinfest besser zu werden.“
Philipp Loringhoven, BfB
Philipp Loringhoven (BfB) gab Klaus-Georg Brager in einem Punkt recht: „Das Feuerwerk alleine wird das Weinfest nicht retten. Wir müssen dringend massiv daran arbeiten, mit unserem Weinfest besser zu werden.“ Er begrüße den Einsatz des Arbeitskreises „auf ganzer Linie“. „Wenn es so weitergeht wie die vergangenen fünf Jahre, würde unser geschätztes Weinfest langsam aber sicher dahinsterben.“ Das Feuerwerk könne ein Baustein in einem Gesamtkonzept sein.
Valentin Bock (CDU) blickte etwas weiter auf die kommenden Jahre voraus. Es werde auch Jahre geben, da werde das Feuerwerk wegen der Baustelle in der Rheinallee wieder ausfallen müssen und dann könne man vergleichen, was das Feuerwerk ausmache. CDU-Fraktionsvorsitzende Alexa Bach sprach sich dafür aus, beim Glasverkauf zu betonen, dass dieser den Mehrwert an Musikprogramm und Feuerwerk finanziere. Auch Elias Werner sprach sich für die Fraktion FDP und Wählergruppe Mayer für den Beschlussvorschlag aus.
„Aus touristischer Erwägung sollten wir uns als Kommune am Mittelrheintal ein Weinfest erlauben, das auch unserer Stellung hier entspricht.“
Sandra Porz, SPD
„Es ist unbedingt wichtig, dass wir alles dafür tun, damit das Bopparder Weinfest auch in Zukunft ein tolles Weinfest ist“, plädierte SPD-Fraktionsvorsitzende Sandra Porz ebenso dafür und dankte dem AK Weinfest für sein Engagement und die Bemühung, den städtischen Haushalt über den Glasverkauf zu entlasten. „Aus touristischer Erwägung sollten wir uns als Kommune am Mittelrheintal ein Weinfest erlauben, das auch unserer Stellung hier entspricht.“
Frank Schröder, Leiter des Fachbereichs 4 (Tourismus, öffentliche Einrichtungen und Kultur), ordnete die Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen eines Feuerwerks ein. Das Bewusstsein dafür sei im Arbeitskreis gegeben. „Wir sind auch ständig im Gespräch mit Künstlern und Anbietern von alternativen Programmen. Es ist nur im Moment noch nichts darstellbar, aber wir bleiben da dran“, sagte Schröder. „Aber es gibt im Moment noch keine adäquate Alternative, die finanzierbar ist und den gleichen Effekt hat.“
Stadt soll Sicherheitskonzept erarbeiten und zahlen
Der Stadtrat stimmte dem Vorschlag mehrheitlich zu, bei drei Gegenstimmen aus der Grünenfraktion und drei Enthaltungen aus der SPD.
Was unabhängig von dieser Entscheidung vor dem Weinfest noch auf die Stadt zukommt, ist die Erarbeitung eines Sicherheitskonzepts für die Großveranstaltung. Die Kosten dafür soll die Stadt tragen.
Entwicklung der Kosten
Die Verwaltung stellt die Entwicklung der Kosten des Weinfests und des Feuerwerks über die Jahre dar. Demnach lagen die Kosten für das letzte Feuerwerk 2019 bei rund 10.000 E uro. Über viele Jahre hätten die Einnahmen aus Standgeldern, Eintritt zur großen Weinprobe und anderen Veranstaltungen, die freiwillige Abgabe der Schifffahrt und Sponsoren etwa zwei Drittel der Ausgaben decken können. Den Rest übernahm die Stadt als freiwillige Leistung.
Aufgrund von Kostensteigerungen, besonders etwa im Bereich der Bühnentechnik, und aufgrund der aktuellen Umgestaltung des Musikprogramms, sei das für 2025 verfügbare Budget bereits verplant. In Aussicht steht ein einmaliges Sponsoring von 10.000 Euro. Über den Glasverkauf will man, zurückhaltend geschätzt, 4500 Euro einnehmen. „Will man zukünftig das Weinfest attraktiver und aufwendiger gestalten, wird man unter anderem das Budget erhöhen und langfristig auch über eine deutliche Anpassung der Standgelder sprechen müssen“, heißt es abschließend. red