Die 26-Jährige stammt gebürtig aus Osthessen und ist erst vor fünf Jahren nach Neuwied gekommen. Seitdem hat sie ihre Liebe zum Wein entdeckt und gehört bei den Weinlesen in Leutesdorf mittlerweile zum Stammpersonal – dank einer Zufallsbekanntschaft. „Ich habe beim Wandern in den Weinbergen Sarah beim Arbeiten gesehen und sie angesprochen – mich hat schon immer interessiert, wie Wein gemacht wird“, erzählt Wiebke Nohr. Das Treffen vor dreieinhalb Jahren sollte der Beginn einer Freundschaft werden, die nun ein neues Level erreicht hat. Sarah Hulten, Mittelrhein-Weinkönigin 2015/2016 hat ihre Freundin dazu animiert, in ihre Fußstapfen zu treten und ist nun Nohrs „Winzerpatin“. Bis zur Wahl steht sie der Anwärterin zur Mittelrhein-Krone zur Seite, beantwortet alle Fragen, die aufkommen, und hilft bei den Vorbereitungen.
Sarah Hulten, die sich in Leutesdorf einen Traum erfüllt und 2017 einen alten Weinberg gekauft hat, sieht bei Nohr viel Potenzial. „Sie ist eloquent und weiß, wie man sich präsentiert.“ Das Interesse, mit dem Nohr an sie herangetreten war, hat sie ebenso beeindruckt wie der Eifer, den die junge Frau bei der Lese an den Tag legte, für die sie sich direkt angemeldet hatte. Auch in diesem Jahr half Nohr wieder im Weinberg mit, als die Trauben reif waren – diesmal allerdings beim Weingut Selt. Nohr erinnert sich noch gut an ihre erste Lese: „Man stellt sich das so romantisch vor, aber es ist super viel Arbeit, und das bei jedem Wetter.“
Trotz matschiger Schuhe, kalter Finger und nasser Kleidung kam Wiebke Nohr immer wieder. Sie tauchte tiefer in die Weinwirtschaft ein, lernte, wie aus Most der kostbare Rebsaft entsteht und stellte fest, dass das Thema längst nicht so „verstaubt“ ist, wie sie dachte: „Es gibt viele junge Winzer, die das Ganze auffrischen“, so Nohr. Als Sarah Hulten sie dann ansprach, ob sie nicht Interesse hätte, sich für das Amt der Mittelrhein-Weinkönigin zu bewerben, musste Nohr nicht lange nachdenken. „Ich wusste ja, wie viel Sarah dieses Jahr gebracht hat, was sie alles erlebt hat und welche Bekanntschaften sie gemacht hat – es ist die perfekte Gelegenheit, noch mehr zu erfahren“, sagt Nohr. „Außerdem macht es sich gut im Lebenslauf“, ergänzt Hulten schmunzelnd.
Nohr, die in Aachen Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Bauingenieurwesen studiert, hat noch eine Klausur zu bestehen, bevor die Masterarbeit ansteht. Aus ihrer Sicht ein guter Zeitpunkt, um sich ein Jahr dem Wein zu widmen. Als Studentin macht ihr die Fachbefragung, die im November ansteht, wenig Angst. „Lernen – das kann ich“, sagt sie und lacht. Zur Vorbereitung hat sie am deutschen Weininstitut in Bodenheim die Schulung zum „anerkannten Berater für deutschen Wein“ gemacht. Schon jetzt ist sie in ihrem Freundeskreis so etwas wie eine Weinbotschafterin: „Wenn ich irgendwo zu Besuch bin, dann bringe ich Wein aus der Region mit – zu dem ich dann auch was erzählen kann. Leute, die sonst nur Flensburger kennen, sind jetzt Rieslingfans“, meint Nohr stolz.
Trotz ihrer Überzeugungskraft bei Freunden, bereitet ihr der Gedanke, als Weinkönigin im Mittelpunkt zu stehen, noch etwas Unbehagen. „Teil des Unterhaltungsprogramms zu sein, davor habe ich am meisten Respekt“, sagt Nohr. Dass sie keinen Winzerhintergrund hat, sieht Nohr hingegen sogar als Vorteil an: „Ich glaube, ich kann vielleicht etwas gelassener an die Sache herangehen. Ich freue mich einfach darauf.“ Dass man es auch ohne Weinvorgeschichte auf den Thron schaffen kann, hat ihr der Sieg von Hulten gezeigt.
Und auch wenn ihr eine der beiden jüngeren Kandidatinnen den Titel der Mittelrhein-Weinkönigin vor der Nase wegschnappen sollte – eine Krone ist ihr trotzdem sicher: „Bei drei Bewerberinnen wirst du mindestens Prinzessin“, witzelt Hulten. Doch Nohrs Ziel ist es natürlich, die Jury am 8. November davon zu überzeugen, dass sie das Zeug dazu hat, den Mittelrhein als Königin zu vertreten. Die letzten Wochen vor der Wahl werden deshalb noch mal besonders intensiv. Auch die Kleiderfrage muss noch diskutiert werden. Nohr würde am liebsten ein schlichtes, schwarzes Kleid anziehen, doch Hulten rät zu einer anderen Farbe: „Rot, die Gewinnerin trägt immer rot.“
Karten für die Abendveranstaltung, die am Freitag, 8. November, im Leyscher Hof in Leutesdorf stattfindet, gibt es unter Tel. 06771/959 91 03 oder per E-Mail an info@mittelrhein-wein.com