Auch wenn Dancos Ansprache von Herzlichkeit und Freude über die erschienenen Weggefährten und Freunde geprägt war: Ein bisschen Rede war es schon. „Ich finde es wunderbar, dass wir uns heute, entrückt aller Amtspflichten, hier zusammenfinden“, sagte er.
Und „Amtspflichten“ waren eine Menge versammelt beim Geburtstagsempfang in der Heimatstadt des Jubilars. Die wenigsten davon allerdings „amtierend“. Im Laufe von Gerd Dancos langer politischer Karriere als Bürgermeister, Landrat und zuletzt als Regierungspräsident sind viele Freundschaften entstanden. Als „Auszeichnung“ empfand Gerd Danco daher die Anwesenheit seiner Gratulanten und sprach ihnen seinen „Dank für viel Gemeinsames“ aus. „Es ist eine verlässliche Solidarität, die ich immer von Euch allen empfangen habe. Freundschaften haben sich fortgesetzt und erhalten.“ Eine davon betraf dann doch einen Politiker, der noch in Amt und Würden ist. „Du bist mein Dienstenkel“, wandte sich Danco an den Staatssekretär im Innenministerium, Günter Kern, wie Danco lange Jahre Landrat im Rhein-Lahn-Kreis.
Kern überbrachte die Grüße und Glückwünsche im Namen der Landesregierung und war schließlich derjenige, der in seiner Gratulationsansprache nicht den Amtspflichten entrückt war. Dass Dancos 80. Geburtstag auf den 75. Todestag der Geschwister Hans und Sophie Scholl fiel, die am 22. Februar 1943 ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime mit ihrem Leben bezahlen mussten, griff Kern auf und erinnerte daran, dass Gerd Danco im Kreishaus in Bad Ems als Landrat den „Tagen gegen das Vergessen“ immer besondere Bedeutung beigemessen hatte: „Heute hören wir von einer Partei Aussagen, die 1933 schon zu hören waren. Deswegen sind Veranstaltungen gegen das Vergessen immer noch wertvoll“, konstatierte Kern.
Und noch einen Schlenker zur aktuellen Politik vollzog der Staatssekretär und zitierte einen Satz aus der Rhein-Zeitung von 1983: „,Der Kreis ist willens, eine Brücke zu planen', stand da damals schon. Vielleicht solltest Du mal ein Wort an den amtierenden Landrat richten“, empfahl Günter Kern. Gerd Danco lehnte süffisant ab: „Ich verstehe nichts von Zahnheilkunde“, verteilte der Jubilar einen Seitenhieb an Landrat Marlon Bröhr, der bekanntlich vor seinem Eintritt in die Kommunalpolitik als Zahnarzt tätig war.
Solch klare Kante kennt man von dem ehemaligen Regierungspräsidenten. Dass Gerd Danco Zeit seines Lebens nicht mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten hat, brachte Günter Kern am Ende seiner Ansprache noch einmal zum Ausdruck: „Du bist und bleibst ein Mann mit Ecken und Kanten, hast nie einen Hehl aus Deinen Überzeugungen gemacht.“
Thomas Auler, Vorsitzender des Hunsrückvereins, den Danco fast drei Jahrzehnte geleitet hat, griff diese Eigenschaft Dancos ebenfalls auf: „Der Hunsrücker ist wie das Wetter: rau, aber herzlich.“ Danco habe den Hunsrückverein von einem Wanderverein zu einem wander- und Kulturverein gemacht.
Und Kultur stand im weiteren Verlauf des Tages auch noch auf dem Programm. Erst ging's ins Hunsrück-Museum zur Ströher-Ausstellung, dann zu Dan Zerfaß, der Johann-Sebastian Bach auf der Stumm-Orgel der Stephanskirche intonierte und Gerd Danco damit ein besonderes Geburtstagsgeschenk machte.
Thomas Torkler