Förster Michel stellt Forstwirtschaftsplan im Stadtrat Kirchberg vor
Wegebau ist 2023 der größte Kostenfaktor: Forstwirtschaftsplan im Kirchberger Stadtrat vorgestellt
Die Wege hinter dem Industriegebiet zwischen der B 421 und der K 11 nach Metzenhausen sollen im kommenden Jahr erneuert werden. Von Landwirten stark frequentiert ist der Weg zu Piroth und Schreiner Landhandel (im Bild links). Daher soll dort erst nach der Erntezeit Baubeginn sein. Foto: Thomas Torkler
Thomas Torkler

Wirtschaftskrise und Klimawandel, das seien auch im Forst die großen Herausforderungen, machte Ann-Katrin Scheid, Leiterin des Forstamts Simmern, in der jüngsten Sitzung des Kirchberger Stadtrats deutlich. Gemeinsam mit Revierförster Helmut Michel war sie gekommen, um mit dem Gremium den Forstwirtschaftsplan 2023 zu besprechen.

Lesezeit 3 Minuten

Und, um deutlich zu machen, welchen Schwierigkeiten sich die Förster aktuell stellen müssen. Zudem galt es, die Vergabe von Brennholz an private Brennholzselbstwerber ab 2022/2023 und die Holzpreise zu regeln.

Ein heißer Sommer mit Wassermangel und Trockenheit und obendrein ein außergewöhnlich warmer Oktober, all das mache etwas mit dem Ökosystem Wald, erläuterte Scheid. „Das 1,5-Grad-Ziel ist schon überschritten in Rheinland-Pfalz“, erklärte sie. Das habe den Borkenkäfer begünstigt, Stürme und Strakregen nähmen zu, und all das habe die Bäume gestresst.

„Daher sind die Förster derzeit besonders engagiert bei der Klimaanpassung des Waldes“, sagte Scheid. Landesforsten setze dabei auf eine möglichst große Vielfalt an Baumarten, aber auch an Strukturen. „Dadurch sind wir flexibler, denn wir wissen nicht, wie sich das Klima entwickelt“, ist die Forstamtsleiterin sicher. Es gelte, die Borkenkäferkalamität gering zu halten und einen stabilen Waldumbau umzusetzen. Auch das Thema „Wasserrückhalt“ spiele eine große Rolle. „Wasser fehlt, Grundwasser fehlt, daher müssen wir das Wasser wieder zurück in den Wald steuern, nicht in den Kanal“, erklärte die Forstamtsleiterin. Der Wald als Wasserspeicher müsse in den Fokus rücken.

Nachfrage nach Brennholz enorm

Zudem ging Scheid auf die Holzmarktsituation ein. Gerade in den Jahren 2018/2019 sei der Preis extrem gesunken, dann habe es einen regelrechten Boom, konjunkturelle Schwankungen und einen plötzlichen Einbruch beim Bauholz gegeben. Derzeit steige hingegen die Nachfrage nach Brennholz exorbitant. „Das alles hat Auswirkungen auf unser betriebliches Handeln“, machte Scheid deutlich. Zudem stiegen weiterhin die Preise für die Holzaufarbeitung und etwa Diesel. Das Land habe aber Förderprogramme auf den Weg gebracht für Pflanzung, Pflege und Wegebau. Scheid fasste zusammen: „Es ist eine spannende und herausfordernde Zeit, und wir sind bestrebt, Gemeindewälder gut zu betreuen und klimastabil aufzustellen.“

Auch im Kirchberger Stadtwald sei das Wetter nicht ohne Folgen gewesen. „Aber wir sind hier relativ gut über die Borkenkäfersituation gekommen“, berichtete Förster Michel. Er habe im Jahr 2022 mit 910 Festmetern (FM) Einschlag gerechnet, derzeit liege er bei etwa 700 (150 FM Windwurf, 290 FM Käferholz). Damit liege man unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Die Laubholzeinschläge würden vornehmlich für Brennholz genutzt. „Wir haben insgesamt 75 Haushalte versorgt, davon 55 mit Holz aus dem Stadtwald und 20 aus dem Staatswald“, so Michel. Die Nachfrage sei deutlich gestiegen. „Waren wir sonst rund um Weihnachten ,ausverkauft’, war das Holz in diesem Jahr bereits Ende Oktober vergriffen“, berichtete der Förster. Daher habe er im kommenden Jahr die Brennholzmenge „im Rahmen der Nachhaltigkeit“ etwas angehoben.

Mehr Einschlag ist schwierig

Insgesamt geht Michel mit 900 Festmetern in die Planung, darunter 270 FM Brennholz. „Damit können wir etwa 80 Haushalte versorgen“, errechnete der Förster. Mehr Einschlag sei beim Brennholz schwierig, ist er sicher. Zudem rechnet er beim Nadelholz mit 450 FM Pflegehieb. „Hier müssen wir dranbleiben, auch wenn der Markt schlecht ist“, erklärte Michel.

Zudem stünden im kommenden Jahr einige Pflanzungen und die Jungbestandspflege auf der Agenda. Geplant seien außerdem größere Wegeinstandsetzungen. „Der Rat hatte beschlossen, die Wege zwischen der K 11, der Straße nach Metzenhausen, und der B 421 komplett zu erneuern. Das sind immerhin 3,5 Kilometer insgesamt“, so der Förster. 70 Prozent der Kosten seien durch Förderungen abgedeckt, mehr als 40.000 Euro seien bereits bewilligt. „Bleibt die Frage, wann die Maßnahme am besten durchgeführt wird“, so der Förster. Da der Feldweg entlang des Piroth und Schreiner Landhandels vor allem während der Erntezeit stark frequentiert werde, plädierte Michel dafür, die Arbeiten erst später im Jahr – eventuell im September – zu beginnen.

Dem Zahlenwerk, das Michel am Ende in aller Kürze vorstellte, stimmte der Stadtrat einstimmig zu. Der Förster rechnet 2023 mit Nettoerträgen von 129.900 Euro. Den größten Posten bilden dabei die Einnahmen durch Holzvermarktung von circa 56.000 Euro. Die Nettoaufwendungen beziffert der Förster mit 139.200 Euro, darin enthalten sind circa 66.000 Euro für den Wegebau. Somit komme es unterm Strich zu einem Fehlbetrag von etwa 9300 Euro.

Top-News aus der Region