Einen ersten Eindruck bekam der Ausschuss für Umweltschutz, Forst- und Landwirtschaft beim jährlichen Waldbegang Ende Oktober. Zwischenzeitlich haben sich Hauptausschuss und Stadtrat in ihren jüngsten Sitzungen intensiv mit den Forstwirtschaftsplänen beschäftigt. Nicht rosig sieht der Forstwirtschaftsplan fürs kommende Jahr aus. Erträgen ist Höhe von 642.836 Euro stehen Aufwendungen in Höhe von 739.488 Euro gegenüber, somit ergibt sich ein Fehlbetrag von 96.652 Euro. Dem vorgelegten Haushalt stimmte der Bopparder Stadtrat einstimmig zu.
In seinem Erläuterungsbericht beschreibt Forstamtsleiter Axel Henke die Klimaprognosen. Der zweite extrem trockene Sommer habe die Wälder am Mittelrhein heimgesucht. Der absolute Wassermangel halte auch im Herbst in den Waldböden an. Die Klimakrise mit heißen Sommern und kaum Niederschlag in der Vegetationsperiode stelle die Förster und die Waldbesitzer vor völlig neue Aufgaben und Herausforderungen. „Wir Förster haben insbesondere aufgrund der Klimaprognosen große Sorge um die Zukunft unserer Wälder. Wir müssen den Klimaschutz vorantreiben, um die Wälder zu erhalten“, sagte Henke im öffentlichen Sitzungsteil.
Die Schäden im Wald skizzierte Henke gegenüber dem Stadtrat: Trocknisschäden, Fichtensterben durch Trockenstress und Borkenkäfermassenvermehrung, große Kahlflächen entstehen nach und nach. Landesweit sterben Lärchen, Kiefern, Eichen und Buchen oder sind stark entlaubt. Seit August beobachtet das Forstamt Boppard, dass alte Buchen (älter als 80 Jahre) absterben. Innerhalb von sechs bis acht Wochen werfen sie ihre Blätter ab, bekommen die Schleimfluss-Krankheit und vertrocknen. „Das ist dramatisch, zumal die Buche die vorherrschende Baumart Mitteleuropas ist“, so Henke.
Die Massenvermehrung des Borkenkäfers hat dazu geführt, dass der Holzmarkt für Fichtenholz zusammengebrochen ist. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Fichtenholz sei landesweit von rund 65 auf teilweise unter 30 Euro gesunken. Derzeit empfiehlt das Forstamt Boppard, kein frisches Fichtenholz einzuschlagen. Trockenes und faules Restholz nimmt der Markt nicht mehr ab.
Aus diesem Grund empfiehlt das Forstamt Boppard, dieses Fichtenholz als Brennholz für 10 Euro pro Raummeter in der Kommune zu vermarkten. In der derzeitigen Klimasituation rät der Forstamtsleiter davon ab, gesundes Buchenholz für Brennholz-Selbstwerber einzuschlagen. Das Holz der durch die Trockenheit abgestorbenen Alt-Buchen lasse sich nur noch als Brennholz vermarkten.
Und auch der Eichenprozessionsspinner, der immer mehr auf dem Vormarsch ist, hat für Kosten im Bereich der Verkehrssicherungspflicht gesorgt. „Es kann auf der Einnahmenseite besser werden, wir wissen es nicht. Wir müssen 100 Jahre im Voraus planen. Was für ein Klima herrscht hier in 100 Jahren? Das ist wichtig für die Baumarten, die wir heute pflanzen“, ergänzte Henke. Die Fichte in Lagen unter 350 Meter stirbt aus. In höheren Lagen setzt ihr der Borkenkäfer stark zu.
„Klimaschutz- und Ökosystemleistung des Waldes müssen in Zukunft in Wert gesetzt werden“, sagte Forstamtsleiter Axel Henke. Andere Finanzierungsmethoden für den Wald müssen gefunden werden.
Henke wagt in seinem Bericht auch einen Ausblick: „Sie können sich sicherlich vorstellen, wie bei einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur um 4 Grad Celsius unseren heimischen Baumarten die Puste ausgeht“. Trockenphasen, Stürme und Starkregen werden in Zukunft zunehmen und zu erheblichen Veränderungen in den Wäldern führen.
Umso wichtiger sei es, stabile, naturnahe und dem Klima angepasste Mischwälder zu entwickeln, um das Risiko beim Ausfall einer Baumart zu minimieren. Landesforsten entwickele derzeit gemeinsam mit Experten aus Forschung, Waldplanung und -entwicklung eine Wiederbewaldungs-Leitlinie.