Eltern fertigten Bauelemente in Eigenregie
Waldorfschule Kastellaun feiert Richtfest für Klassentrakt – Eltern fertigten Bauelemente in Eigenregie
Handwerklich begabte Eltern der Waldorfschule produzierten unter Anleitung von Zimmermann Marc Jacot (2. von rechts) in der Fertigungshalle von Life-Holzbau die einzelnen Wandelemente des Neubaus.
Werner Dupuis

Kastellaun. Schulen sind ein wichtiger Standortfaktor für die Kommunen. Zum Angebot in Kastellaun gehört auch die Freie Waldorfschule. Weil diese Schule kontinuierlich wächst, entstand ein Neubau, für den jetzt Richtfest gefeiert wurde.

Seit dem Sommer 2007 bereichert die Freie Waldorfschule die Hunsrücker Bildungslandschaft. Die Elterninitiative startete damals mit den ersten vier Klassenstufen in zwei Doppelklassen. Heute werden die aktuell 138 Schüler in insgesamt acht Klassenstufen und in 14 Klassenräumen von 21 Lehrern unterrichtet. Jährlich kommt eine Klasse dazu.

Deshalb herrscht überall Raumnot, das bisherige Gebäude platzte aus allen Fugen, einzelne Klassen sind bereits ausgliedert worden. Darum musste dringend eine Erweiterung für die Waldorfschule in Kastellaun her. Ein Anbau wurde deshalb beschlossen, der in diesem Sommer in einer Koproduktion zwischen Eltern und Handwerkern entstand und in dem jetzt Richtfest gefeiert wurde.

Vor 14 Jahren erwarb die neu gegründete Elterninitiative Freie Waldorfschule ein oberhalb des Kastellauner Bahnhofs gelegenes bebautes Grundstück mitsamt Bürogebäude und Lagerhalle, um dort die Schule und einen Kindergarten zu bauen. Mit viel Eigeninitiative der Eltern wurde der Komplex zu einer Schule umgebaut. In der einstigen Lagerhalle wurden elf Klassen, die Verwaltungsräume, der Sanitärbereich und ein Atrium, als Ort für alle schulischen Veranstaltungen untergebracht.

Die Ausbaukapazitäten des Gebäudes sind mittlerweile völlig erschöpft. Demgegenüber wächst die Waldorfschule kontinuierlich weiter und damit auch der Bedarf an Räumen. Das Schulgrundstück konnte zwischenzeitlich durch den Ankauf einer Nachbarparzelle erweitert werden.

Richard Daubner, Architekt und Bauuternehmer aus Tellig sowie Mitbegründer der Schule, der alle Umbauten und baulichen Veränderungen bisher maßgeblich mitgestaltete, übernahm die Planung der Erweiterung und hatte endlich die Gelegenheit, nicht nur wie bisher ein vorhandenes Gebäude umzubauen , sondern endlich ein neues zu errichten.

Der Neubau wird die Werkstätten und den künstlerischen Bereich der Schule, der in der Waldorfpädagogik von besonderer Bedeutung ist, beherbergen. Das eingeschossige Gebäude in Holzrahmenbauweise mit einer hochwertiger Zellulose-Dämmung erfüllt alle Kriterien der Nachhaltigkeit, ist ressourcenschonend mit Fotovoltaikanlage und einer hocheffiziente Wärmepumpentechnik ausgestattet und wird gefördert durch einen Energieeffizienzkredit der KfW. In einem 66 Quadratmeter großen überdachter Außenbereich haben die Steinbildhauer dank des Neubaus ihre Werkstatt.

Um die Kosten für den Neubau zu senken, konnte der Arbeitskreis Bauen, bestehend aus Eltern, Lehrern und Mitarbeitern der Schule in enger Kooperation mit dem Kastellauner Unternehmen Life Holzbau alle Wandelemente in Eigenleistung selbst produzieren. Dies geschah unter der fachkundigen Anleitung des Life-Mitarbeiters Marc Jacot in der großen Fertigungshalle des Betriebs im Kastellauner Gewerbegebiet. Die Installation der großen Wandelemente auf der Baustelle erfolgte dann durch die Zimmerleute von Life. Diese vollendeten damit die engagierte Vorarbeit der beteiligten Eltern, Lehrer und Mitarbeiter der Schule.

In seiner Zimmermannskluft sprach Life-Geschäftsführer Mathias Liesch beim traditionellen Richtfest hoch vom Gerüst aus den Richtspruch. Bald soll das Gebäude für die Schule genutzt werden: Die ersten Schüler sollen Anfang 2021 ihre neuen Räume beziehen.

Von unserem Reporter Werner Dupuis

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