St. Goar
„Waldhof“ ist jetzt als „Auriga“ unterwegs
Die reparierte „Waldhof“ heißt nun „Auriga“ und passiert bei St. Goar die Unglücksstelle
Werner Schwarz

St. Goar - Die umfangreichen Reparaturarbeiten sind abgeschlossen: Der Säuretanker „Waldhof“, der am 13. Januar 2011 unterhalb des berüchtigten Loreleyfelsens bei St. Goar gekentert war, ist wieder auf dem Rhein unterwegs. Das Tankmotorschiff heißt allerdings nicht mehr „Waldhof“, sondern „Auriga“ (zu Deutsch: Wagenlenker, Fuhrmann).

St. Goar – Die umfangreichen Reparaturarbeiten sind abgeschlossen: Der Säuretanker „Waldhof“, der am 13. Januar 2011 unterhalb des berüchtigten Loreleyfelsens bei St. Goar gekentert war, ist wieder auf dem Rhein unterwegs. Das Tankmotorschiff heißt allerdings nicht mehr „Waldhof“, sondern „Auriga“ (zu Deutsch: Wagenlenker, Fuhrmann).

„Vor drei Wochen ist das Schiff wieder in den Fahrplan eingetaktet worden“, teilte ein Sprecher der Reederei Lehnkering auf Anfrage unserer Zeitung mit. Die „Auriga“ werde Chemikalien und andere Flüssigkeiten auf derselben Rheinstrecke transportieren, wie es auch vor dem Unglück der Fall war. Das heißt: Der 18 Jahre alte Säuretanker passiert auch künftig jene Stelle bei St. Goar, wo es vor gut einem Jahr zur folgenschweren Havarie gekommen war.

Rückblick: Es ist kurz nach 5 Uhr, als das mit 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene Tankmotorschiff bei Rheinkilometer 553,7 kentert. Der Unfallhergang ist zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die „Waldhof“ deutlich zu schwer beladen war. Das habe sich auf die Stabilität des Säuretankers ausgewirkt. Es hätten nur vier der sieben Tanks beladen werden dürfen.

Infolge der Havarie bleibt der Rhein für den Schiffsverkehr über Tage ganz oder teilweise gesperrt. Hunderte Schiffe müssen eine Zwangspause einlegen. Allein die Schiffseigner rechnen mit einem Schaden von etwa 14 Millionen Euro. Die Verlagerung auf andere Transportmittel fernab der viel befahrenen Wasserstraße soll weitere 26 Millionen Euro verschlungen haben. Den wirtschaftlichen Gesamtschaden von insgesamt 50 Millionen Euro stellt allerdings das Schicksal zweier Besatzungsmitglieder in den Schatten: Ein Matrose (31) geht über Bord und wird von der Strömung weggespült. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Mehrere groß angelegte Suchaktionen verlaufen erfolglos. Auch ein 63-jähriges Besatzungsmitglied gilt zunächst als vermisst, wird jedoch einige Wochen später tot aus dem Schiffsinneren geborgen. Zwei Bootsleute überleben die Unglücksfahrt.

Seit dem frühen Morgen des 13. Januars sind sämtliche Rettungskräfte beider Rheinseiten im Einsatz – sie leisten insgesamt mehr als 6000 Arbeitsstunden. Der Krisenstab agiert von St. Goarshausen aus. Auf dem Weg zur Bergung sehen sich die Experten immer wieder vor kleine und große Herausforderungen gestellt. Hochwasser verzögert die Anfahrt der schwimmenden Bergungskräne. Währenddessen tauchen viele Fragen auf: Droht die „Waldhof“ zu zerbrechen? Kann Schwefelsäure austreten? Schließlich wird die „Waldhof“ mit Stahlseilen gesichert, ihre Tanks leer gepumpt und ein Teil der Säure in den Rhein abgelassen. Am 13. Februar, also genau einen Monat nach der Havarie, gelingt die Bergung. Somit ist eine der größten Rettungsaktionen in der Geschichte von Rheinland-Pfalz geglückt. Danach wird die „Waldhof“ acht Monate lang in einer Werft im niederländischen Heusden repariert. „Am Schiffsaufbau wurde nichts verändert. Allerdings wurde ein neuer Steuerstand angebracht“, erklärte die Reederei, die sich zu den Reparaturkosten nicht äußern will. Maximilian Eckhardt

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