Ensemble aus Gondershausen
Vulpius lebt die Liebe zu Swing und Musicals
Unterstützt werden die Sängerinnen der Gruppe Vulpius häufig von Kantor Michael Steinbach.
Charlotte Krämer-Schick

„Do is Mussig drin“: Angefangen hat alles anlässlich der 1100-Jahr-Feier von Gondershausen. Damals hatte sich Vulpius aufs Mittelalter fokussiert. Heute sind die Sängerinnen in sämtlichen Genres zu Hause – und würden sich über Mitstreiter freuen.

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Swingende Klaviermusik, eine Geige und ein paar Frauenstimmen sind zu hören, wenn man sich mittwochabends dem Caritashaus in Gondershausen nähert. Zumindest dann, wenn Vulpius sich zum Proben trifft. Die vier Damen, die das Ensemble bilden und hin und wieder von Kantor Michael Steinbach begleitet werden, singen mit großer Leidenschaft – und das über Spartengrenzen hinaus. Von Renaissance über Musicals bis hin zu Chansons oder Volksliedern, das Repertoire ist schier grenzenlos.

Angefangen hatte das Projekt allerdings mit Musik aus dem Mittelalter. „Wir hatten uns anlässlich der 1100-Jahr-Feier von Gondershausen zusammengefunden“, berichtet Christine Vogt-Krämer. Und so kam es auch zu dem etwas merkwürdig anmutenden Namen. „Melchior Vulpius war ein bekannter Kirchenliedkomponist in der Renaissance und lebte von 1570 bis 1615 in Thüringen. Wir singen einige Lieder von ihm“, erklärt sie. Vulpius habe eigentlich Melchior Fuchs geheißen. „In der Renaissance gaben sich Künstler gern lateinisch-klingende Namen“, weiß Vogt-Krämer. Ebenfalls bekannt sei der Name durch Christiane Vulpius, später als Christiane von Goethe die Ehefrau von Johann Wolfgang von Goethe, die eine Nachfahrin des Komponisten war.

Die Sängerinnen von Vulpius (von links): Christine Vogt-Krämer, Ingrid Link, Swetlana Paul und Annemarie Halfmann
Charlotte Krämer-Schick

„Das Mittelalterliche war aber irgendwie nicht so der Knaller“, sagt Vogt-Krämer. Eine ganze Zeit lang habe Vulpius noch Musik aus der Renaissancezeit gemacht. Doch die Sängerinnen mussten und wollten sich anders aufstellen und vielfältiger werden – und waren dabei durchaus einfallsreich. So gaben sie etwa ein Weihnachtskonzert mit Liedern aus Bayern, das irre gut angekommen sei, oder warfen sich in besondere Schale und traten als Comedian Harmonists auf. Neben viel Stimmbildung schafften sich Vogt-Krämer und die Sängerinnen Swetlana Paul, Ingrid Link und Annemarie Halfmann über die Jahre ein bunt gefächertes Repertoire drauf. Unterstützt werden sie bei Auftritten häufig von ihrer „Haus- und Hofpianistin“ Chen Ling Lim-Ginster. Und da darf es auch mal etwas Kaffeehausmusik zwischen den Gesangsstücken sein – mit Klavier und Swetlana Paul an der Geige.

„Das ist Musik, die sonst nicht zu meinem Genre gehört.“
Kantor Michael Steinbach

Paul ist es auch, die bei neuen Stücken zunächst die Einzelstimmen am Klavier vorspielt. So fällt das Einüben leichter. „Wenn circa 80 Prozent stehen, kommt Michael Steinbach zu den Proben dazu“, sagt Vogt-Krämer. Diese finden meist im Anschluss an die reguläre Probe des Kirchenchors statt, in dem die vier Frauen ebenfalls mitsingen. Stehen Auftritte an, wird auch schon mal zwei- bis dreimal in der Woche geprobt. Für den Kantor ist das Ensemble Vulpius eine willkommene Abwechslung: „Das ist Musik, die sonst nicht zu meinem Genre gehört“, sagt er. Die Musik der 1920er-Jahre etwa sei spannend und eine interessante Bereicherung für den Kirchenmusiker. Auch er hat bereits einige Auftritte mit den Sängerinnen bestritten und sie etwa bei kirchlichen Anlässen wie Hochzeiten, Goldhochzeiten, in der Adventszeit oder an Weihnachten begleitet.

Heute singt Vulpius auch mal bei Veranstaltungen der Landfrauen oder von Parteien, bei vielen Hochzeiten und privaten Festen, was auch dem Ensemblesäckel zugutekommt. „Wir brauchen Noten, Kostüme und Abendkleider, alle betreiben einen großen Aufwand, der zumindest in Teilen entschädigt werden soll“, sagt Vogt-Krämer. Die ersten 100 Mark habe sie nach einem Auftritt für einen Kuss bekommen, lacht sie, davon habe sie die ersten Noten für Vulpius angeschafft. Heute füllen die Liedblätter ganze Ordner, hinzu kommen Sammelbände mit Stücken aus Musicals, Filmklassikern oder Operetten.

Freuen würden sich die vier Sängerinnen, wenn sich noch eine oder mehr Mitstreiterinnen mit Liebe zu Swing und Musicals fänden. „Vor allem eine weitere Altstimme wäre toll“, sagt Vogt-Krämer. Wer sich nicht traut, in einem derart kleinen Ensemble zu singen, aber trotzdem Teil einer Gesangsgruppe sein will, ist auch im Kirchenchor von Gondershausen willkommen. Dieser probt immer mittwochs um 19.30 Uhr im Caritashaus.

Weitere Infos gibt es per E-Mail an vulpius97@yahoo.de

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