Rhein-Hunsrück
Vorbild Amazon: CDU will lokalen Internet-Einkauf im Kreis

Der Versandriese Amazon ist das Vorbild für die Einrichtung einer Internetplattform nur für Produkte aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis.

dpa

Rhein-Hunsrück - Eine Plattform für den Interneteinkauf bei lokalen Anbietern regt die CDU im Rhein-Hunsrück-Kreis an. Nach dem erfolgreichen Verlauf der Verhüllungsaktion in Kastellaun, kam Bürgermeister Marlon Bröhr auf die Idee, ein Konzept zu erstellen, das das Online-Shopping für heimische Geschäftsleute nutzbar macht. Um dies in die Wege zu leiten, stellt die CDU bei der nächsten Kreistagssitzung einen Antrag.

Von unserem Redaktionsleiter Thomas Torkler

Findet dieser eine Mehrheit, wird der Landrat beauftragt, erste Untersuchungen und Vorbereitungen zur Errichtung einer Online-Shop-Plattform für den Einzelhandel des Rhein-Hunsrück-Kreises zu treffen. Hierbei sollen in einem ersten Schritt insbesondere mögliche Kosten, Partner und Zuschussgeber ermittelt werden.

„Wir wollen das Geschäftsmodell von Amazon auf die Region übertragen und die Möglichkeit schaffen, von zu Hause bequem übers Internet lokal einzukaufen“, sagt der CDU-Fraktionssprecher im Kreistag, Wolfgang Wagner.

Marlon Bröhr hatte seine Idee bei der jüngsten Klausurtagung der Kreis-CDU vorgestellt. Die Idee hatte er nach der Verhüllung in Kastellaun, als er sich Statistiken zum Internethandel anschaute. Das häufigste Kriterium, warum Leute im Netz einkaufen, lautete: Bequemlichkeit. 93 Prozent der Befragten gaben dies als Grund an, dicht gefolgt (92 Prozent) von der Unzufriedenheit mit Ladenöffnungszeiten.

Die Kastellauner Werbe- und Fördergemeinschaft hat zwar nun den zweiten Punkt aufgenommen und will die Öffnungszeiten der Geschäfte in der Burgstadt angehen, doch Bröhr blickt in die Zukunft und stellt unmissverständlich fest: „Die Entwicklung des Internet-Handels lässt sich nicht aufhalten. Wir kommen nicht weiter, wenn wir uns kollektiv beweinen, sondern müssen überlegen, was wir machen.“

Zurzeit gibt es bereits zahlreiche Einzelhändler im Kreis, die ihre Waren nicht nur im Laden, sondern auch übers Internet anbieten. „Diese Online-Shops haben aber nicht annähernd die Finanzkraft und das Sortiment von Amazon, daher müssen wir alle Händler im Kreis bündeln. Dann hätten wir ein umfangreiches Angebot. Einzelne Internetplattformen haben nur eine Chance, wenn man sie zusammenführt“, sagt Bröhr.

Ein Vorteil gegenüber Amazon wäre auch, dass man kein zentrales Warenlager braucht. Händler übernehmen das selbst, sorgen für die Geschäftsabwicklung und den Versand. Es sollen alle Einzelhändler aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis mitmachen können, die ein eigenes Ladengeschäft betreiben. Damit schließt man aus, dass sich fremde Internetanbieter in die Plattform einschleichen. Es ist auch daran gedacht, Anbieter landwirtschaftlicher Produkte einzubinden.

Ein „Rhein-Hunsrück-Amazon“ muss aber genauso komfortabel zu bedienen sein, wie beim Brachenriesen. Darüber sind sich Bröhr und Wagner im Klaren. Die Programmierung einer solchen Plattform ist teuer. Bröhr rechnet mit Kosten von 300 000 bis 400 000 Euro.

Doch bei der Klausurtagung der Union wurden auch dafür schon Lösungsvorschläge gemacht. Der Bürgermeister der VG St. Goar-Oberwesel, Thomas Bungert, kann sich vorstellen, das Projekt bei Leader anzudocken und dafür Zuschüsse zu bekommen. „Die Politik ist glücklich über solche Ideen“, ist Wolfgang Wagner überzeugt. „Wir sind sicher, dass die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke der Sache positiv gegenübersteht und ebenfalls Geld dafür bereitstellt“, hofft Wagner.

Das gesamte Projekt könnte beim Regionalrat Wirtschaft angedockt werden, dessen ureigenste Aufgabe ja die Wirtschaftsförderung ist. Geschäftsführer Achim Kistner griff die Idee von Thomas Bungert auf und kann sich vorstellen, daraus ein gemeinsames Projekt der LAGs Hunsrück und Mittelrhein zu machen. Dass der Kreistag dem CDU-Antrag mehrheitlich folgt, sehen Bröhr und Wagner optimistisch: „Zunächst würden wir ja nur dem Landrat den Auftrag erteilen, Untersuchungen anzustellen.“

Ob die Idee nach ihrer Realisierung letztendlich erfolgreich ist, entscheidet der Kunde. Wolfgang Wagner bringt seine Empfindung auf den Punkt: „Ich will kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich im Netz einkaufe.“

Top-News aus der Region