Traumschleife Soonwald ist top
Von Mengerschied einmal rund um Sargenroth gewandert
Eine Schaukel lädt auch erwachsene Wanderer dazu ein, sich selbst und die Seele baumeln zu lassen.
Andreas Nitsch

Natur, Spaß und Besinnlichkeit! Das alles bietet das Wandern. Dabei liegt das Augenmerk nicht unbedingt auf der zurückgelegten Strecke, sondern gilt dem Weg. Es gibt ganz in der Nähe und auch in der Ferne vieles zu erblicken und zu erkunden.

Die mit Abstand beste Nervenheilanstalt ist die freie Natur – frei nach diesem Motto, das ich kürzlich bei Instagram entdeckt hatte, haben meine Frau und ich dieser Tage die Traumschleife Soonwald in Angriff genommen. Uns erwartete eine etwas mehr als zehn Kilometer lange Rundwanderung, wobei rund 200 Höhenmeter bergauf und bergab zu bewältigen waren. Das Wetter – nicht zu heiß, nicht zu kalt und vor allem trocken – war sehr angenehm, also wurden die Rucksäcke mit etwas Verpflegung umgeschnallt, und los ging’s.

Über den Brühlbach führt eine kleine Holzbrücke - die ideale Gelegenheit, in der Mitte einmal innezuhalten und dem Plätschern des Wassers zu lauschen.
Andreas Nitsch

Wir starten auf Seibels Platz in Mengerschied, eine Alternative hierzu wäre auch der Parkplatz am Bismarckturm bei Sargenroth. Entgegen der auf einschlägigen Wanderportalen vorgegebenen Streckenführung biegen wir vor der Kirche schon rechts ab und marschieren also gegen den Uhrzeigersinn. Um es vorwegzunehmen: Dies war eine gute Wahl. Wir wandern einige Hundert Meter durch den Ort, erreichen das Brühlbachtal und durchqueren die Talwiesen, bis wir den Ortsteil Layenkaul erreichen. Weiter geht es über die 1964 stillgelegte Trasse der Bahnstrecke Simmern–Gemünden . Kurz danach schon geht es links ab, wir überqueren einen asphaltierten Weg, den Schinderhannes-Soonwald-Radweg, und stoßen auf ein Wanderpärchen, das eine Pause an einer Raststation macht. Weiteren Wanderern werden wir an diesem Tag nicht begegnen, Bänke indes sollte es noch genügend geben.

Ein Ort, der das Zeug zum Lieblingsplatz hat. Eine Sinnesbank lädt zum Verweilen ein, um den Blick in die Ferne durch den riesigen Bilderrahmen schweifen zu lassen oder um einfach nur seinen Gedanken nachzuhängen.
Andreas Nitsch

Vorbei an der Erlebnisstation „Weitsprung der Tiere“ erreichen wir eine kleine Holzbrücke, die über den Brühlbach führt. Wir stoppen kurz und lauschen dem entspannenden Plätschern des Wassers. Und dann folgt auch schon eine erste Bewährungsprobe. Über enge Serpentinen geht es auf Waldboden steil nach oben. Doch diese Herausforderung ist schnell gemeistert, und schon erreichen wir eine kleine Lichtung, die zum Lieblingsplatz avancieren könnte. Auf einer Sinnesbank machen wir es uns bequem, vor uns hängt ein überdimensionierter Holzrahmen, durch den wir unsere Blicke in die Ferne schweifen lassen. Gestärkt mit Wasser und belegten Brötchen geht es weiter durch den Wald, Buchen und Eichen treiben langsam aus. Kurze Wegstrecken über Wiesengelände sorgen für Abwechslung, dann verlassen wir den Wald, erreichen bergan die ehemalige Waldjugendherberge Sargenroth und wenig später den Bismarckturm. Etwa die Hälfte der Strecke ist hier geschafft.

Nur gut, dass zwei dieser Schilder auf die Bank am Waldesrand hinweisen.
Andreas Nitsch

In südwestlicher Richtung geht es weiter zur Nunkirche und zu dem 1984 ausgewiesenen Naturschutzgebiet „Nunkirche mit Rochusfeld“. Die Wiese rund um die Kirche hat aufgrund des Vorkommens von sechs Orchideenarten nationale Bedeutung, erfahren wir später im Internet. Wir gehen an St. Josef in den Ort hinein, verpassen eine Abzweigung und erfreuen uns an den zahlreichen schönen Häuschen, die in dem Dorf zu finden sind. Wir korrigieren unseren Weg, biegen rechts ab und gelangen am nordwestlichen Ortsrand wieder zur Originalroute.

Das Kälbchen schaut interessiert zu den Wanderern, während die älteren Tiere weiterhin unaufgeregt grasen.
Andreas Nitsch

Die Landschaft öffnet sich, leicht, aber stetig bergab führt der Weg durch das Gartenbachtal an Wiesen und Weiden vorbei, bevor wir nach einem Linksknick erneut die Richtung ändern, um über weitere Wiesen dem Aussichtspunkt „Panoramablick an der K 59“ entgegenstreben. Von dort bietet sich uns ein fantastischer Rundumblick über die bewaldeten Bergrücken des Soonwalds und den mit unzähligen Windkraftanlagen übersäten Hunsrück bis hin zum alles dominierenden Idarkopf. Über die alte Römerstraße erreichen wir wenig später das Reichelbachtal, und das letzte gut einen Kilometer lange Stück Wanderweg bringt uns wieder nach Mengerschied zurück. Und nach etwas mehr als drei Stunden – inklusive Pausen – stimmen meine Frau und ich dem österreichischen Lehrer, Dichter und Aphoristiker Ernst Ferstl voll und ganz zu. Von ihm nämlich stammt das Zitat: „Die mit Abstand beste Nervenheilanstalt ist die freie Natur.“

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