Rhein-Hunsrück – die Kolumne
Von Frankfurt nach Schabbach ist ein Katzensprung
Vorsichtig gebettet in ein sogenanntes Handtuchnest sollte sich der Mauersegler von seinem Absturz erholen.
Charlotte Krämer-Schick

In manchen Fällen können die sozialen Medien mehr als nützlich sein. Etwa dann, wenn ein Mauersegler abstürzt. Dort erfährt man etwa, dass es eine Klinik eigens für diese Vögel gibt – und engagierte Menschen, die für sie lange Wege auf sich nehmen.

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Kürzlich habe ich etwas Verrücktes erlebt. Früh am Morgen, als ich mit unseren Hunden zum Spaziergang aufbrechen wollte, fand ich einen Mauersegler. Unterkühlt und geschwächt saß er auf unserem Hof. Was also tun mit dem armen Kerl? Irgendwann hatte ich mal davon gehört, dass man Vögel mit Anflugtrauma – so nennt man das, wenn sie etwa gegen eine Scheibe donnern – in einem Handtuchnest lagern soll. Da können sie sich wohl am besten erholen. Das sollte mein Patient denn auch bekommen – samt vor Katz und Hund sicherem Plätzchen in der Sonne, wo er sich erst einmal aufwärmen sollte.

Zwei Stunden Fahrtzeit

Zurück vom Spaziergang stellte ich fest, dass es dem Kerlchen so gar nicht besser ging. Flugs meldete ich mich in einer Wildvogel-Notfallgruppe in Facebook an. Und siehe da, die sozialen Medien haben durchaus ihre guten Seiten. Gleich kam der Hinweis: „Melden Sie sich bei der Mauerseglerklinik in Frankfurt!“ „Was es alles gibt“, dachte ich und wählte gleich die Nummer. Über eine auf dem Band angesagte Mobilnummer erreichte ich dann den Verein Mauerseglerhilfe Apus, der sich um die Abholung des Vogels kümmern wollte. Kurze Zeit später meldete sich denn auch eine Dame, die zu mir nach Schabbach fahren wollte, um den Segler nach Frankfurt in die Klinik zu bringen. Sie habe eine Fahrtzeit von zwei Stunden, sagte sie, sie komme aus Heidelberg. Kurz darauf meldete sich eine weitere Dame, die letztendlich den Transport übernahm. Sie war auf dem Heimweg vom Urlaub und auf der A61 nach Süden unterwegs. „Da machen wir den kleinen Schlenker“, bot sie an.

Zwei Stunden Flugzeit

So kam mein Mauersegler also nach Frankfurt, wo er – wie ich später erfuhr – mit Antibiotikum versorgt wurde und sich gut erholte. Doch wie sollte er wieder nach Schabbach zu seiner Gattin kommen? Immerhin ist Brutzeit! Und die Mauersegler bleiben doch ihrem Partner ein Leben lang treu? „Soll ich ihn wieder abholen?“, fragte ich eine Dame des Vereins. Die aber lachte nur: „Wenn er den Weg von Afrika in den Hunsrück findet, findet er ihn auch von Frankfurt dorthin.“ Wenn er sich erholt hat, werde er dort freigelassen und brauche maximal zwei Stunden, bis er wieder an seinem Nest ist, versicherte sie. Eine Woche später erhielt ich die Nachricht, dass es dem Vogel mit Laufnummer 75/25 gut gehe und er im Training gute Fortschritte mache. Ob er zwischenzeitlich wieder in seinem Zuhause angekommen ist, werde ich wohl nicht erfahren. Toll, dass es solch engagierte Menschen gibt.

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