Nicht nur (aber sicherlich auch) wegen der latenten steuerlichen Unsicherheit sind kürzlich knapp 200 interessierte Zuhörer ins KiR nach Rheinböllen zu einer Veranstaltung der örtlichen Volksbank zum Thema „Erben und Vererben“ gekommen. Nicht zuletzt immer wieder lancierte Vorstellungen von Koalitionären der kommenden Bundesregierung sorgten in den vergangenen Wochen für weitere Verunsicherung. Über was wurde da nicht alles sinniert: Wiedereinführung der Vermögenssteuer, Erhöhung der Abgeltungssteuer, Reform der Erbschaftssteuer oder Abschaffung der Steuerfreiheit nach zehn Jahren für Immobilien.
Die Volksbank griff das „Grummeln“ in der Bevölkerung auf und gewann für das Symposium zwei versierte Referenten, die in der Thematik mit hohem Praxiswissen unterwegs sind und sich in ihren Ausführungen vorzüglich ergänzten. Vorstandsmitglied Mario Wangard begrüßte Notar Christopher Wagenknecht aus Simmern und Norbert Wirtz aus Köln, Vertriebsbeauftragter „Vorsorge und Vermögen“ der R+V-Versicherung.
Was in den Notfallkoffer gehört
Wagenknecht schilderte umfängliche Fallbeispiele aus seiner Praxis zum sensiblen Thema Vermögen. Verschenken, übertragen und vererben sei mehrheitlich emotional behaftet, und damit komme wohl jeder einmal in Berührung. Er nannte Gedanken an das, „was passiert, wenn nichts geregelt ist“, einen Notfallkoffer, den wir alle gepackt haben mögen. Darin finden Patientenverfügungen und Betreuungsvollmachten genauso Raum wie Überlegungen zur Planung von Erbschaftssteuerbelastungen oder anstehenden Betriebsübergaben von Selbstständigen.
Der Notar machte deutlich, dass sich gerade Kinderlose, Menschen in nicht-ehelichen Partnerschaften oder in Patchworkfamilien unbedingt vorsorglich um ihre finanziellen Konstellationen kümmern müssten, „sonst endet es oft katastrophal“. Kaum ein Mitbürger könne alle Aspekte und Details hinreichend beurteilen – dies fange schon beim handschriftlichen Testament an. Wagenknecht empfahl, ihn als “Ideengeber„ zu nutzen sowie mit dem Versicherungsberater des Vertrauens zu sprechen: “Der kann vieles vorwegnehmen.“
Vorausschauend handeln
Damit überließ er Norbert Wirtz das Podium, der damit eröffnete, was an „unserem letzten der rund 35.000 Lebenstage passiert“. Was bis dahin nicht schriftlich fixiert ist, bringe in aller Regel teils erhebliche finanzielle Beeinträchtigungen für die potenziellen Erben. Denn die eigenen Wünsche des verstorbenen Menschen ("Ich will keinen Streit ums Erbe.“) lassen sich dann nicht unbedingt noch erfüllen. Zum Beispiel nähmen vorausschauende Mitbürger mit größeren Vermögen bereits zu Lebzeiten Schenkungen vor mit Freibeträgen, die alle zehn Jahre wieder nutzbar sind. Als ganz einfache Ansätze nannte der Referent auch untereinander erteilte Bankvollmachten.
Mit den mehr als zwei Stunden währenden Erläuterungen hatte die Volksbank offensichtlich ins Schwarze getroffen. Die aufgeschlossenen Gäste hörten konzentriert zu. Nicht wenige verließen die Veranstaltung letztlich mit nachdenklicher Miene.