Seit 34 Jahren gibt es das Cinema in Boppard. Ende des vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass die Volkshochschule (VHS) das Kino nicht länger tragen will, den vier Mitarbeitern mit Minijob-Anstellung wurde gekündigt. Zum 1. März hat ein gemeinnütziger Verein die Trägerschaft übernommen und damit sichergestellt, dass der Kinobetrieb im Cinema, im Untergeschoss des Stadthallengebäudes in der Oberstraße, nahtlos weitergehen kann.
Insgesamt neun Kinoenthusiasten gründeten den Verein, um das Cinema als Kulturinstitution in Boppard zu erhalten. Die Anfänge nahm das Kino im Keller der Jugendbegegnungsstätte. Das kommerziell betriebene Kino in der Stadt hatte in den 1980er-Jahren geschlossen. Mit Resten aus dessen kleinen Saal richtete man sich ein, erinnert sich Schell, der von der ersten Stunde mit dabei war. 2004 kam das Angebot der Kreissparkasse, den ehemaligen Personalraum im Untergeschoss zu beziehen.
Saal mit viel Eigenleistung eingerichtet
Mit viel Eigenleistung richteten die Mitarbeiter den Saal ein, die Stadt unterstützte beim Bau der Empore. 2005 startete der Spielbetrieb. 2007 gab es wegen der Sanierung und dem Umbau des Gebäudes zur Stadthalle eine längere Pause. Ab November 2008 wurde das Kino ununterbrochen bespielt. Vor gut zehn Jahren erfolgte mit Unterstützung der Filmförderungsanstalt die Umstellung auf digitale Technik. In guten Jahren kamen zwischen 8000 und 10.000 Besucher, mit der Corona-Pandemie gab es einen Knick. 2023 zählte das Kino rund 4500 Gäste.
„Es müssten eigentlich wieder mehr Leute kommen, damit es finanziell aufgeht“, sagt Schell. Die Vereinsgründung sei insofern schon durchaus ein mutiger Schritt, der Erfolg wird mit den Besucherzahlen stehen und fallen. „Ein großer Vorteil ist, dass die Stadt uns den Raum zunächst mietfrei zur Verfügung stellt“, sagt Anja Breitbach, stellvertretende Vorsitzende. Um das Vereinsbudget nicht gleich zu sehr zu strapazieren, leisten die Mitglieder ihre Dienste erst mal ehrenamtlich, Theaterleiter Schell ist eine Ausnahme. Eine Fördermitgliedschaft im Verein ist möglich.
Dass die Vereinsmitglieder mit ihrem Engagement für den Fortbestand des Kinos sorgen, sei ihrem Empfinden nach bei vielen Menschen in der Stadt angekommen. „Wir bekommen häufig die Rückmeldung, dass die Leute sich darüber freuen“, sagt Breitbach. Ein besonderer Moment für sie sei immer, wenn die Besucher nach dem Film aus dem Saal kommen. „Manche sind einfach zufrieden und dankbar, bedanken sich sogar, dass der Film hier gelaufen ist. Es kommt aber auch noch vor, dass es Gesprächsbedarf zum Film gibt“, sagt Schell.
Mitglieder sind Kinoenthusiasten
Die Vereinsmitglieder seien allesamt Kinoenthusiasten. Schell habe etwa schon immer einen Hang zum Film gehabt und bei der VHS beispielsweise auch die Video-AG gegründet und geleitet, die eigene Filme in Spielfilmlänge produzierte. Für Anja Breitbach macht den Reiz des Kinos aus, dass es die Auseinendersetzung mit Themen ermöglicht, die sonst oft verborgen bleiben.
„Man kann in Welten, Kulturen und Gesellschaften eintauchen, was sonst nicht möglich wäre. Uns liegt es am Herzen, dass dieses kulturelle Angebot der Stadt nicht verloren geht“, sagt Anja Breitbach. So kann auch die jährliche Schulkinowoche weiterhin stattfinden und auch die Zusammenarbeit mit der Kirche für die Filmreihe Rollenwechsel und mit Institutionen wie donum vitae, der Hospizgesellschaft oder Kick for help fortgesetzt.
Über das Programm informiert das Cinema Boppard im Aushang an der Stadthalle, per Bandansage unter Tel. 06742/819 39 (Reservierung unter dieser Nummer möglich) und auf der Internetseite unter www.cinema-boppard.de