Boppard und das Rheintal haben bei Gästezahlen die Nase vorn - Kastellaun, Kirchberg und Simmern lassen Federn
Urlaub im eigenen Land boomt weiterhin
Während im Hunsrück der Wanderurlaub gefragt ist, unternehmen die Besucher im Rheintal eine Schifffahrt, um auf einem der verkehrsreichsten Flüsse Europas Burgen, Schlösser, malerische Städte, Weinberge, Steilhänge und schroffe Felsen vom Wasser aus zu genießen.
Suzanne Breitbach

Rhein-Hunsrück. Zum Ende des Winters werden mit Spannung die neuesten Tourismuszahlen des Statistischen Landesamtes in Bad Ems erwartet. Zwei Prozent mehr Übernachtungen im Rheintal (2.769.887) und 1,3 Prozent mehr Gäste (1.303.171) zaubern den Rheintal-Touristikern ein Lächeln ins Gesicht.

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Während dort die Freude über einen Zuwachs der Gäste- und Übernachtungszahlen groß ist, verzeichnet die Region Hunsrück ein Minus von 1,3 Prozent bei den Übernachtungen (759.480). Ebenfalls gesunken ist die Zahl der Gäste um 1,8 Prozent (281.779).

Boppard bleibt in der Erfolgsspur und kann sich nochmals verbessern, 2018 ist für die Stadt ein Rekordjahr. Mit 358.350 Übernachtungen wird dort der bisherige Spitzenwert von 355.102 aus dem Jahr 2016 um 3248 Übernachtungen übertroffen.

Im zweiten Jahr in Folge haben weniger ausländische Gäste Boppard als Destination gewählt. „Genauer betrachtet, liegt dies am Rückgang der Übernachtungen britischer Gäste um genau 3000. Das wiederum hatte zur Folge, dass mehr deutsche Gäste Boppard als Ziel gewählt haben“, analysiert der Leiter der Tourist-Information Boppard, Stefan Rees, die Statistik. Nicht nur einen traumhaften Sommer und einen goldenen Herbst erlebten die Mittelrheiner also, sondern auch Gästezahlen, die bislang nicht erreicht wurden.

Sehr stabil sind die Übernachtungszahlen belgischer, französischer und niederländischer Gäste sowie Touristen aus der Schweiz. Und auch die Übernachtungsgäste aus China und den USA sind konstant. Während die Zahl der Europäer von 76.820 Übernachtungen (2017) auf 74.220 (2018) absackten, gab es mehr Gäste aus dem eigenen Land. Deutsche machen wieder häufiger Urlaub in Deutschland, von 264.813 (2017) sind die Übernachtungen auf 274.494 gestiegen. Und auch die Gästeankünfte von 106.972 im Vorjahr sind in 2018 ebenfalls angestiegen auf 108.348.

Rees macht nicht nur den guten Sommer dafür verantwortlich, sondern auch die überdurchschnittliche Qualität der Beherbergungsbetriebe, das umfangreiche Marketing und andere Aktivitäten rund um das Trendthema Wandern. Mit zwei 4-Sterne-Superior-Hotels, drei 5-Sterne-Ferienhäusern, 59 klassifizierten Ferienwohnungen und weiteren 20 klassifizierten Hotels und Pensionen ist Boppard gut aufgestellt.

Gästekarte Boppard kommt gut an

Und die Stadt hat ein weiteres Ass im Ärmel. „Durch die flächendeckende Einführung einer Gästekarte in Boppard zum Jahresbeginn, die den Gästen unter anderem das kostenlose Nutzen des Öffentlichen Personennahverkehrs im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Mosel ermöglicht, wird diese Entwicklung sicher weiter unterstützt“, so Rees weiter.

Hinter Koblenz, Rüdesheim und Boppard sind Lahnstein, Oberwesel und Bingen die Verfolger auf den nächsten Plätzen. Die Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel schnitt im Vergleich zum Vorjahr bei den Gästezahlen mit einem Plus von 1,4 Prozent gut ab. Bei den Übernachtungen gab es ein kleines Minus von 0,6 Prozent. Die Stadt Oberwesel selbst hatte ein kleines Plus von 0,5 Prozent (146.589 Übernachtungen). Für St. Goar werden in der Statistik leider keine Zahlen veröffentlicht.

„Unsere Zahlen sind konstant, wir haben ein Plus von 0,5 Prozent bei den Übernachtungen (47.566) in der Verbandsgemeinde Emmelshausen“, sagt der Leiter der Tourist-Information Emmelshausen, Thomas Biersch. „Die Wochenenden waren fast alle ausgebucht. Von Mai bis Oktober gab es viele Kurzurlauber. Wir sind nicht die einzigen, die im Wandersegment unterwegs sind. Beliebt sind Wanderungen auf dem Saar-Hunsrück-Steig von Mörsdorf bis Boppard. Wir fahren die Wanderer zu den einzelnen Etappen hin. Das Angebot wird rege genutzt, oft bleiben einige Gäste mal eine ganze Woche. Die Mühlen in unserem Gebiet haben auch gut zu tun“, berichtet Biersch.

Betriebe finden kaum Nachfolger

Die Auslastung im Vorderhunsrück sei gut, dennoch nehmen die Betriebe nach und nach ab. Die Nachfolgeregelung sei dort häufig ein Problem.

Einige Kilometer weiter im Hunsrück hat die Verbandsgemeinde Kastellaun 5,4 Prozent weniger Gäste zur Erholung gelockt. Und auch die Statistik der Übernachtungen spricht mit einem Minus von 6,3 Prozent eine klare Sprache. Woran hat es gelegen? „Im Januar 2018 wurde ein Betrieb in Kastellaun aufgegeben. Ende März zog neues Leben in den Gastronomiebetrieb ein. Drei Monate war das Haus nicht belegt und auch nicht buchbar. Das ist sicherlich der Hauptgrund für den Einbruch der Gäste- und Übernachtungszahlen im vergangenen Jahr“, sagt Saskia Müller von der Tourist-Information Kastellaun.

Deutschlands schönste Hängeseilbrücke mitten im Hunsrück ist aber nach wie vor gefragt. Wenn auch die Besucherzahlen etwas abgenommen haben, stattliche 211.018 Gäste waren im vergangenen Jahr in Mörsdorf. Nach dem Rekord im Jahr 2016 mit 295.350 und 213.558 in 2017, waren es im Jahr 2018 immer noch 211.018 Ausflügler, die die „Geierlay“ und die Landschaft zwischen Sosberg und Mörsdorf erleben wollten. Beim Blick auf die ersten beiden Monate in diesem Jahr fällt auf, dass der Februar der beste Februar seit Bestehen der Brücke war. 9912 Winterbesucher zeichnete die Webcam bei der täglichen Zählung auf. „Vielleicht lag es an den Winterferien und dem guten Wetter im Februar“, vermutet Müller.

Weniger Gäste und weniger Übernachtungen weist die Statistik in der Verbandsgemeinde Kirchberg aus. Gegenüber dem Vorjahr kamen 6390 Gäste weniger, die Übernachtungen sanken auf 13.257. Anders sieht es in der Verbandsgemeinde Rheinböllen aus. Hier gibt es ein Plus von 4,1 Prozent bei den Gästen und einen Zuwachs bei den Übernachtungen von 6,7 Prozent auf 28.503. Auch hier hat sich der Anteil ausländischer Gäste mit 13,1 Prozent massiv reduziert.

Federn lassen musste auch die Verbandsgemeinde Simmern mit 5,6 Prozent weniger Übernachtungen. Geringer ist das Defizit bei den Gästezahlen. Von 22.561 hat sich die Zahl auf 22.374 reduziert, das entspricht einem Minus von 0,8 Prozent.

Von unserer Reporterin Suzanne Breitbach

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