Mächtig große Hagelkörner kamen in Oberwesel vom Himmel.
Von unserem Redakteur Wolfgang Wendling und Reporter Werner Dupuis
Eine Unwetterfront zog mit Starkregen, Hagel und orkanartigen Böen über die Hunsrückhöhen. Bis zu 75 Liter pro Quadratmeter ergossen sich innerhalb von wenigen Minuten aus den dunklen Regenwolken. Feuerwehren und Hilfsorganisationen mit insgesamt 250 Männern und Frauen waren im Einsatz.
Von der Leitstelle im Feuerwehrgerätehaus in Simmern wurden die Einsätze koordiniert. Außer den Feuerwehren waren auch das Technische Hilfswerk, die Wasserwacht der DLRG, die technische Einsatzleitung des Landkreises und der Gefahrenstoffzug vor Ort. Besonders betroffen war Budenbach. Innerhalb weniger Minuten – so eine Anwohnerin – überschwemmte der aus Horn kommende Klingelbach den Ortskern. Betroffen waren auch tiefer liegende Häuser im Neubaugebiet. Das komplette Untergeschoss des Gemeindehauses stand unter Wasser. Aus einem Tank lief Öl aus. Vor rund 50 Jahren gab es zum letzte Mal eine solche Überflutung in Budenbach, erinnerten sich ältere Bewohner.
So hoch wie schon lange nicht mehr war auch der Kondbach, der in Kümbdchen in den Külzbach mündet. Diverse Keller mussten von der Feuerwehr leer gepumpt werde. Eine gehbehinderte Frau musste aus ihrer überfluteten Wohnung geborgen werden.
Außerordentliche Wassermassen, die aus den umliegenden Feldern kamen, ergossen sich auch über die Hauptstraße in Nannhausen. In Biebern und Reich konnte die Kanalisation die großen Regenmengen nicht fassen. Auch hier kam es zu Überschwemmungen. in Eine Seelandschaft entstand rund um das Hunsrückstadion. Anstatt Fußball konnte hier Wasserball gespielt werden.
Gegen 14.15 Uhr wurde die B 9 und die Bahnstrecke zwischen Niederheimbach und Trechtingshausen von Geröllmassen auf einer Länge von 300 Metern in Mitleidenschaft gezogen. Der Verkehr auf der B 9 wurde ab Oberwesel in südliche Sichtung und ab Bingerbrück in Fahrtrichtung Norden weiträumig umgeleitet. Auch der Zugverkehr wurde eingestellt. Die Mittelrheinbahn setzte zwischen Oberwesel und Bingen ersatzweise einen Bus ein.
Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein. Wer vom Süden aus über die Autobahn ausweichen wollte, hatte schlechte Karten. Auf der A 61 blockierte bereits vor dem Unwetter ein verunglückter Lkw zwischen Waldlaubersheim und Stromberg die Fahrbahn. Das einsetzende Unwetter machte derweil das Chaos perfekt. Zehn Kilometer Rückstau bis zum Dreieck Nahetal, meldete die Polizei.
Auch rund um Rheinböllen schrillten nach dem Gewittersturm die Sirenen. Schwerpunkt war Kissselbach. Der quer durch den Ort laufende Simmerbach war über die Ufer getreten, diverse Keller und Einliegerwohnungen liefen voll. Im Einsatz waren die Wehren aus Rheinböllen, Kisselbach, Liebshausen, Erbach, Argenthal, Ellern und Dichtelbach mit 61 Wehrleuten.
Und am Samstag ging es dann weiter mit den Regenfluten – und ihren Folgen: