Ortsvorsteher Johannes Link stellte die 650-seitige neue Dorfchronik von Holzfeld jetzt im Dorfgemeinschaftshaus vor
Umfassender Überblick aus rund 650 Jahren: Dorfchronik von Holzfeld präsentiert
Im Beisein von Autor Werner Stoffel (rechts) wurde das erste Exemplar der Chronik von Ortsvorsteher Johannes Link an Bürgermeister Jörg Haseneier übergeben.
Suzanne Breitbach

Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis Ortsvorsteher Johannes Link der Öffentlichkeit die Dorfchronik von Holzfeld präsentieren konnte. 650 Seiten umfasst das mit Spannung erwartete Werk, das mit 45 Kapiteln umfangreich das Leben auf der Rheinhöhe widerspiegelt.

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Im Beisein von Autor Werner Stoffel (rechts) wurde das erste Exemplar der Chronik von Ortsvorsteher Johannes Link an Bürgermeister Jörg Haseneier übergeben. Für die musikalische Umrahmung der kleinen Feierstunde im Dorfgemeinschaftshaus sorgte der Musikverein Holzfeld.
Suzanne Breitbach

Mit der Eurovisionshymne begann der Musikverein Holzfeld die Feierstunde im Saal des voll besetzten Dorfgemeinschaftshauses. Um die Gäste auf die Geschichte von Holzfeld einzustimmen, hieß es erst mal „Film ab“. Ortsvorsteher Johannes Link hatte einen Film aus unterschiedlichen Quellen zusammengestellt, der demnächst auf der Holzfelder Homepage veröffentlicht werden soll unter www.holzfeld.de.

Mit der Begrüßung der Mitwirkenden, darunter Autor Werner Stoffel und der ehemalige Lehrer Edgar Hammes, der von seiner Dienstzeit an der Holzfelder Schule zwischen 1964 und 1970 einiges berichten konnte, der Ehrengäste, Stadtratsmitglieder und Ortsbeiräte fuhr Link fort. Private Aufzeichnungen, Fotos, Vereinschroniken, Erzählungen und Chroniken der Nachbarorte wurden gesammelt und begutachtet. Ein Autor wurde gesucht, möglichst einer, der in der Nähe wohnt. „Mit Werner Stoffel aus Oppenhausen wurden wir fündig“, berichtet Link in der Entstehungsgeschichte der Chronik.

Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet, erste Chroniktexte geschrieben, Übersetzungen der Unterlagen waren notwendig, Bilder wurden aufgearbeitet, Texte beigefügt, 85 Prozent der Chronik waren fertig, als die Restarbeiten auf die Arbeitsgruppe erweitert wurden. Der Druckauftrag von der Rheinhöhe ging an die Druckerei Neisius nach Winningen an die Mosel. Es folgten Satz, Layout und Fehlerbehebungen, bevor das druckfertige Buch nach Holzfeld geliefert wurde.

Im Beisein von Autor Werner Stoffel (rechts) wurde das erste Exemplar der Chronik von Ortsvorsteher Johannes Link an Bürgermeister Jörg Haseneier übergeben.
Suzanne Breitbach

Link berichtet über Systemabstürze, über die lange Corona-bedingte Zwangspause, da die Archive geschlossen waren, neue Erkenntnisse, verbunden mit Textänderungen und notwendigen Überarbeitungen. Unzufriedenheit machte sich breit. „Werner Stoffel, Horst Zöbel und Achim Maus erwiesen sich als Glücksfall, ohne sie wäre das Chronikprojekt gestorben“, setzte Link seine Ausführungen fort. Die Arbeitsstruktur wurde verbessert und das lang ersehnte Projekt, das unter Ortsvorsteher Werner Karbach begonnen hatte, zum Abschluss geführt.

Autor Werner Stoffel, mittlerweile 84 Jahre alt, berichtete über die Bemühungen, Nachweise aus möglichst früher Zeit zu finden. „Die sind spärlich gesät“, sagte der Autor. Im Landeshauptarchiv, wo die meisten Urkunden und Schriftstücke zur Heimatgeschichte aufbewahrt werden, wurde Stoffel nach vielen Stunden und Tagen fündig. Weitere geschichtliche Unterlagen sind im Kreisarchiv Simmern, im Archiv der evangelischen Landeskirche in Boppard, im Bistumsarchiv Trier und im Archiv der Stadt Boppard zu finden.

„Zusammen mit der Auswertung der Schriftstücke, die sich noch bei der hiesigen Verwaltung befinden sowie den interessanten Schulchroniken und den Protokollbüchern des Gemeinde- und Ortsbeirates ist so ein umfassender Überblick von den historischen Vorgängen des Dorfes Holzfeld in rund 650 Jahren entstanden“, so Stoffel bei der Präsentation der Holzfelder Chronik.

Für die musikalische Umrahmung der kleinen Feierstunde im Dorfgemeinschaftshaus sorgte der Musikverein Holzfeld.
Suzanne Breitbach

Die erste schriftliche Nachricht über Holzfeld stammt aus dem Jahr 1359. Damals ging es um die Benutzung eines größeren Walddistrikts, der im Bereich der Gemeinde Hungenroth lag und „Frankscheid“ genannt wurde. Durch uralte Nutzungsrechte, deren Entstehung nicht mehr nachvollziehbar ist, teilten sich die Gemeinden und Adelshäuser – die Burgen Schöneck, Ehrenburg und Waldeck sowie die Propstei Hirzenach – diesen Wald. Immer wieder gab es Streitigkeiten.

Der Gemeinde Holzfeld gelang es im besagten Jahr, eine Bestätigung ihres Anteils an dem Wald zu erhalten. Ritter Konrad aus dem einflussreichen Adelsgeschlecht der Burg Schöneck erließ eine Urkunde, in der er bestimmte, dass die Holzfelder in dem Wald „Frankscheid“ seit uralten Zeiten Rechte auf Wasser, Weide und dürres Laub besäßen und von niemandem gehindert werden dürften. Die Urkunde vom 3. Februar 1359 wurde mit einem Siegel ausgestellt, das am Schriftstück angebracht wurde. Der Dorfname wurde mit „Hailsfelt“ angegeben.

Turbulente Vorgänge, darunter die Einführung der Reformation im Jahr 1517, sorgten auch im Schulbereich für Probleme. Erst im Jahr 1898, also vor 120 Jahren, wurde im Rheinhöhenort eine zweiklassige Schule für Kinder beider Konfessionen gebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts besserten sich die Lebensverhältnisse durch künstlichen Dünger und verbesserte Arbeitsmethoden in der Landwirtschaft. Damit konnten die Ernteerträge deutlich gesteigert werden. Kriege machten auch vor Holzfeld nicht Halt. Zwölf Gefallene im Ersten Weltkrieg, 27 Kriegsopfer nach dem Zweiten Weltkrieg. Der technische Fortschritt nahm rasantes Tempo auf, 1924 wurde Holzfeld an das elektrische Stromnetz angeschlossen.

Bürgermeister Jörg Haseneier hob in seinem Grußwort die Mühe rund um die Chronik hervor. „Das Buch ist gefüllt mit Historie, ein Schatz für zukünftige Generationen. Holzfelds Geschichte ist geprägt vom Umbruch.“ Für die Druckkosten ist die Stadt Boppard in Vorleistung getreten. Zuversichtlich ist das Stadtoberhaupt, dass über den Verkauf die Kosten wieder reinkommen.

Die Chronik ist zum Preis von 35 Euro bei Ortsvorsteher Johannes Link während seiner Sprechzeiten mittwochs von 19 bis 20 Uhr oder nach telefonischer Rücksprache unter 0170/902 57 73 erhältlich.

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