Von unserem Redakteur Wolfgang Wendling
Dabei schien die Sache eigentlich klar: 55,9 Prozent der Kunden von RheinHunsrück-Wasser, die sich zu Beginn des Jahres an der Abstimmung beteiligt haben, votierten für den Bau einer Enthärtungsanlage und nahmen zugleich eine Verteuerung des Wasserpreises in Kauf. Für den St. Goar-Oberweseler Bürgermeister Thomas Bungert, Vorsteher des Wasser-Zweckverbandes, war dieses Votum ein klarer Auftrag, an den Gewinnungsanlagen bei St. Sebastian den etwa 5 Millionen Euro teuren Bau einer solchen Enthärtungsanlage in Angriff zu nehmen.
Aber die Rechnung wurde ohne die Sonderkunden gemacht. Diese Kundschaft, die große Wassermengen vom Zweckverband bezieht und es an die Endkunden weitergibt, waren fast alle gegen das Vorhaben. Deshalb ist die Sache gestorben.
30.000 Kunden sollten entscheiden
Rückblick: Ende des Jahres erhielten die etwa 30.000 Kunden von RheinHunsrück-Wasser den Aufruf, darüber zu entscheiden, ob sie künftig ihr Leitungswasser etwas weicher haben wollen oder ob alles so bleiben soll, wie es ist. Der Zweckverband liefert seinen Kunden vergleichsweise hartes Wasser. Messungen haben einen Härtegrad von 16 bis 18 ergeben. Ab einem Wert von 14 spricht man von hartem Wasser.
Aber richtig weiches Wasser hätte der Dörther Versorger auch nach der Investition in eine Enthärtungsanlage nicht liefern können. Mit dem vorgesehenen technisch komplizierten und kostspieligen Verfahren der Nanofiltration wäre das Trinkwasser lediglich bis zum mittleren Härtegrad 12 aufgeweicht worden.
Um dies zu erreichen, hätte es nicht nur der millionenschweren Investition in die Anlage bedurft. Es wären auch höhere Strom- und Personalkosten erforderlich geworden – und das auf Dauer. Alles in allem, so die Berechnungen, hätte sich der Grundpreis für die kleinste Zählergröße von 102,72 Euro im Jahr um 12,84 Euro auf 115,56 Euro erhöht. Der Wasserpreis wäre von 1,56 Euro pro Kubikmeter um 11 Cent auf 1,67 Euro gestiegen.
Zustimmung laut RheinHunsrück-Wasser keine klare Sache
Doch das ist Schnee von gestern. Die Führung von RheinHunsrück-Wasser trauert dem Aus für die aufwendige Enthärtungsanlage offensichtlich keine Träne nach. In ihren Augen war zwar die Zustimmung von 55,9 Prozent eine klare Sache, aber angesichts der Tatsache, dass sich nur 53,74 Prozent der 30.274 Tarifkunden an der Abstimmung beteiligt haben, doch nicht ganz überzeugend. Anders ausgedrückt: Nur 9094 Kunden haben letztlich für den Bau der zentralen Enthärtungsanlage gestimmt.
Die Sonderkunden wie die VG Nastätten, der Flughafen Hahn oder das Kreiswasserwerk Cochem-Zell, die sich gegen das Vorhaben wandten, gaben letztlich für die Verbandsversammlung den Ausschlag, das Projekt „zentrale Wasserenthärtung“ nicht weiter zu verfolgen. Jetzt macht die Zentrale in Dörth folgende Rechnung auf: Wenn man das Abstimmungsergebnis der Tarifkunden und die Stellungnahmen der Sonderkunden im Verhältnis der 2014 verkauften Wassermengen zueinander gewichtet, ergibt sich nur noch eine Zustimmung von 47,9 Prozent.
Ein weiteres Argument gegen den Bau der Anlage ist der bei vielen Kunden aufgetretene Zweifel an der Effizienz der Enthärtungsanlage. So zeigten sie sich skeptisch, dass bei einem Wasserhärtegrad von 12 Kalkflecken an Sanitäreinrichtungen der Vergangenheit angehören.