Zu der Präsentation in der Stadthalle fanden sich rund 26 Zuhörer ein, auf Youtube wurden Liveübertragung und Video bislang etwa 440 Mal aufgerufen.
Die bloßen Fakten der Treibhausgasbilanz kurz zusammengefasst (wir berichteten bereits im Juni ausführlich): Aus dem Verbrauch von 640.648 Gigawattstunden (GWh) Energie – eine GWh entspricht einer Million Kilowattstunden (KWh) – ergibt sich ein Ausstoß von 204.148 Tonnen an Treibhausgasen. Der kommunale Anteil am Gesamtausstoß beträgt 5730 Megawattstunden Energieverbrauch, entsprechend 2020 Tonnen an ausgestoßenen Treibhausgasen. Den größten Anteil macht der Verkehr mit 62 Prozent aus, davon lässt sich der Löwenanteil auf den Durchgangsverkehr etwa auf der A 61 zurückführen. Auf diesen hat die Stadt nur wenig Einfluss.
Wo die Stadt jedoch etwas tun kann – um das vom Stadtrat gesteckte Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2030 auf 0 zu bringen – zeigen die Potenzialanalyse und die verschiedenen Szenarien, die Tanja Reichling von der TSB vorstellte. Dabei zeigte jeweils ein Szenario für Energieverbrauch und CO2-Ausstoß den Trend ohne weitere Maßnahmen auf, eines die Auswirkungen konsequenter Klimapolitik und eines das theoretische maximale Potenzial. „Zwischen den einzelnen Szenarien gibt es große Unterschiede, das heißt, es gibt Hebel, an denen man ansetzen kann“, sagte Reichling. So zeigt das Klimaschutzszenario, dass es trotz eines steigenden Stromverbrauchs möglich ist, die Emissionen im Bereich der Stadt Boppard bis 2030 bilanziell auf 0 zu senken.
Wichtige Schritte seien, den Verbrauch zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzustellen, sagte Michael Münch (TSB). Dabei sollte möglichst auch die Erzeugung erneuerbarer Energie im Stadtgebiet aufgebaut werden, weil so die Wertschöpfung vor Ort gehalten werden kann. Als die kurzfristig wichtigste Aufgabe sieht Münch den Ausstieg aus der Wärmeerzeugung mit fossilen Brennstoffen, also Heizöl und Gas. „Das Problem ist heute noch aktueller als in den vergangenen Jahren.“ Noch vor einem Jahr hätte man den Beweis der Wirtschaftlichkeit noch aufwendig erbringen müssen, bei den aktuellen Energiepreisen liege er mehr oder weniger klar auf der Hand.
Münch stellte einen Umstiegsplan anhand von zehn Heizungen städtischer Liegenschaften vor, die ohnehin bald erneuert werden müssten. Diese verbrauchen unter den städtischen Heizungen einen großen Teil des Heizöls und Gas. Um eine Vergleichbarkeit zu erzeugen, wurde die Umstellung auf Pelletheizungen durchgerechnet. Münch betonte, dies sei keine Empfehlung, denkbar seien auch Hackschnitzelheizungen oder Wärmepumpen, die bei den aktuellen Gaspreisen selbst in Altbauten wirtschaftlich betrieben werden können.
Ergebnis der Rechnung: „Alleine durch die Einsparungen bei den Energieträgern finanzieren sich die Heizungen selbst. Klimaschutz kostet an dieser Stelle also nicht mehr Geld“, sagte Münch. Und je teurer Energie wird, desto günstiger werden Heizungen aus erneuerbaren Energien, das hätten mehrere Rechnungen ergeben. Alleine mit der Umstellung der zehn priorisierten Liegenschaften auf Pelletheizungen könnte die Stadt Jahr für Jahr 247 Tonnen CO2 sparen. Das entspricht etwas mehr als einem Drittel der Ausstöße, die in den städtischen Gebäuden für die Wärmeerzeugung anfallen (660 Tonnen im Jahr).
Einen entsprechenden Beschluss berät der Stadtrat in seiner Sitzung am heutigen Montag, ab 18 Uhr in der Stadthalle. Darüber hinaus wird besprochen, ob das Klimaschutzkonzept fortgeschrieben werden soll und darüber hinaus ein Energiemanagementsystem aufgebaut sowie ein Energiemanager eingestellt werden sollen.