Sparkassen-Geschäftsräume in St. Goar sollen ab Oktober gemeinsam mit der TI genutzt werden - CDU kritisiert Vorhaben
Tourist-Info wechselt im Herbst den Standort – Sparkassen-Geschäftsräume in St. Goar sollen gemeinsam genutzt werden
Aktuell ist die Tourist-Info am nördlichen Ende der Fußgängerzone in der früheren Filiale der Volksbank Rhein-Nahe untergebracht.
Denise Bergfeld

St. Goar. Die St. Goarer Tourist-Information (TI) zieht um. Ab dem 1. Oktober wird sie auf Initiative der Stadt am anderen Ende der Fußgängerzone untergebracht sein in den Räumen, die aktuell der Sparkasse Rhein-Hunsrück als Geschäftsstelle dienen. Die Sparkasse wird weiter vor Ort in St. Goar präsent bleiben, wie Sparkassen-Vorstand Wolfgang Nass bei einem Treffen vor Ort unterstrich.

Die Gespräche über einen möglichen Umzug der TI vom nördlichen Ende der Fußgängerzone aus dem Volksbankgebäude weiter in Richtung Altstadt laufen schon länger zwischen Stadt, Sparkasse und dem Hauseigentümer und Kastellauner Architekten Bernd König. Denn aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und des demografischen Wandels wird die zurzeit von der Sparkasse genutzte Fläche nicht mehr in vollem Umfang benötigt.

Schon die Volksbank Rhein-Nahe hatte Ende August 2016 ihre Geschäftsstelle in der Heerstraße geschlossen und hält seitdem in St. Goar nur noch einen Selbstbedienungsbereich vor. Nach der Schließung war die TI in das Gebäude gezogen. Die Sparkasse hatte nun vor, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. „Wir wollten den SB-Standort in jedem Fall erhalten“, sagt Nass. In St. Goar verbleiben sollten der Geldautomat und Kontoauszugsdrucker. Dadurch, dass in der Vergangenheit die Öffnungszeiten schon um zwei Tage reduziert worden waren, seien die Beratungskunden laut Nass bereits weitgehend nach Oberwesel gewechselt. Die Digitalisierung schreite auch bei den Banken voran und es gebe mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, Standardbankgeschäfte über das Internet zu erledigen. „Daher haben wir uns zu diesem Schritt entschieden“, so Sparkassen-Vorstand Wolfgang Nass.

Stadt und Sparkasse einigten sich mit dem Umzug der Tourist-Information nun aber auf einen Kompromiss. Die Geschäftsräume der Sparkasse werden ab Oktober gemeinsam genutzt. Zu diesem Zweck wird die Stadt Sankt Goar Hauptmieter der insgesamt 212 Quadratmeter umfassenden Räume und wird einen Teil an die Sparkasse untervermieten. Die entsprechenden Verträge sind unterschriftsreif ausgearbeitet und liegen bereit.

Nicht nur die Tourist-Information soll dort einziehen, auch ein Bürgerbüro ist laut Stadt denkbar. Zudem werde geprüft, ob auch eine Postannahmestelle mit Brief- und Paketdienst eingerichtet werden kann. Die Sparkasse hält ab Herbst ein Beratungszimmer vor und erhält den Selbstbedienungsbereich für die Bargeldversorgung, Überweisungen und das Drucken der Kontoauszüge.

Das Beratungszimmer wird laut Sparkasse an zwei Tagen pro Woche nach vorheriger Terminvereinbarung halbtags besetzt sein. Der SB-Bereich stehe weiter rund um die Uhr zur Verfügung. „Diese Automaten sind natürlich immer davon abhängig, wie sie genutzt werden“, sagt Stadtbürgermeister Falko Hönisch (SPD). Corona habe auch dafür gesorgt, dass die Menschen mehr kontaktlos zahlen. St. Goar sei aber eine Stadt, in der unter anderem durch die Touristen noch viel mit Bargeld bezahlt werde. „Aber auch das hätte natürlich nur eine gewisse Halbwertszeit gehabt“, so Hönisch. „Im besten Fall schaffen wir es, durch unser Angebot, dieses Angebot noch etwas langfristiger zu halten“, hofft der Stadtbürgermeister. „Tourist-Info und Sparkasse, das wird sich gegenseitig befruchten“, ist sich auch Wolfgang Nass sicher. Wäre die Kooperation mit der Stadt nicht zustande gekommen, hätte sich die Sparkasse laut Nass Gedanken machen müssen, wo sie ihren Geldausgabeautomaten künftig unterbringen wird.

Weitere Vorteile seien aus Sicht der Stadt aber auch die zentrale Lage mit einem barrierefreien Zugang. „Das ist im Grunde der Ort, wo die Touristen ankommen. Sie kommen entweder vom Schiff oder sie kommen von der Bahn oder sie parken hier vorne. Ich würde mal sagen, 80 Prozent kommen hier vorbei“, betont Hönisch. Das Gebäude, dessen Außenhülle unter Denkmalschutz steht, sei außerdem auch bei Hochwasser weiter zugänglich. Auch der Vermieter des Objekts, Bernd König, zeigte sich mit der Lösung zufrieden und begleitet laut Stadt auch konstruktiv eine Belebung des Innenhofs durch die Tourist-Information mit direktem Zugang Richtung Kirchplatz.

Im Stadtrat wurde das Vorhaben bislang im nichtöffentlichen Teil diskutiert. Die CDU-Fraktion, auf deren Initiative die TI nach der Schließung der Filialen in das Volksbankgebäude gezogen war, hatte sich gegen einen neuerlichen Umzug ausgesprochen. Als Ende März erstmals hinter verschlossenen Türen über das Vorhaben abgestimmt werden sollte, hatte die CDU-Fraktion nach Informationen unserer Zeitung aus Protest geschlossen die Sitzung verlassen mit der Folge, dass der Rat nicht mehr beschlussfähig war. Der Beschluss fiel schließlich aber in einer weiteren Sitzung mehrheitlich.

Die CDU begründet ihre Ablehnung unter anderem mit einer „massiven Kostensteigerung“ gegenüber dem jetzigen Standort und der Befürchtung, dass die TI ihr Qualitätssiegel verlieren könnte, weil am neuen Standort keine öffentliche Toilette für Touristen mehr in höchstens 100 Metern Entfernung zugänglich ist. Die Toilette am Rathaus sei dann zu weit entfernt.

Nach Informationen unserer Zeitung zahlt die Stadt St. Goar künftig 1590 Euro monatlich an Kaltmiete für den neuen TI-Standort, die Sparkasse wird als Untermieter davon knapp ein Drittel übernehmen. Im Volksbankgebäude waren es 700 Euro Monatsmiete. Die CDU befürchtet nun, dass der Umzug Mehrkosten von mindestens 4500 Euro im Jahr für die Stadt verursachen wird. „Diesen Betrag würden wir in der Tourismuswerbung öder Ähnlichem sehen“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Rolinger. Sollte eine Postannahmestelle eingerichtet werden, stünde die Stadt finanziell sogar besser dar als zuvor, argumentiert hingegen Falko Hönisch.

Rolinger: „Für die CDU-Fraktion ist die Fußgängerzone das Zentrum. Insbesondere der nördliche Teil um den jetzigen Standort muss aufgewertet werden. Mit dem Wegzug der TI wird dieser Bereich weiter geschwächt.“ Ein weiterer unnötiger Leerstand in der Kernstadt entstehe.

Von unserer Redakteurin Denise Bergfeld

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