„Hier ist immer was los“, sagt RHE-Vorstand Thomas Lorenz beim Gespräch im Verwaltungsgebäude des Entsorgungsunternehmens. Vor der Tür rollen die Baumaschinen. Die RHE erweitert und baut das Sozialgebäude um. Als die Rhein-Hunsrück-Entsorgung vor 20 Jahren, am 1. März 2005, gegründet wurde, zählte die Anstalt öffentlichen Rechts 20 Mitarbeiter. Mittlerweile beschäftigt der Entsorgungsbetrieb rund 100 Mitarbeiter, davon etwa drei Viertel im operativen Bereich, ein Viertel in der Verwaltung.
Bis zur Gründung der RHE war die Müllabfuhr im Kreis zum größten Teil an externe Firmen vergeben, lediglich die Verwaltung und die Waage waren mit Mitarbeitern des Eigenbetriebs des Landkreises besetzt. Als um die Jahrtausendwende ein großer Entsorgungsvertrag auslief, sei Lorenz als kaufmännischer Werkleiter mit dem technischen Werkleiter Klaus-Peter Hildenbrand mit dem Vorschlag an den damaligen Landrat Bertram Fleck herangetreten, eine eigene Logistik aufzubauen. „Die AöR zu gründen war für die Entwicklung die beste Entscheidung, weil sie Freiraum für operative Tätigkeiten und zur Weiterentwicklung lässt, die letztlich dazu beitragen, dass es sich für die Bürger lohnt“, sagt Lorenz.
RHE setzt in 20 Jahren 64 Millionen Euro an Investitionen um
Dass das klappen würde, habe sich damals schon nach einem Jahr abgezeichnet, als man im Vergleich zu den alten Verträgen rund 1,4 Millionen Euro eingespart hatte. 2006 startete die RHE dann mit eigenem Fuhrpark, führte 2008 die blaue Tonne ein und zog im Sommer 2009 in das neue Verwaltungsgebäude ein, das als Energiegewinnhaus gebaut wurde – um nur einige der Meilensteine der ersten Jahre zu nennen.
In den vergangenen 20 Jahren habe man rund 42 Millionen Tonnen geleert und rund eine Viertelmillion mal Sperrmüll abgeholt. „Ich denke im Großen und Ganzen sind die Menschen in der Region mit unserer Arbeit sehr zufrieden und wissen das wertzuschätzen“, sagt Lorenz.
In diesem Zeitraum hat die RHE ein Investitionsvolumen von rund 64 Millionen Euro umgesetzt, einiges davon in den Einstieg in erneuerbare Energien, ab dem Jahr 2009. Viele der Projekte fanden wegen ihres Vorbildcharakters weit über die Region hinaus Beachtung.

Ersten E-Truck in Betrieb genommen: Rhein-Hunsrück-Entsorgung auf nachhaltigem Weg in die Zukunft
Kirchberg. 100 Prozent elektrisch: Der neue E-Truck stelle einen bedeutenden Schritt in Richtung Klimaschutz dar und unterstreiche das Engagement der Rhein-Hunsrück-Entsorgung (RHE) für nachhaltige Lösungen.
So sind zwischen 2010 und 2012 an den Schulzentren in Kirchberg, Simmern und Emmelshausen Heizzentralen gebaut worden, die mit Baum- und Strauchschnitt von den Sammelplätzen im Kreis beheizt werden. Damit konnten bis heute mehr als 10 Millionen Liter Heizöl eingespart werden, berichtet Lorenz.
2012 ging auf einer Fläche von 2,3 Hektar die Freiflächen-Photovoltaikanlage auf dem alten Deponiekörper mit einer Leistung von 1,5 MW in Betrieb. Seit 2024 habe man die Investition von 2,5 Millionen Euro refinanziert, sodass man nun in den kommenden acht Jahren mit jährlich rund 240.000 Euro Einnahmen aus der EEG-Vergütung in den Haushalt einplanen könne, um die Gebühren stabil zu halten. Genau das ist der RHE bislang auch weitgehend gelungen. Während die Gebühren über die Jahre in mehreren Schritten bis 2019 sogar gesenkt werden konnten, hob die RHE die Gebühren zuletzt 2020 an. „Man kann sagen, dass das die einzige Erhöhung in 30 Jahren war. Dabei bewegen wir uns heute in etwa wieder auf dem Level von 2005 beziehungsweise sogar 1995“, sagt Lorenz.
Auf nahezu allen Dächern habe man in den vergangenen zehn Jahren weitere PV-Anlagen gebaut, um die Eigenstromversorgung auszubauen. Damit werden unter anderem seit 2022 dann auch ein Elektrobagger und seit vergangenem Jahr ein E-Lastwagen geladen. Nach Verbesserung der Infrastruktur mit einer eigenen Waschhalle und Tankstelle für die Fahrzeuge habe man 2020 den umgebauten Zufahrtsbereich für die Kunden geöffnet.

Nach Rekord-Bauzeit: Startschuss für Bioabfallvergärungsanlage gefallen
Kirchberg. Der Spruch „Gut Ding will Weile haben“ passt bei vielen Gelegenheiten – aber bestimmt nicht in Bezug auf die neue Bioabfallvergärungsanlage, die in Rekordzeit auf dem Gelände und unter der Regie der Rhein-Hunsrück-Entsorgung (RHE) entstanden ist.
Von der schieren Größe aber auch vom 19,5-Millionen-Investitionsvolumen ein riesiges Projekt nahm die RHE 2021 mit der Bioabfallvergärungsanlage in Betrieb. Aus den rund 13.000 Tonnen Bioabfällen, die jährlich im Kreis anfallen erzeugt die Anlage 4,5 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom, 4 Millionen kWh Wärme und 10.000 Kubikmeter Flüssigdünger für die Landwirtschaft.
Ein ebenfalls zukunftsweisendes Projekt dürfte der Bau einer PV-Freiflächenanlage mit rund drei Megawatt Leistung samt einem großen Batteriespeicher sein, den die RHE auf dem alten Deponiegelände in Gondershausen plant und 2026 in Betrieb nehmen will. Das Projekt wird mit 1,45 Millionen Euro aus dem Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation des Landes, kurz KIPKI, gefördert, die dem Landkreis zustehen. Diese Anlage dient als Grundlage um einen Strombilanzkreislauf für die Versorgung der RHE- und Kreis-Liegenschaften. Mit einem Anteil von 10 Prozent tritt die RHE zudem der in der Gründung befindlichen Energiegesellschaft Rhein-Hunsrück bei. Lorenz soll hier als kaufmännischer Leiter seine Erfahrungen einbringen, Kreisklimaschutzmanager Frank-Michael Uhle wird die technische Leitung innehaben.
Das 20-jährige Bestehen feiert die RHE mit einem großen Familienevent für die Mitarbeiter, einem Projekt in Kooperation mit der KGS Kirchberg und einem Besuchertag Ende Mai mit Besichtigung der Biogutvergärungsanlage, der aber zwischenzeitlich bereits ausgebucht ist.