Eröffnet wurde die Tafel Oberwesel vor 13 Jahren im ehemaligen Einzelhandelsgeschäft Laverick in der Liebfrauenstraße. Von dort zog die Tafel mit ihren Kühlschränken, Kühltruhen und sonstigem Mobiliar in die ehemalige Bäckerei Johannes in der Chablisstraße. Dort war seit dem 19. März die Tafel wegen Corona geschlossen worden.
„Die alten Räumlichkeiten waren beengt, und die Hygienebestimmungen sind durch Corona noch mal verschärft worden“, sagt Judith Terhag, die sich nach 13 Jahren als Tafelleitung in Oberwesel verabschiedet hat. Ihre Nachfolgerin ist Monika Seckler-Böhres, die mit ihrem Mann Dieter vor fünf Jahren von Mainz nach Oberwesel umgezogen ist. Seit drei Jahren engagiert sich Dieter Böhres als Tafel-Fahrer.
Raumsuche war nicht einfach
Nicht ganz einfach gestaltete sich die Suche nach neuen Räumlichkeiten. Es gab viele Bemühungen und Besichtigungen. „Wir haben selten ein Nein, aber oft ein vielleicht gehört. Ein Ja gab uns niemand. Die Enttäuschung bei der intensiven Suche war groß“, berichtet Monika Seckler-Böhres.
„Die Tafel gehört zur diakonischen Aufgabe. Beim Treffen des Diakonieausschusses, dem ich angehöre, habe ich das Thema aufgegriffen“, berichtet Judith Terhag. Zuerst sollten nur die Möbel der Tafel vorübergehend im Keller des Gemeindehauses, das vor zwei Jahren umfangreich renoviert worden ist, untergebracht werden. Und dann ging alles ganz schnell. Da kaum mehr Veranstaltungen im evangelischen Gemeindehaus statt-finden, erklärte Pfarrer Wolfgang Krammes sich schließlich bereit, die Unterbringung der Tafel zu befürworten. Es gab eine Besichtigung mit dem Kreisvorsitzenden der Tafel Rhein-Hunsrück, Ludwig Geissbauer, und schnell war eine Einigung erzielt, berichten Judith Terhag und Monika Seckler- Böhres.
„Gruppen, die das Gemeindehaus bislang nutzten, wurden zusammengelegt. Der Frauenkreis ist altersbedingt geschrumpft. Versammlungen nach Gottesdiensten sind weiterhin möglich. Die Tafel, die wir in Oberwesel mit ins Leben gerufen haben, hat dringenden Bedarf. Im Diakonieausschuss ist der Groschen gefallen, und die Möglichkeit wurde geboren, zwei Tage in der Woche die Tafelausgabe hier stattfinden zu lassen. Ich freue mich, dass wir die Tafel unterstützen können. Die Zukunft der Tafel in Oberwesel ist gesichert“, sagt Pfarrer Wolfgang Krammes, der am ersten Öffnungstag urlaubsbedingt nicht dabei sein kann.
Einige neue Gesichter mit dabei
Neue Tafelleitung und neue Räumlichkeiten erwarten die Bedürftigen am ersten Ausgabetag. Am Donnerstag, 20. August, um 11 Uhr ist es so weit. Dann werden 26 Tafel-Mitarbeiterinnen für die Registrierung, Vorbereitung und Ausgabe der Lebensmittel sorgen. 22 Tafel-Fahrer sammeln wie vor der Schließung Lebensmittel bei Lebensmittelmärkten und Bäckereien ein. Einige neue Gesichter sind auch dabei, ein paar ältere Tafel-Mitarbeiter haben altersbedingt aufgehört oder sind derzeit wegen Corona nicht aktiv.
Und noch eine Neuerung erwartet die Oberweseler Tafel. Die Tafel Boppard hat ein neues Fahrzeug mit E-Technik erhalten (wir berichteten). Das alte Fahrzeug wird künftig seinen festen Standort in Oberwesel haben.
Rund 100 Personen, die in 40 Haushalten leben, hat die Tafel Oberwesel in den vergangenen Monaten nicht versorgen können. Ab 20. August ist die Tafel Oberwesel wieder jeden Donnerstag und Freitag für die Ausgabe geöffnet. Dank der Warengutscheine des Rotary Clubs Boppard-St. Goar und Spenden des Lions Clubs Rheingoldstraße sowie privater Spender hat die Tafel Oberwesel Bedürftige in der Corona-Phase unterstützt.
Keine Scham haben
„Bedürftige aus dem Bereich Oberwesel/St. Goar sollen sich melden und keine Scham haben. Mitbringen müssen sie einen Nachweis über die Bedürftigkeit (Schreiben des Jobcenters) oder den Rentenbescheid“, erklärt Monika Seckler-Böhres. Sie wünscht sich, weiterhin Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind oder in finanziellen Schwierigkeiten stecken, mit Lebensmitteln helfen zu können.
Die neue Tafelleitung Monika Seckler-Böhres ist telefonisch erreichbar unter 0162/182 03 37.