Bierbrauer öffnet Wanderkneipe
Strieders Mühle im Baybachtal lädt Wanderer zur Einkehr
Klaus Lubischer hinter der Theke in Strieders Mühle. Gerade hat er ein Mühlenblut gezapft, ein "bierähnliches Getränk mit Himbeeren".
Dupuis Werner. Werner Dupuis

Frisch gezapftes Baybacher Pils oder eine der anderen selbst gebrauten Bierspezialitäten, Bratwurst oder Flammkuchen dazu - dieses Erlebnis erwartet Besucher in Strieders Mühle, mehr als idyllisch gelegen zwischen Emmelshausen und Thörlingen:

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In Strieders Mühle im Baybachtal haben Wanderer seit Ostern eine neue Einkehrmöglichkeit. Laura und Klaus Lubischer haben auf dem Grundstück neben ihrer geschichtsträchtigen Mühle aus dem Jahr 1784 eine neue Brauerei mit Gaststätte gebaut und bewirten dort nun am Wochenende Wandersleute – unter anderem mit ihrem selbst gebrauten Bier und einer feinen Auswahl an kleineren Gerichten. Auch Wein aus dem Bopparder Hamm sowie von der Nahe und natürlich alkoholfreie Erfrischungen stehen auf der Karte.

Klaus Lubischer sprudelt nur so vor Ideen: Unterhalb der Terrasse, auf der man bereits gefühlt direkt am Baybach sitzt, will er noch einen Sandstrand mit Liegestühlen aufschütten, eine Spielecke einrichten und noch vieles mehr, erzählt er. Dass er mit seiner kreativen und lösungsorientierten Art große und kleine Projekte umsetzen kann, zeigt ein kurzer Rückblick, wie es dazu gekommen ist, dass er nun in seiner eigenen Mühlengaststätte im Baybachtal hinter einer Zapfanlage mit sechs Hähnen stehen kann, und mit großer Freude eine ganze Reihe verschiedener selbst gebrauter Biere ausschenken kann.

„Ich wollte schon immer mein eigenes Bier produzieren, also habe ich es mir selbst beigebracht“, erzählte er unserer Reporterin Monika Pradelok schon 2021, als sie ihn gemeinsam mit Fotograf Werner Dupuis bei einem Brautag im Keller der alten Mühle besuchte. Der Keller wurde dem Brauer schnell zu klein, um in seiner ersten offiziellen Biermanufaktur im Rhein-Hunsrück-Kreis größere Mengen Bier zu brauen. Schon damals hatte er die Idee, ein Nebengebäude der Mühle, das auf historischen Aufnahmen der Mühle zu sehen ist, wieder aufzubauen und dort zu brauen. „Da musst Du mehr machen“, habe Werner Dupuis ihn damals im Gespräch ermutigt und Kontakte zur LAG Hunsrück hergestellt, die die Leader-Fördermittel für die EU verwalten. „Ohne Werner gäbe es die Mühle heute so nicht, das könnt ihr genau so schreiben“, sagt Lubischer.

Lubischers entwickelten die Idee weiter und brachten die Planung und Anträge voran. Im Februar 2022 wählte die LAG das Projekt für eine Premiumförderung mit 50 Prozent, weil es besonders viele Aspekte der Entwicklungsstrategie der LAG Hunsrück umfasste, berichtet Geschäftsführer Achim Kistner, von Klimaschutz über regionale Produktion/Wertschöpfung bis hin zur Förderung des Handwerks. „Vor allem ist ein im Hunsrück einzigartiges neues Objekt entstanden, das eine weitere Belebung des Tourismus darstellt. Die Lage an attraktiven Wanderwegen, die Nähe zu Emmelshausen und Thörlingen und die besondere Geschichte und landschaftliche Lage, haben großes Potenzial hinsichtlich der Menschen in der Region für Wanderungen und Ausflüge, wie auch für Besucher von weiter her. Die LAG war sehr überzeugt von der Projektqualität und -originalität“, sagt Kistner. Das Vorhaben sei mit rund 125.000 Euro EU-Mitteln aus dem ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) und 41.670 Euro aus Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz gefördert worden.

Wanderer durch das Baybachtal können auf der großen Mühlenterrasse eine Pause machen.
Dupuis Werner. Werner Dupuis

Nach der Förderzusage begannen im Mai 2023 die Erdarbeiten. Nach und nach entstand ein Gebäude, welches sich heute hervorragend an den Ort mit seiner idyllischen Lage im oberen Baybachtal zwischen Emmelshausen und Thörlingen integriert. Bis die Brauerei im Kellergeschoss in Betrieb gehen kann, ist es noch ein bisschen Arbeit, solange wird weiter in der historischen Mühle gebraut. Im oberen Teil des Gebäudes steht einer gemütlichen und genüsslichen Einkehr aber absolut nichts im Weg.

Die große Liebe zum Detail und viele Arbeit, mit der die ganze Familie ihre Mühle zum Wohlfühlort gemacht haben, wird an vielen Stellen greifbar – angefangen von der Fachwerkoptik und der Schieferverkleidung außen bis hin zum „S“ aus dem Schriftzug Strieders Mühle, das sich an vielen Stellen wiederfindet. So zum Beispiel als Griff der Zapfhähne an dem Schankbalken, so nennt man die Säule an der Theke, durch die das Bier fließt – die wiederum eine Sonderanfertigung aus einem Umfüllrohr der ehemaligen Königsbacher Brauerei ist und durch die dementsprechend schon Unmengen an Gerstensaft geflossen sind. Durch ein anderes Relikt mit viel Geschichte – das Bullauge eines der großen Kupferkessel aus derselben Brauerei – hindurch, können sich Besucher auf dem Weg zu den Toiletten ein Bild von einem weiteren Standbein der Biermanufaktur machen: Kunden können sich von Klaus Lubischer ihr eigenes Bier brauen lassen und es zum Beispiel für Events mit einem eigenen Etikett versehen.

Stimmig ist die rustikale Einrichtung der Mühlengaststätte.
Dupuis Werner. Werner Dupuis

30 Sitzplätze gibt es im Innenraum, auf der Terrasse mit Fotovoltaik-Überdachung – Lubischer ist im Hauptberuf als Elektrotechnikermeister selbstständig – können 40 Wanderer sitzen und einige mehr an Stehtischen einen Platz finden, sodass insgesamt 110 bis 120 Menschen bewirtet werden können. Auch für Familien- oder Betriebsfeiern könne man vieles möglich machen, sagt Lubischer, mit einer klaren Regelung: „Es gibt keine geschlossene Gesellschaft. Zu den offiziellen Öffnungszeiten soll die Mühle für alle offen sein.“

Diese sind zur Zeit freitags und samstags von 15 bis 22 Uhr und sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Erreichen können Wanderer die Mühle nur zu Fuß, entweder auf kurzem Weg vom Emmelshausener Stadtteil Basselscheid oder Thörlingen aus – oder über die zwei ausgeschilderten Wanderwege, die vorbeiführen: die Traumschleife Oberes Baybachtal mit Start am Wanderparkplatz Schloss Reifenthal oder über den etwas kürzeren Wanderweg Schessels Beersche, der in Thörlingen beginnt. Außerhalb der Öffnungszeiten können sich Wanderer auch aus dem Angebot eines Automaten vor dem Gebäude versorgen.

Brautag in der Biermanufaktur: Klaus Lubischer und Schwiegervater Johannes geben das Gerstenmalz zum Sud.
Werner Dupuis

Die Familie betreibt die Mühlengastronomie mit insgesamt rund acht Mitarbeitern – und auch dazu gibt es ein Anekdötchen zu erzählen. „Unsere Mitarbeiter kamen teilweise während der Bauarbeiten auf uns zu, dass sie gerne bei uns arbeiten wollen“, sagt Lubischer. Während die Auswahl an Fassbier vom Baybacher Pils über Hunsrück Weizen und Pale Ale zum Mühlenblut (bierähnliches Getränk mit Himbeere) groß, beschränken sich Lubischers bei den Speisen auf das Wesentliche. „Wir wollen ein bisschen etwas anbieten, das aber gut machen“, sagt Klaus Lubischer. Auf die Kleinigkeiten zu achten, darauf lege er großen Wert. „Meine Frau Laura hat eine eigene Currywurst-Soße kreiert, die Flammkuchen werden immer frisch belegt“, nennt er zwei Beispiele.

Insgesamt seien die Rückmeldungen bislang durchweg positiv, sagt er. „Viele, die vorbeikommen sagen uns, dass Strieders Mühle eine Bereicherung für das Baybachtal ist. Das geht natürlich runter wie Öl“, sagt Klaus Lubischer. „Ich komme selbst aus dem Hunsrück, aus Hübingen, und habe Menschen wie Bartsche Gertrud, die im vergangenen Jahr gestorbene Wirtin in der Daubisberger Mühle in der Ehrbachklamm, immer sehr gemocht. Sie war ein richtiges Original und ein Besuch in ihrer Mühle immer ein Erlebnis. So was gibt es nicht mehr“, sagt Lubischer.

Je länger man mit ihm spricht, desto mehr merkt man, wie begeistert er bei der Sache ist. Wenn man das Gesamtpaket samt sattem Grün rundherum und zwitschernden Vögeln bei einem kühlen Getränk auf der Terrasse am Baybach auf sich wirken lässt, kann man meinen, dass Klaus Lubischer mit seiner Biermanufaktur und der Gastronomie in Strieders Mühle vielleicht auf dem besten Weg ist, selbst so ein Original zu werden.

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