Deutlich höherer Einschlag als geplant sorgt für hohen Absatz - Brennholz für Bürger nicht teurer
Stadtwald Kirchberg macht ein sattes Plus: Ältere Baumbestände zwangsgeerntet
Der Borkenkäfer befällt nicht nur die heimischen Fichtenbestände, auch weitere Baumarten, wie Abies grandis, die aus Nordamerika stammenden Großen Küstentannen, verschont er nicht. So musste im Kirchberger Stadtwald zwangsgeerntet werden. Foto: Thomas Torkler
Thomas Torkler

Steht der Forstwirtschaftsplan der Stadt Kirchberg auf der Agenda des Stadtrats, blickt Förster Helmut Michel stets erst einmal zurück. Denn das Wetter des zu Ende gehenden Jahres spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Waldes.

Doch die gute Nachricht vorweg: Das Haushaltergebnis für 2023 wird weitaus besser ausfallen als erwartet. Geplant hatte der Forst mit einem Minus in Höhe von 9300 Euro, nun steht ein Plus in Höhe von circa 71.000 Euro in den Büchern. Auch für 2024 rechnet Michel mit einem kräftigen Plus, das circa 23.300 Euro betragen soll.

Der Herbst 2022 sei überdurchschnittlich nass gewesen, berichtet Michel, im Anschluss habe es eine Dauerfrostperiode vor Weihnachten gegeben. Dann habe es im März, der zu warm gewesen sei, und im recht kalten und windigen April regelrechtes Schmuddelwetter gegeben. So konnte der Wintereinschlag erst spät gerückt werden, die Brennholzvergabe erfolgte dementsprechend erst ab Juni/Juli, so Michel. Mai und Juni präsentierten sich warm und trocken, Ende Juli folgte kühles Sommerwetter mit viel Regen auch im August. Der Herbst hingegen sei recht warm und trocken gewesen, berichtete Michel.

Sein Fazit: Das Jahr war gekennzeichnet von sehr durchwachsenem Wetter. Der Regen aber habe nicht ausgereicht, um in tiefere Lagen vorzudringen, die Durchfeuchtung Ende August habe bei maximal 40 Zentimeter gelegen, darunter sei der Boden bis circa 1,5 Meter weiter trocken gewesen.

Schäden durch Käfer überschaubar

Trotz der Wetterlage habe sich die Borkenkäfersituation kaum entspannt, resümiert der Förster, die Fichtenschäden im Stadtwald seien jedoch überschaubar. „Wir haben hier keinen katastrophalen Befall wie im westlichen Hunsrück, allerdings finden wir Borkenkäferbefall bei weiteren Baumarten“, so Michel. Große Schäden etwa gebe es bei den Abies grandis, der aus Nordamerika stammenden Großen Küstentannen. Auf den befallenen Flächen breite sich der Käfer recht schnell aus. Daher mussten die älteren Bestände (circa 4 Hektar) zwangsgeerntet werden (rund 1600 Festmeter). Dieser deutlich höhere Einschlag als geplant sorgte dann auch für ein kräftiges Plus im Haushalt, denn das Grandisholz konnte noch für 70 Euro und damit sehr zufriedenstellend vermarktet werden.

Und das, obwohl die Holzmarktsituation insgesamt recht problematisch sei. Das angestiegene Zinsniveau und steigende Baustoffpreise hätten gerade bei der Bauholznachfrage Spuren hinterlassen. Diese sei deutlich zurückgegangen. Hinzu komme ein hohes Aufkommen an Borkenkäferschadholz. All das sorge derzeit für deutliche Preissenkungen und Preisabschläge im zweiten Halbjahr 2023 um circa 30 Euro (von 130 Euro bei Frischholz auf 100 Euro, von 100 Euro bei Käferholz auf 70 Euro, Stand Mitte November) – mit weiter fallender Tendenz, so Michel.

In Sachen Brennholz habe es im laufenden Jahr eine extrem hohe Nachfrage gegeben, die sich im Revier teilweise mehr als verdoppelt habe. Die Kunden seien zwar fast alle bedient worden, allerdings mit gekürzten Mengen. „Im Stadtwald wurden 120 Brennholzkunden bedient, die Holzmengen wurden von 5 Raummeter (RM) pro Haushalt auf 3,5 RM gekürzt.

Weiterhin berichtete der Förster, dass die Fördermittel aus Berlin für das „Klimaangepasste Waldmanagement“ mittlerweile bei allen Gemeinden eingegangen seien. Die Förderung liege bei 100 Euro pro Hektar. Für die Instandsetzung von Holzabfuhrwegen – im Stadtwald ein großes Projekt, dort wurden circa 3,5 Kilometer instand gesetzt – beliefen sich die Kosten auf rund 60.000 Euro netto, hierfür seien 70 Prozent der Kosten als Fördermittel ausgezahlt worden.

Abgabe beim Brennholz begrenzt

Im kommenden Jahr 2024 rechnet der Förster mit einem Holzeinschlag von circa 740 Festmeter (FM), davon 380 FM Fichte (Käferholz und Durchforstungen im Schwachholz) und 370 FM Laubholz (darunter 80 Prozent Brennholz). Wie der Rat beschlossen hatte, werde der Brennholzpreis im kommenden Jahr nicht erhöht, wohl aber die Abgabemenge begrenzt auf maximal 5 RM pro Haushalt. So sollte die Menge an Holz für 80 Kunden ausreichend sein, berechnete der Förster. Bei der Vergabe gelte das Windhundprinzip, die ersten kämen zum Zuge. Auch das hatte der Stadtrat so beschlossen.

Ein großes Pflanzprojekt auf den Grandiskahlflächen stehe bevor, hier plant Michel damit, die vorhandene Naturverjüngung der Abies grandis mit einem breit gefächerten Baumartenmix aus weitgehend Laubholzpflanzen zu ergänzen. Insgesamt sollen 7000 Pflanzen auf den rund 4 Hektar gepflanzt werden, darunter Buchen, Winterlinden, Traubeneichen und Weißtannen. Hinzu sollen Wärme liebende Pflanzen kommen wie die Esskastanie und die Baumhasel. Auf diese Weise wolle Michel versuchen, einen stabilen und gesunden Mischbestand zu begründen, der den Klimawandel halbwegs überstehe, so seine Hoffnung. Insgesamt werden für Pflanzungen Fördermittel von rund 17.000 Euro beantragt. Zudem plant der Förster Jungbestandspflegearbeiten auf rund 9 Hektar Wald.

Der geplante Haushalt stellt sich wie folgt dar: Michel rechnet 2024 mit Einnahmen in Höhe von 116.750 Euro, darunter etwa 48.200 Euro aus Holzverkauf, 16.900 Euro Förderung für Neukulturen und 27.500 Euro Förderung für „Klimaangepasstes Waldmanagement“. Hinzu kommen weitere 24.150 Euro aus Mieten und Pachten.

Die Ausgaben werden bei circa 93.450 Euro liegen, so Michels Rechnung. Darunter fallen 25.800 Euro für Holzwerbung, 35.500 Euro für Kultur- und Pflegearbeiten, 2500 Euro für die Wegeunterhaltung und circa 29.700 Euro an Beförsterungskosten, Beitrag Berufsgenossenschaft, Grundsteuer, Zertifizierung, Solidarpakt und einiges mehr. So ergibt sich ein geplantes Plus in Höhe von 23.300 Euro.

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