Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet lautete der Wunsch der Mehrheit der Stadtratsmitglieder. Einen Beschluss dazu fasste das Gremium indes nicht. Vielmehr beantragte Thomas Franz (FWG) die Änderung des Beschlussvorschlags: Die Stadt solle zunächst mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) abklären, ob die Temporeduzierung auch in der Rhein-Mosel-Straße und der Hunsrückhöhenstraße möglich wäre. Erst dann solle der Rat über eine generelle Temporeduzierung abstimmen. Diesem Vorschlag stimmten zehn Ratsmitglieder zu, zwei stimmten dagegen, vier enthielten sich.
Wie Bürgermeister Volker Bernd nun berichtet, habe das Gespräch mit dem LBM bereits stattgefunden. Und dieser erteile der Temporeduzierung auf den beiden Straßen eine Absage. Somit wird das Thema schon bald erneut auf der Tagesordnung des Rats stehen. Dann wird es vermutlich um eine Reduzierung auf allen anderen Straßen der Stadt gehen. Dem Stimmungsbild in der jüngsten Sitzung nach zu urteilen, dürfte sich dafür eine Mehrheit finden.
„Es dürfte ein Gewinn sein für die Stadt, wenn sich alle Fahrer daran halten.“
Gerhard Hammes (CDU) wirbt für eine Temporeduzierung.
Die CDU habe das Thema ausgiebig besprochen, sagte Gerhard Hammes in der jüngsten Sitzung des Stadtrates. „Dass auf den Nebenstraßen Tempo 30 gelten soll, findet unseren Zuspruch“, sagte er. Die Christdemokraten würden eine Tempo-30-Zone in ganz Emmelshausen vorschlagen. „Es dürfte ein Gewinn sein für die Stadt, wenn sich alle Fahrer daran halten“, sagte Hammes. Das müsse aber entsprechend kontrolliert werden. Dass sich die CDU darin allerdings nicht ganz einig ist, machte Alfred Muders deutlich: „Eine Reduzierung auf der Rhein-Mosel-Straße und der Basselscheider Straße ist eine Gängelung der Bürger“, sagte er. Er gehe davon aus, dass die meisten Autofahrer vernünftig seien und angepasst fahren. Es sei vermutlich zielführender, mehr zu kontrollieren. „Wir sind hier nicht bei den Grünen, die alles vorschreiben“, sagte Muders.
Die Diskussion offenhalten wollte Tim Spettmann (FWG). „Die Rhein-Mosel-Straße und die Hunsrückhöhenstraße mit einzubeziehen, hätte den Vorteil, dass weniger Schilder benötigt werden“, gab er zu bedenken. Ein Vorschlag, der nach dem Gespräch mit dem LBM nun hinfällig ist. Sein Fraktionskollege Dennis Kapell warb zudem für eine Ausnahme in der Basselscheider Straße. „Dort gibt es Schweller, und es gilt rechts vor links, da reguliert sich das von selbst“, sagte er. Zudem fände er Tempo 30 im unteren Teil der Straße – dort, wo sie vorbei an Feldern führt – für nicht angemessen. „Aber wenn man Ausnahmen macht, wird es undurchsichtig“, entgegnete Andreas Schmidt (CDU).
„Dort gibt es Schweller, und es gilt rechts vor links, da reguliert sich das von selbst.“
Dennis Kapell (FWG) wirbt für eine Ausnahme in der Basselscheider Straße.
Thomas Kölzer (FWG) fragte, woher die Diskussion überhaupt rühre. „Ist das der Wunsch der Einwohner?“, fragte er. Bei Gesprächen mit Freunden und Verwandten habe sich keiner dafür begeistern können. „Können wir nicht eine Umfrage oder Abstimmung machen?“, fragte Kölzer. Auch Benedikt Christ (FWG) plädierte für das Einholen eines Stimmungsbildes. „Wir sollten jetzt nicht etwas entscheiden, was wir später revidieren“, sagte er. „,Freie Fahrt für freie Bürger’ war einmal“, entgegnete der Beigeordnete Karl-Heinz Hoffmann (FWG). „Wir haben eine Verantwortung für die Zukunft“, sagte er. Daher sei Tempo 30 sinnvoll. In vielen Innenstädten sei das mittlerweile üblich, dort könne jeder damit leben. „In großen Städten ist das eine andere Situation, dort gibt es eine ganz andere Verkehrsdichte“, erwiderte Franz (FWG).
„Bei einem Unfall erhöht sich die Überlebenschance auf 75 Prozent.“
Auch Jakob Scholz (Grüne, fraktionslos) wirbt für Tempo 30.
Auch Jakob Scholz (Grüne, fraktionslos) warb für Tempo 30: „Bei einem Unfall erhöht sich die Überlebenschance auf 75 Prozent“, erklärte er. Auch die Schallbelastung reduziere sich enorm. „In Sachen Luftreinheit ist es aber nicht der Bringer“, räumte Scholz ein. Den Lärmaspekt solle man nicht außer Acht lassen, sagte auch Hammes (CDU). „Auf der Rhein-Mosel-Straße fahren Lkw, auch nachts, und das ist sehr laut, selbst wenn die 50 fahren“, ergänzte Stella Boos (FWG). Kölzers erneutem Vorschlag, „das Volk dazu zu hören“, erteilten Hoffmann (FWG) und Julia Dietrich (CDU) eine Absage. „Wir sitzen hier als Vertreter, das wäre für mich nicht maßgebend“, sagte sie.