Von unserer Redakteurin Doris Schneider
Die Arbeit macht der 36-Jährigen jedenfalls viel Spaß, mit den Kollegen in der Poststelle des Landesamts für Steuern kommt sie gut aus. Ein ganz normaler Arbeitsplatz.
Für Angelika Siedow, die lange in der Rhein-Mosel-Werkstatt gearbeitet hat, ist er aber noch immer etwas so Besonderes, dass sie sich jeden Tag freut, hinzugehen. Seit Anfang November hat sie ihren festen Arbeitsvertrag mit dem Landesamt für Steuern. Sie bekommt das gleiche Geld wie ihre Kollegen, hat die gleichen Rechte, die gleichen Pflichten.
Doch von Anfang an: Schon im Frühjahr 2015 überlegt Peter Olbrich, Geschäftsstellenleiter beim Landesamt, Kontakt zur Rhein-Mosel-Werkstatt aufzunehmen. Denn eine Stelle in der Poststelle ist vakant. Eine Ausschreibung wird in der Werkstatt ausgehängt, in der genau beschrieben ist, was auf den Mitarbeiter zukommt.
Angelika Siedow interessiert sich für die Stelle. Sie spricht mit der Integrationsassistentin Eva Brand, mit ihren Eltern, ihrem Freund. Alle ermutigen die gewissenhafte, freundliche junge Frau, die bisher in der Wäscherei der Werkstatt gearbeitet hat, es zu versuchen. Sie bewirbt sich, bekommt den Praktikumsplatz. Es macht ihr großen Spaß.
Und nicht nur ihr: „Wir waren von Anfang an sehr zufrieden mit der Arbeitsleistung“, sagt Peter Olbrich über Angelika Siedow und einen Kollegen, der zeitgleich im Landesamt angefangen hat. „Sie sind sehr engagiert und bereichern das Arbeitsklima mit ihrer freundlichen und herzlichen Art.“
Im Sommer 2015 richtet die Rhein-Mosel-Werkstatt deshalb sogenannte Außenarbeitsplätze im Amt ein: Die beiden Mitarbeiter gehören weiterhin zur Rhein-Mosel-Werkstatt, arbeiten aber im Landesamt. Für Angelika Siedow ergibt sich dadurch allerdings eine Doppelbelastung: An vielen Tagen ist sie nämlich morgens in der Poststelle im Amt, nachmittags auf ihrer alten Stelle in der Wäscherei. Das wird ihr auf Dauer zu viel.
Auch deswegen ist sie sehr glücklich, als die Idee aufkommt, einen dauerhaften normalen Arbeitsplatz für sie einzurichten. Das Budget für Arbeit macht diesen Schritt auch für den Arbeitgeber attraktiv. Denn die Stadt Koblenz übernimmt 70 Prozent der Lohnkosten – unbefristet, um allen Beteiligten Planungssicherheit zu geben.
In den Augen von Integrationsassistentin Eva Brand ein super Instrument, um Beschäftigten aus der Werkstatt Arbeitsplätze auf dem normalen Arbeitsmarkt zu vermitteln – „nur leider wissen noch zu wenige Arbeitgeber um diese Möglichkeit“. Sie hat den Übergang von Angelika Siedow und ihrem Kollegen ins Landesamt begleitet, beim Ausfüllen von Formularen geholfen, viele Gespräche geführt.
Anfangs war sie einmal in der Woche da, und auch heute noch besucht sie die beiden ehemaligen Werkstattmitarbeiter ab und zu. „Das läuft richtig gut.“ Gerade bei dem Arbeitsplatz von Angelika Siedow sei ja vieles zu beachten, auch datenschutzrechtliche Aspekte, „das macht sie wirklich gut“.
„Aber ich kann auch immer meine Kollegen fragen“, sagt Angelika Siedow fröhlich. „Die haben mich wirklich gut aufgenommen.“ Ein ganz normaler Arbeitsplatz eben. „Davon könnte es bestimmt noch viel mehr geben, wenn die Arbeitgeber darüber nachdenken würden“, wirbt Integrationsassistentin Eva Brand von der Rhein-Mosel-Werkstatt darum, noch mehr Menschen mit Beeinträchtigungen eine Chance zu geben.