Die 37 Delegierten des SPD-Stadtverbands Boppard haben den 42-jährigen Oberstudienrat und Bopparder Ortsvorsteher am Donnerstagabend einstimmig bei 36 Ja-Stimmen und einer Enthaltung nominiert. Der SPD-Stadtverband begründet seine Wahl: „Seit 1999 ist Niko Neuser Mitglied des Bopparder Stadtrates und aktuell amtierender Ortsvorsteher von Boppard. Im Stadtrat Boppard hat er gezeigt, dass er sachorientiert und über Parteigrenzen hinweg wichtige Projekte durchsetzen kann.“
Besondere Beachtung gefunden habe in der Stadt die von Niko Neuser, Eva Schneider und vielen anderen Mitstreitern im Jahr 2015 gegründete Schwimmbadinitiative zum Erhalt und zur Rettung des Freibades in Boppard, bei der sich seine eigene Partei lange Zeit zögerlich verhalten habe. Mit Beharrlichkeit habe Neuser mit dazu beigetragen, dass im kommenden April 2021 das Freibad wieder eröffnen werde.
Zögerlich verhalten hat sich aber auch Niko Neuser im Hinblick auf seine Kandidatur als Bürgermeister. „Man überlegt sehr lange. Die Würde des Amtes zwingt einen, sorgfältig abzuwägen“, begründet Neuser am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung, warum seine Entscheidung für eine Kandidatur, mit der in Boppard allgemein gerechnet wurde – spätestens nachdem er zum Ortsvorsteher der Kernstadt gewählt worden war – Zeit brauchte, um zu reifen.
Er fühle sich an seiner jetzigen Arbeitsstelle sehr wohl und habe sich vor allem auch die Frage gestellt: „Schaffe ich das?“ Die Aufgabe eines hauptamtlichen Bürgermeisters erfordere viel mentale Stärke, das Amt sei mit großer Verantwortung und hoher Arbeitsbelastung behaftet. „Ich nehme das Ganze sehr demütig wahr. Die Verantwortung ist mir bewusst“, sagt Neuser. Vor allem die Anforderungen an einen Bürgermeister in den sozialen Medien seien sehr hoch: „Da muss man schauen, dass man den Bürgern, die sich dort äußern, stets zeitnah antwortet.“
Nach vielen Gesprächen mit seiner Familie, mit Freunden und nicht zuletzt auch mit seinem Vater, dem SPD-Europaabgeordneten Norbert Neuser, sei die Entscheidung dann schließlich gefallen. „Mein Vater hat mich bestärkt und gesagt: Das ist dein Ding, du kannst es, aber überlege es dir sorgfältig“, sagt Niko Neuser.
Durch seinen Vater sei er frühzeitig auch in Kontakt mit führenden SPD-Politikern auf Landesebene gekommen. 1995 ist er in die SPD eingetreten. In den Bopparder Stadtrat wurde er erstmals 1999 gewählt. Seither ist er ununterbrochen Mitglied im Rat. Aktuell führt er die Fraktion der Sozialdemokraten. Seine Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters ist nach mehr als 20 Jahren in der Kommunalpolitik auch als logische Konsequenz zu betrachten.
Niko Neuser ist echter Bopparder, besuchte dort die Grundschule und machte das Abitur am Kant-Gymnasium in Boppard. Nach Abschluss einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Kreissparkasse Rhein-Hunsrück und seinem Zivildienst in der häuslichen Pflege der Caritas Sozialstation Emmelshausen, studierte Neuser Wirtschafts- und Betriebswissenschaften sowie die Fächer Geografie und Politikwissenschaft für Gymnasien an der Universität Mainz.
Seit 2010 unterrichtet Neuser am Koblenzer Gymnasium Auf dem Asterstein. Bereits ein Jahr später wählten ihn seine Kollegen in die Personalvertretung. Er vertritt seitdem die Interessen seines Kollegiums gegenüber übergeordneten Behörden wie ADD Trier und Bildungsministerium Rheinland-Pfalz. Im Gymnasium gründete er unter anderem eine viel beachtete und lebendige Schulpartnerschaft mit dem rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda.
Niko Neuser ist seit 15 Jahren mit seiner Frau Verena, einer Bad Salzigerin, verheiratet und Vater von zwei Kindern im Alter von elf und acht Jahren. Er war als Fußballspieler, unter anderem beim SSV Boppard und beim SV Eintracht Oppenhausen aktiv und zehn Jahre lang Vereinsvorsitzender des SSV Boppard.
Nach seiner Nominierung sagte er: „Als Bürgermeister der Stadt Boppard möchte ich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in allen zehn Ortsbezirken wohl fühlen. Ich möchte mich mit ihnen gemeinsam für meine Heimatstadt einsetzen, sie lebenswert entwickeln und liebevoll erhalten.“ Sein Engagement will er durch Besuche in allen 8000 Haushalten deutlich machen. „Ich weiß“, so Neuser am Donnerstagabend, „das ist ein enormer Aufwand, aber ich möchte weiterhin im ständigen Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern bleiben.“
Auf seiner Internetseite listet Neuser Ziele auf, die er, sollte die Mehrheit der Bopparder ihm am 14. März ihre Stimme geben, umsetzen möchte. Das Wort „gemeinsam“ findet dort häufig Verwendung. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bedarfsgerechte Kindertagesstätten, Verbesserung der Ausstattung der Schulen, preiswerter Wohnraum, Arbeit und Tourismus und nicht zuletzt die Einbeziehung der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse, lauten die Stichworte. sub/tor