Zertifikat kommt bei Kreisbürgern gut an - Serverausfall bremst Andrang am Dienstag
So funktioniert es: Apotheker im Rhein-Hunsrück-Kreis bescheinigen Impfungen digital
Auch Stefan Vogt, Inhaber der Schwanen-Apotheke in Simmern, bietet seit Montag, 14. Juni, die Umwandlung von Corona-Impfnachweisen in europaweit gültige Impfzertifikate an. Foto: Werner Dupuis
Werner Dupuis

Rhein-Hunsrück. Gelber Impfpass ade! Naja, nicht ganz. Seit Montag können sich vollständig Geimpfte in Apotheken ein europaweit gültiges Impfzertifikat für ihr Smartphone kostenlos ausstellen lassen. Benötigt wird hierfür nur ein Personalausweis oder Reisepass, damit die Identität überprüft werden kann, sowie der gelbe Impfpass oder eine Impfbescheinigung.

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Der Vorteil: Reisen innerhalb der Europäischen Union sollen mit dem digitalen Nachweis erleichtert werden. Der Nachweis kann über die CovPass- oder die Corona-Warn-App des Robert Koch-Instituts (RKI) sowie die Luca-App auf dem Handy abgerufen werden.

Ein Angebot, das Anfang der Woche bundesweit rege genutzt wurde. So auch im Rhein-Hunsrück-Kreis. „40 Kunden sind am Montag zu uns gekommen und haben sich ihre Zertifikate ausstellen lassen“, so Stefan Vogt, Inhaber der Schwanen-Apotheke in Simmern. Ein guter Start, der von „ein paar kleineren Anlaufschwierigkeiten“ begleitet wurde. „Beim Ausstellen der Zertifikate ist die Verbindung zum Server des Robert Koch-Instituts (RKI) am Montag immer wieder abgebrochen“, erklärt Vogt. „Die Eingabe war einfach nicht möglich, sodass man wieder alles von Neuem eingeben musste.“

Kein Problem für die Kunden, wie er erzählt. „Die waren entspannt und haben geduldig gewartet.“ Einen Ansturm wie in nordrhein-westfälischen Apotheken, wo sich lange Schlangen vor den Apotheken bildeten, habe er am Montag nicht erlebt. „Es wurde im Vorfeld ja appelliert, dass man die Apotheken nicht sofort stürmen soll. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Vogt. Da „die Vorlaufzeit recht kurz war“, habe man sich einige Gedanken zum Ablauf gemacht, so der Inhaber der Schwanen-Apotheke.

So funktioniert es!

Wer sich den digitalen Nachweis holen möchte, muss neben Impfheft – oder Nachweis vom Impfzentrum – auch ein Personaldokument mitbringen. Die Apotheke trägt die Daten (Name, Vorname, Geburtsdatum, Impfstoff und Impftermin sowie Dosis) dann in eine Webanwendung ein. Die Daten werden dann an das Robert-Koch-Institut übertragen. Dort wird der digitale Impfnachweis erstellt, der danach zurück an die Apotheken geht. Dort kann der Geimpfte ihn dann per QR-Code in sein Smartphone übertragen.

„Hier hat Herr Spahn ja erst am 10. Juni den Startschuss für den digitalen Impfausweis gegeben“, erklärt Vogt. Nicht für alle Apotheker ein Grund zum Jubeln. Schließlich sind viele Apotheken noch nicht am System angeschlossen. Das solle aber laut Mitteilung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schrittweise bis Ende Juni geschehen.

Doch zurück zu Vogt. Um die Kunden weiterhin ohne Einschränkungen beraten zu können, haben er und sein Team sich dazu entschieden, Zeitfenster für die Ausstellung der Zertifikate anzubieten: und zwar von 9.30 bis 11.30 Uhr sowie von 16 bis 17.30 Uhr. Laut Vogt dauert das Ausfüllen der Zertifikate nicht lange. „Bis zu fünf Minuten“, gibt er an. „Wir müssen die Personalien der Geimpften kontrollieren und die Angaben der Ärzte übertragen“, zählt Vogt auf. Trotz des Mehraufwandes, den die Einführung des digitalen Impfnachweises mit sich bringt, fällt das Resümee des Apothekers für die ersten Tage positiv aus: „Es wird gut angenommen.“

Das bestätigt auch Petra Boch, Inhaberin der Flora Apotheke in Kastellaun. Sie teilt mit, dass sich 80 Bürger das Impfzertifikat am Montag besorgt haben. „Wir haben bereits vergangene Woche die ersten Anfragen dazu bekommen“, erzählt sie. Wer bei ihr ein Zertifikat haben möchte, kann einfach ohne Termin vorbeikommen. Allerdings sollte man ein wenig Zeit mitbringen. Denn das Übertragen der Daten auf den Server nimmt ein wenig Zeit in Anspruch. Apropos Server: Auch in Bochs Apotheke ist es am Montag zwischendurch zu einer Überlastung des Systems gekommen. „Das war aber machbar“, resümiert Boch. Am Dienstag ging ab 10 Uhr jedoch nichts mehr, sodass Zertifikate nicht ausgestellt werden konnten. „Der Systemausfall hat noch bis zum Abend gedauert“, sagt sie. Ärgerlich? Boch nimmt es gelassen. „Die Kunden waren sehr verständnisvoll. Und rechtzeitig zur Fernsehübertragung des Fußballspiels Deutschland gegen Frankreich funktionierte es wieder.“

Sie ist sich sicher: Am Anfang müsse sich alles erst einmal einpendeln. „Daher haben wir unseren Kunden angeboten, dass sie ihre Unterlagen bei uns lassen und die Dokumente am nächsten Tag abholen können.“ Bis zum späten Abend hatte Boch die Daten nachgetragen. Überstunden, die für die Kunden gern in Kauf genommen werden – auch wenn der Aufwand neben den Corona-Tests und dem alltäglichen Geschäft groß ist. „Mit Montag sind wir nun bei 135 Zertifikaten“, erzählt sie.

Insgesamt also ein gelungener Start? Nicht ganz, wenn es nach Sabine Francke, Inhaberin der Alten Apotheke in Boppard, geht. „Wir hatten am Montag ziemliche Serverprobleme, sodass wir den Start eine Woche nach hinten verschoben haben“, sagt sie. Die Reaktionen der Kunden: von verständnisvoll bis hin zu enttäuscht. „Viele wollen das Zertifikat, doch wir müssen alle leider vertrösten.“ Francke hofft, dass sie mit ihrem Team im Laufe der nächsten Woche die QR-Codes ausstellen kann. „Hierfür ist dann aber ein Termin nötig“, erklärt sie. Diesen könne man – ebenfalls ab nächster Woche – über die Internetseite der Apotheke machen.

Einen Überblick über alle beteiligten Apotheken im Rhein-Hunsrück-Kreis gibt’s im Internet unter www.mein-apothekenmanager.de

Von unserer Redakteurin Monika Pradelok

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