Unter dem Motto „Jahrmarkt“ verwandelten die Akteure das Bürgerhaus Winzerkeller erst in einen Rummelplatz und dann in ein Tollhaus. Denn am Ende gab es stehende Ovationen für Philipp Muders und seine närrische Truppe. Als Leierkastenspieler hatte der neue Sitzungspräsident den bunten Reigen eröffnet und dann souverän durchs Programm geführt. Dem Jahrmarktsdirektor folgte sein Elferrat in bunter Verkleidung. Der illustre Kreis reichte von der Wahrsagerin, die dem Urbarer Umzug am Veilchendienstag strahlenden Sonnenschein vorhersagte, bis zum Luftballonverkäufer, der vergeblich nach Abnehmern im immer noch nicht vorhandenen Neubaugebiet suchte.
Danach gehörte die Bühne den Puppenspielern: Anstatt ein neues Prinzenpaar vorzugaukeln, eröffneten die Handpuppen „Prinz Antonius und Prinzessin Kadalderinchen“ dem Publikum, dass der Thron beim KVK trotz aller Bemühungen um eine Nachfolge unbesetzt bleibe. So lassen die Urbarer eben stattdessen „die Puppen tanzen“. Gesagt, getan.
Die Nachwuchstänzerinnen der Fünkchengarde unter der Leitung von Laura Muders feierten vor „großem“ Publikum eine umjubelte Premiere, ehe Protokoller Kai Breitbach keinen leichten Job hatte. Er musste den Überblick über drei Jahre behalten, den Faden vom Weltgeschehen bis zu verworrenen Angelegenheiten der Dorfpolitik spinnen und beim Publikum für Durchblick sorgen, warum schlechte Aussichten für Bauwillige manchmal mit mangelnder Weitsicht in privilegierter Lage zusammenhängen. Damit dieses Kunststück gelang, hatte Jürgen Kind die geschliffenen Verse geschmiedet.
In den Sternen lesen allerdings keine so gut wie die Urbarer Möhnen. Sie hatten für jeden im Saal ein humorvolles Horoskop parat, das nicht nur übergewichtigen „Waagen“ auf den Leib geschrieben war. Als Klimaretter stieg Chrissi „Greta“ Scheer in die Bütt und gab als Aktivposten der Urbarer Fassenacht in gewohnt energiegeladener Vortragsweise wertvolle Tipps. Staunen war angesagt beim Auftritt der Showtanzgruppe „Hippende Hinkel“. Die Tänzerinnen unter der Leitung von Svenja Rauch entführten in sagenhaft schönen Kostümen in die Welt von „Alice im Wunderland“.
Um die amüsanten Verwirrungen der digitalen Welt ging es hingegen in einem von Tom Muders geschriebenen Vortrag. Singlemann Kevin (Yannik Muders) hatte in der Pandemie eine pflegeleichte „Gespielin“ entdeckt: Alexa von Amazon. Nach anfänglicher Lernschwäche („Hüpfende Hühner und alte Möhnen tanzen zu Humba Täterä – offenbar ein Zustand gewollter Anarchie“) mutiert die körperlose Computerstimme (gesprochen von Nina Oppermann) doch noch zur Fassenachtsexpertin. Wie entfesselt tanzte danach die Urbarer Funkengarde. Schließlich konnte der zwei Jahre lang unter der Leitung von Lisa Koch einstudierte Tanz endlich dem Publikum gezeigt werden, das mit frenetischem Applaus dankte.
Beliebte TV-Show imitiert
Gut bei Stimme waren die jungen Akteure bei „Hit-Herzblatt“. Clara Gemünden mimte eine Frau auf Partnersuche in der beliebten TV-Show. Zwei junge Herren (gespielt von Kim Muders und Nick Plenz) antworteten in Liedform. Als auf die Frage „Was würdest Du mir abends ins Ohr flüstern?“ die Antwort „Geh mal Bier holen“ erklang, blieb kein Auge trocken.
Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen?! Dies bewahrheitete sich auch auf amüsante Weise, als Carolin Breitbach sich anschickte, als Neumitglied die Urbarer KfD (vormals Mütterverein) kennenzulernen. Die Vorstandsgrößen Dorle Clemens und Hildegard Muders wurden nicht nur äußerlich täuschend echt von ihren Söhnen Thomas Clemens und Philipp Muders verkörpert. Als die „Wir sagen Dankeschön – 40 Jahre wir Mütter“ intonierten, das Publikum sich erhob und begeistert mitsang, war in Urbar schon gefühlt Muttertag!
Passend zum Sitzungsmotto „Jahrmarkt“ rundete das Männerballett die Sitzung mit einem Clownstanz ab. Und da der sechste Mann fehlte, tanzte die langjährige Leiterin der Gruppe, Sonja Dietrich, einfach selbst mit. Tosender Applaus blieb nicht der einzige Dank für diese herausragende Leistung: Sonja Dietrich erhielt für ihren Einsatz als Trainerin des Männerballetts, Mitorganisatorin der Kinderfastnacht, ehemaliges Mitglied der Möhnen und immer erreichbare Helferin in diesem Jahr den Pegasus-Orden der Rhein-Zeitung. red