Der Vorschlag der Stadtverwaltung sah außerdem vor, ein Konzept für eine nachhaltige Bepflanzung erstellen zu lassen. Dieses Konzept sollte Empfehlungen zur Bepflanzung und nachhaltigen Begrünung der Innenstadt für die nächsten zehn Jahre beinhalten. Um es vorwegzunehmen: Dieses Thema wurde nicht weiter verfolgt.
Hintergrund ist folgender: Der Klimawandel stelle die Menschen vor ganz neue Herausforderungen, heißt es in der Beschlussvorlage. Das Wasser werde über die Sommermonate knapper, die Innenstädte immer heißer. Temperaturrekorde seien mittlerweile die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Auch kleinere Städte müssten sich mittlerweile mit dem Thema befassen und sich Gedanken machen, wie man die Temperaturen in der Innenstadt senken kann und wie man zukünftig mehr Wasser in den Innenstädten halten kann.
Mehr Wasser- und Grünflächen
Ein möglicher Lösungsansatz dafür seien mehr Wasser- und Grünflächen in den Innenstädten. Um hierfür von außen Anregungen zu erhalten, hat bereits eine gemeinsame Begehung der Innenstadt stattgefunden. Daran teilgenommen haben unter anderem das Greenteam des Bauhofs, der Innenstadtkoordinator und die Diplom-Gartenbauingenieurin Heike Boomgaarden. Danach wurden diese sieben Vorschläge gemacht:
1 Zwischen Turmgasse und Oberstraße sollen verschiedene Gebäude abgerissen werden. Auf der entstehenden Freifläche sollte der dort bereits vorhandene Bewuchs aus kleinen Bäumen und Sträuchern zunächst nicht zurückgeschnitten werden. Stattdessen könnte dort ein Tiny Forest (Klein- oder Mikrowald) entstehen. Dazu müssten zunächst nur einige wenige neue Sträucher und Bäume gepflanzt werden, um den Bereich ansprechend zu gestalten. Danach sollte das Areal mit zukunftsfähigen Sorten ergänzt werden. Um eine möglichst große Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erreichen, könnte hieraus ein Projekt mit Bürgerbeteiligung gemacht werden, schlägt Gartenbauexpertin Heike Boomgaarden vor.
2 Am Schinderhannes-Turm könnte eine Wiese entstehen, die künftig nur noch einmal im Jahr gemäht werden soll. Dies käme vor allem Bienen, Schmetterlingen und Käfern zugute. Um für diese Maßnahme die Akzeptanz zu erhöhen, sollte ein Mähstreifen an der Mauer vorbei angebracht werden. Zusätzlich könnte auf einem Schild die Maßnahme erläutert werden. Zusätzlich könnten auf der Fläche wilde Möhren ausgebracht werden, die die Schmetterlinge anziehen und auch im ersten Jahr schon blühen.
3 Das Flachdach des HWK-Gebäudes und das Flachdach über der „Räubar“ könnten begrünt werden. Dies würde Hitze aus der Stadt nehmen und wäre nebenbei ökologisch sinnvoll. Dies könnte dem Gebäudeeigentümer vorgeschlagen werden.
4 Die Bäume der Simmerner Innenstadt sind sehr großem Stress ausgesetzt. Das ist den Bäumen deutlich anzusehen. Abhilfe könnten die folgenden Maßnahmen schaffen:
- Vergrößerung der Fläche um die Bäume, um diese mit mehr Wasser zu versorgen,
- Einleitung von Dachflächen an die Bäume, wo dies möglich und sinnvoll erscheint,
- Entfernung des Rindenmulchs,
- Düngen der Bäume.
Im ersten Moment sehe der Unterbau der Bäume dann zwar etwas ungepflegt aus, dies würde aber den Bäumen und den Insekten immens helfen. All dies könnte unter dem Titel „Blühende Baumscheiben“ laufen. Infoschilder an den Baumscheiben könnten für die Aktion werben.
5 Auf dem Parkplatz Untergasse, so schlägt Boomgarden es vor, könnten die Pflasterzwischenräume mit beispielsweise einer rosa Zwischenbegrünung zu einem Hingucker gemacht werden.
6 Auf dem Zentralparkplatz gibt es vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten, von denen sich die Gruppe die zunächst am schnellsten umzusetzenden ausgesucht hat:
- Die Gabionen heizen sich bei direkter Sonneneinstrahlung sehr stark auf. Im Erdbereich dahinter sollte Efeu gepflanzt werden, der die Gabionen in den nächsten Jahren überwuchern soll.
- Eins der Blumenbeete wird als Mülltonnensammelplatz genutzt. Dies ist nicht nur am Tag der Müllabfuhr unansehnlich, sondern es schädigt auch das Pflanzbeet. In der ersten Pflanzreihe in Richtung Straße sollten stachelige, etwas höhere Pflanzen eingesetzt werden.
- Für die Steinpflanzgefäße an der Außenmauer der Tiefgarage oder vor dem Geschäft Stratmann soll der Bauhof ein Steppenstaudenkonzept erarbeiten.
- Für die kleineren Pflanzmöglichkeiten an der Tiefgarage schlägt Boomgarden Dickblattgewächse oder Fette Henne vor. Dort könnte ein Schild mit der Aufschrift „Sandbienenhilfe“ aufgestellt werden.
- In die runden Kübel an der Tiefgarage sollten Budlege, Schmetterlingsflieder, Kaskade und Rosen gesetzt werden. Zudem sollen rankende Arten eingebracht werden, die von oben herab über die Pflanzbehälter ragen.
- Die Auf- und Abfahrt der Tiefgarage (auch im Fußgängerbereich) sollte mit wildem Wein bepflanzt werden. Dazu müssten nur wenige Pflastersteine direkt an der Mauer entfernt werden.
7 Die Oberstraße könnte zu einer Rosenstraße werden. Dazu müssten vor den teilnehmenden Gebäuden einige Pflastersteine entfernt werden. Die benötigten Rankhilfen könnte die Stadt finanzieren. Bevorzugt werden Kletterrosen. Zusätzlich könnten interessierte Hausbesitzern hinsichtlich Hausbegrünung beraten werden.
Ausschuss wird Thema besprechen
Noch bevor alle Punkte erläutert werden konnten, beantragte Joachim Kuhn (CDU) nach kurzer Beratung, diesen Tagesordnungspunkt in den nächsten Bau-, Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss zu vertagen. Irene Theiß (Bündnis 90/Die Grünen) regte an, zumindest die Begrünung an der Tiefgarage umzusetzen. Beides wurde einstimmig beschlossen.