">
Simmern
Simmerner Stadtgespräch: Jobangebot muss stimmen, damit die Landjugend bleibt

Uni-Professor Waldemar Vogelgesang stellte im Pro-Winzkino im Rahmen des Simmerner Stadtgesprächs eine Studie der Universität Trier vor, die die Jugendlichen in der Summe als "pragmatische Lebenskünstler" skizziert.

Thomas Torkler

Simmern – Zum dritten Simmerner Stadtgespräch referierte ein Soziologe von der Universität Trier mit dem wohlklingenden Namen Waldemar Vogelgesang. Wer aufgrund des Namens allerdings einen eher verspielt und lieblich klingenden Vortrag erwartet hatte, musste stattdessen mit harten Fakten und sorgfältig ermittelten Daten vorlieb nehmen. Und die hatten es zum Thema "Jung sein auf dem Land – Schicksal oder Chance" mitunter in sich.

Von unserem Redaktionsleiter Thomas Torkler

Auch wenn der Vortragsteil mit eineinhalb Stunden viel zu lang für ein Stadtgespräch war, hatte der Uni-Professor doch einige Ergebnisse im Gepäck, die die Zuhörer im voll besetzten Saal 2 des Simmerner Pro-Winzkinos aufhorchen ließen. Die Studie der Universität beleuchtete jeweils die Situation der Jugendlichen von 2000 und von 2011. In diesem Zeitraum hat sich offenbar eine Menge verändert, wie Vogelgesang ausführte.

Immer mehr Jugendliche machen Abitur

Der Bildungsstand hat sich deutlich erhöht, immer mehr Jugendlich schließen ihre Schullaufbahn mit dem Abitur ab. Hierbei stellt die Studie zwischen 2000 und 2011 eine Steigerung von 33 auf 58 Prozent fest und listet auf, dass dafür vor allem weibliche Jugendliche verantwortlich sind. Hier hat sich eine „Bildungsschere“ geöffnet, die zugunsten der jungen Frauen weiter aufgeht. Auf der anderen Seite hat die Studie ergeben, dass die Schere sich im Hinblick auf Kinder mit Migrationshintergrund schließt. Das ehrenamtliche Engagement der Jugendlichen hat sich in dem Zeitraum zum Positiven verbessert, sagt die Studie.

Einher geht das mit einer positiven Erwartungshaltung der jungen Menschen. Sie haben erkannt, dass sie selbst verantwortlich sind für ihre persönliche Entwicklung und haben demzufolge die Zuversicht entwickelt, dass sie die Herausforderungen des vor ihnen liegenden Lebens meistern werden. Die Lebensplanung der heutigen Landjugendlichen lasse sich als bildungsorientiert, selbstverantwortlich und zukunftsorientiert beschreiben, sagte Vogelgesang.

Nur wenige Infos über Unternehmen der Region

Ob sie diese weiterhin in ihrer angestammten ländlichen Umgebung realisieren oder in die Ballungszentren abwandern, hängt natürlich stark vom Arbeitsplatzangebot ab. Doch darüber – und auch das listet die Studie auf – sind die jungen Leute vielfach gar nicht richtig informiert. „Wer eine Berufstätigkeit gefunden hat, bleibt“, sagte Waldemar Vogelgesang und fügte an, dass ein Nachbessern bei der Einschätzung der Berufsperspektiven erforderlich sei.

Jugendlich benutzen zwar verschiedene Informationsquellen, doch wenn beispielsweise regionale Unternehmen an Universitäten überhaupt nicht präsent sind, können Jugendliche auch nicht erkennen, welche Möglichkeiten sich in ihrer Heimatregion bieten. Der Regionalrat Wirtschaft hat mit seiner zielgruppengerechten Informationskampagne „Wildwuchs“-Projekt hier offenbar eine richtige Richtung eingeschlagen.

Top-News aus der Region