Von unserem Reporter Werner Dupuis
Was ist „Heimat“? Wie sehen die Hunsrücker diesen Film? Welche Emotionen weckt er in bei ihnen? Diese Fragen stellte Gesprächsleiter Horst Hörpel, seines Zeichens Pfarrer und selbst „Heimat“-Bewegter dem Publikum im ProWinzkino.
Genauso vielschichtig wie der Begriff „Heimat“ waren auch die Erklärungen. Sie reichten von „Heimat ist ein Ort, den es definitiv so nicht gibt, der nur in der Sehnsucht stattfindet“, bis hin zu ganz konkreten Schilderungen von Geborgenheit in der Gemeinschaft mit bestimmten Menschen, in der Natur oder einer ganz speziellen Landschaft, in unserem Fall dem Hunsrück.
Im Gegensatz zu „Heimat 1“, die Anfang der 80er-Jahre Premiere hatte und dabei auf recht unterschiedliche, häufig auch negative Beurteilungen stieß, sind die Reaktionen auf die „Andere Heimat“ ausgesprochen positiv. Das Gros der Pro-Winzkino-Besucher ist überwältigt von den Bildern, die übereinstimmend mit der internationalen Kritik als „grandios“ bezeichnet werden. Viele wollen sich das vierstündige Werk ein zweites Mal anschauen.
Weit weg von jeder akademischen Distanz brillierte Koebner, der zu den führenden Filmwissenschaftlern in Deutschland zählt, mit Ausführungen zum Kino im Allgemeinen und zu Edgar Reitz, mit dem er seit vielen Jahren eine persönliche Beziehung pflegt, im Besonderen. Zu kleinsten Details in der „Anderen Heimat“ konnte er eine Fülle erhellender, pointierter Ausführungen machen.
Wie bei allen vier Folgen des „Heimat“-Zyklus beinhalte die „Andere Heimat“ eine Fülle an autobiografischen Momenten. Koebner bezeichnet den Film als Beitrag von Reitz zur Versöhnung mit der eigenen Geschichte. Die Widmung des Filmes für seinen verstorbenen Bruder Guido, zu dem er zeitlebens ein distanziertes Verhältnis hatte, und die enge Bindung seines Hauptdarstellers Jakob zur Mutter, die Koebner mit der Mutter von Edgar Reitz verglich, seien beindruckendes Indiz dafür.
Dem ambitionierten Publikum empfahl er, den Film sich mindestens dreimal anzuschauen, um seine Fülle an „feinen Schwingungen“ und unvergleichlichen Bildern zu entdecken. „Sie sind in der glücklichen Lage , dass ein großes Kunstwerk seinen Ursprung im Hunsrück hat“, sagte er.
Einfühlsam agierte Horst Hörpel in seiner Moderation. In seiner Doppelrolle als „Heimat“-Bewegter und evangelischer Pfarrer warnte er im Schlusswort davor, angesichts der aktuellen Zuwanderungsdiskussion „Heimat“ als Ausgrenzungsbegriff zu missbrauchen. Das Beispiel der Hunsrücker Auswanderer dokumentiere das Gegenteil davon.