Projektidee Erster Entwurf eines Gebäudes steht - Stadtrat entscheidet am Donnerstag, ob der Bau Wirklichkeit wird
Simmern setzt auf die Kultur: Bekommt die Kreisstadt ein Konzerthaus?
Einen elliptischen Bau hat Architekt Martin Gruber für die Innenstadt vorgeschlagen. Das moderne Konzerthaus könnte so allein durch seine architektonische Besonderheit Besucher nach Simmern locken, sind Beigeordneter Michael Becker (links) und Stadtbürgermeister Andreas Nikolay sicher. Foto: Werner Dupuis
Werner Dupuis

Simmern. Es ist ein ambitioniertes Projekt, das sich die Stadt Simmern vorgenommen hat. Unter dem Arbeitstitel „OHO Simmern“ laufen derzeit erste Planungen für die Errichtung eines Konzerthauses in der Innenstadt. Ein Entwurf des Südtiroler Architekten Martin Gruber liegt bereits vor, den die Mitglieder des Stadtrats in ihrer kommenden Sitzung am Donnerstag, 4. Oktober, in 3 D erleben können. Zudem hat der Beigeordnete Michael Becker bereits ein erstes Betriebskonzept erstellt.

Entstanden ist die Idee, die Kreisstadt mit neuem kulturellen Leben zu erfüllen, bereits vor zweieinhalb Jahren, als Flötistin Dorothee Oberlinger zur Ehrenbürgerin der Stadt Simmern ernannt wurde, erklärt Stadtbürgermeister Andreas Nikolay. Damals gestaltete Oberlinger die Verleihung musikalisch gemeinsam mit dem gebürtigen Simmerner Musiker und Dirigenten Christoph Spering, der seither Feuer und Flamme für ein solches Projekt ist.

So initiierte Stadtbürgermeister Andreas Nikolay recht schnell erste Gespräche mit Spering, Edgar Reitz und Jürgen Hardeck, dem Geschäftsführer des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Zudem bildete sich der „Arbeitskreis Konzerthaus“, dem insgesamt zehn Mitglieder angehören, darunter fünf Stadtratsmitglieder sowie fünf Kulturschaffende. Schnell war man sich einig: Ein Konzerthaus müsse zum einen mitten in der Stadt stehen, um positive Nebeneffekte – insbesondere in Bezug auf die Entwicklung von Gastronomie und Hotellerie – mit sich zu bringen. Zum anderen müsse es architektonisch besonders interessant sein.

Ganz begeistert zeigen sich Stadtbürgermeister Nikolay und der Beigeordnete Becker vom ersten Entwurf des Südtiroler Architekten, einem elliptischen Bau mit einer Gesamthöhe von 23 Metern und einer Tiefe von 33 Metern. Ein 6 Meter hoher Sockel bildet das Fundament der Ellipse, in dem sich ein Aufzug befinden soll, um den Konzertsaal barrierefrei erreichen zu können. Zur Straße hin soll sich das Gebäude mit einem Vorbau samt Foyer zur Fußgängerzone hin öffnen. „Diese Architektur allein soll schon ein Anreiz für Touristen sein, die Stadt zu besuchen“, erklärt Nikolay die Entscheidung zu solch einem ungewöhnlichen Bauwerk. Für die Vorplanung wurden dem Architekten bisher 3 Millionen Euro an reinen Baukosten vorgegeben, hinzu kämen Kosten für die Planung, sonstige Kosten und etwaige Grundstückskosten. Denn auch ein Standort ist bereits ins Auge gefasst: „Es wäre toll, wenn das Konzerthaus einen Platz in der Oberstraße Höhe Turmgasse bekommen könnte“, sagt Nikolay. Allerdings sei dort für 40 Prozent der Fläche ein Grunderwerb durch die Stadt noch nicht geklärt.

Ministerium sagt Unterstützung zu

Das Innenministerium habe Simmern seine Unterstützung für die Realisierung des Vorhabens zugesagt, berichtet der Stadtbürgermeister, die gesamte Planung werde von Mainz bereits begleitet. „Wir streben natürlich eine hohe Förderung durch das Land an“, erklärt Nikolay. Und er sieht gute Chancen, dass diese auch fließen könnten: „Das Land hat großes Interesse an der Kulturentwicklung auf dem Land.“ Allerdings brauche ein Konzerthaus später auch ein professionelles Kulturmanagement, gibt Nikolay zu Bedenken. „Auch in diesem Bereich hoffen wir auf Unterstützung vom Land“, sagt er.

Um dem Ministerium die bisher noch ungeklärten Fragen beantworten zu können, hat der Beigeordnete Becker ein erstes Betriebskonzept für das Konzerthaus erstellt. „Wir müssen das natürlich finanziell durchrechnen und etwa entscheiden, ob es einen ganzjährigen Kulturbetrieb geben soll“, sagt Becker. Fest steht bisher, dass die Veranstaltung von Konzerten oberste Priorität habe. „Das hat natürlich auch eine Auswirkung auf den Bau, besonders auf die Akustik, denn die muss dann stimmen“, sagt Nikolay. Doch ein Konzept, wie es das Konzerthaus im oberpfälzischen Blaibach hat, in dem ausschließlich klassische Konzerte stattfinden, kommt für die Simmerner nicht in Frage. Dennoch soll es kulturelle Höhepunkte beinhalten, die bisher nicht zum Angebot der Stadt gehörten. Die derzeit stattfindende Musik- und Filmreihe „Simmern 5“ diente hierfür sozusagen als Testballon. „Und die Besucherzahlen der bisherigen Konzerte waren wirklich zufriedenstellend“, betont Becker. Neben Klassikkonzerten solle das Programm jedoch auch eine bunte Mischung aus Kabarett und Comedy, Vorträgen sowie besonderen Kinoerlebnissen – etwa Liveübertragungen aus den großen Konzerthäusern der Metropolen – in Zusammenarbeit mit dem Pro-Winzkino beinhalten. Dadurch erhofft sich die Stadt auch überregionale Besucher.

Institutionen sind für Realisierung

Um das Projekt auf möglichst viele Beine zu stellen, wie Nikolay sagt, hatte er bereits im vergangenen Jahr Kulturschaffende wie Edgar Reitz, Christoph Spering und Jürgen Hardeck, Verbände wie die IHK Koblenz, den Regionalrat Wirtschaft und Simmern attraktiv sowie den Kulturverein Culturissimo und die „Pro-Winzler“ um ihre Einschätzung gebeten. Nahezu alle sprachen sich für das „schöne Wagnis Kultur für Simmern“, wie Spering es ausdrückte, aus. Ob das Konzerthaus letztlich Wirklichkeit wird, soll der Stadtrat am Donnerstag entscheiden. Wie es am Ende aussieht, bespielt und betrieben wird, all das wird sich – sofern der Rat „Ja“ sagt – in den kommenden Monaten herauskristallisieren.

Was die musikalische Koordination und Programmplanung angeht, hatte Spering bereits im vergangenen Jahr seine Bereitschaft erklärt, sich um diese Punkte zu kümmern. Vorbild für ein Simmerner Konzerthaus ist für den Musiker und Dirigenten das Konzerthaus Blaibach in Bayern, dessen Intendanz in den Händen seines Kollegen und Freundes Thomas E. Bauer liegt. Mit ihm wird er am kommenden Mittwoch, 3. Oktober, im Rahmen von „Simmern 5“ um 17 Uhr auf der Bühne der Hunsrückhalle stehen.

Von unserer Redakteurin
Charlotte Krämer-Schick

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