Laut VG-Bürgermeister Peter Unkel waren die Polizeiautos im Ernstfall auch abseits der Autobahn im Vorderhunsrück präsent gewesen, durch den Wegfall gebe es das so nicht mehr, und die nächste Polizeiinspektion (PI) in Boppard wäre zu weit weg, um bei einem Einsatz schnell an Ort und Stelle sein zu können – oder um Feuerwehren und Rettungsdienste zu unterstützen.
Hat sich die Sicherheitslage seit Mai tatsächlich zum Schlechten gewendet? Dazu gab es Antworten bei der Sitzung des Arbeitskreises zur Förderung der öffentlichen Sicherheit (AK FöSi), der nicht nur erstmals seit dem Wegfall der Polizeiautobahnstation, sondern zum ersten Mal überhaupt seit der Gründung der VG Hunsrück-Mittelrhein wieder tagte, wie die Verbandsgemeindeverwaltung in einem Pressetext mitteilt.
Einbrüche und Jugenddelikte rückläufig
Demnach berichtete Andreas Wich-Glasen, Leiter der PI Boppard, dass seit Corona die Kriminalitätsrate hinsichtlich Einbrüchen und Jugenddelikten rückläufig sei. Dafür habe es für die Polizei verstärkt Einsätze bei Demonstrationen gegeben. Öffentliche Veranstaltungen seien weggefallen, jedoch fand eine Verlagerung von Feiern in den Privatbereich statt. Aktuell würden verstärkt Einbrüche in Betrieben, Garagen, der Diebstahl von E-Bikes und Kraftstoff sowie Diebstähle auf Baustellen registriert.
Hinzu kämen Sachbeschädigungs- und Vandalismusdelikte, außerdem Einsätze aufgrund sozialer Konflikte auf zwischenmenschlicher Ebene sowie Einsätze in Wohnungen und Häusern.
KVD ersetzt Präsenz der Polizei
Aber: Generell sei die Sicherheitslage in der VG vergleichsweise gut und stabil, so Wich-Glasen. Möglicherweise hat dieser Befund auch mit der Tatsache zu tun, dass die VG seit geraumer Zeit versucht, dem Mangel an Polizeipräsenz auf andere Weise selbst zu begegnen. Angestoßen von Andre Weißhaupt, dem Sicherheitsverantwortlichen in der Verbandsgemeindeverwaltung, gibt es seit circa fünf Jahren einen erweiterten Kommunalen Vollzugsdienst (KVD). Folgt man Weißhaupts Bericht im AK FöSi, kann man den Eindruck gewinnen, dass der KVD stellenweise erfolgreich dort einspringt, wo die Polizei es aus Kapazitätsgründen nicht vermag.
Demnach verfügt der KVD seit der Fusion der beiden VGs über mehr Personal. Es gibt aktuell sieben nebenberufliche Fachkräfte, sechs Männer und eine Frau, die hauptberuflich in Sicherheitsbehörden tätig sind, konkret in den Bereichen Landespolizei, Justiz, Zoll und Vollzugsdienste der Städte Mainz und Koblenz.
„Es geht beim KVD darum, in der VG Präsenz zu zeigen und um präventive Arbeit“, sagt Bürgermeister Unkel im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Einsatzzeiten des KVD finden demnach überwiegend am Wochenende statt, in den Abend- und Nachstunden an Freitagen und Samstagen. Unter der Woche gibt es Sonderdienste.
Amtshilfe für die Kreisverwaltung
Das Aufgabenspektrum des Vollzugsdienstes ist breit gefächert. Während Nachtdiensten finden Schwerpunktkontrollen an Schulen, Sportstätten und öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen statt. Dazu kommen Einsätze bei Ruhestörungen und Belästigungen der Allgemeinheit, die Kontrolle des Jugendschutzes, Betäubungsmittel-Sicherstellungen, Begleitung bei Durchsuchungen sowie die Überwachung der Einhaltung kommunaler Satzungen wie beispielsweise die Gefahrenabwehrverordnung.
Veranstaltungen, bei denen der KVD die Polizei bisher ergänzen konnte, waren etwa Castle Beats auf Burg Rheinfels, Rhein in Flammen, der Weinmarkt Oberwesel, der Mountainbike-Marathon in Emmelshausen und verschiedene Straßenfeste.
Wir wollen dort Bürger, besonders Senioren, über verschiedene Tätergruppen und ihre Tricks aufklären, zum Beispiel den Enkeltrick.
VG-Bürgermeister Peter Unkel will im Frühjahr 2023 einen öffentlichen „Präventionstag“ in Emmelshausen ausrichten.
Nicht zuletzt wurde der KVD in den vergangenen Jahren, im Rahmen der Amtshilfe, verstärkt für die Kreisverwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises zur Kontrolle der Einhaltung der Corona-Bekämpfungsverordnungen eingesetzt. „Es besteht eine sehr gute kollegiale Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Boppard“, resümierte Weißhaupt laut Sitzungsprotokoll im AK FöSi.
Das könnte dazu beigetragen haben, dass auch rund um die Schulen wenig Kriminalität vorherrscht. Wie Christoph Vickus, Leiter der Heuss-Adenauer Mittelrhein-Realschule plus in Oberwesel, und Britta Kreisel von der Integrierten Gesamtschule Emmelshausen im Gremium berichteten, käme es zwar immer wieder zu Diebstahldelikten, aber es gebe keine akuten Drogenprobleme. An der Schule in Emmelshausen gibt es keine auffallenden Gewalt- oder Sachbeschädigungsdelikte.
„Präventionstag“ im Frühjahr 2023
Weil Sicherheit auch jenseits von Polizei und KVD relevant ist, will die Verbandsgemeinde im Frühjahr 2023 einen öffentlichen „Präventionstag“ in Emmelshausen ausrichten. „Wir wollen dort Bürger, besonders Senioren, über verschiedene Tätergruppen und ihre Tricks aufklären, zum Beispiel den Enkeltrick“, erklärt Bürgermeister Unkel. Ziel der Veranstaltung soll sein, dass Senioren befähigt werden, „falsche Verwandte“ zu entlarven und betrügerische Maschen selbst zu erkennen.