Als Alexandra Taetz und Remo Müller vor genau zehn Jahren, am 5. April 2015, die Türen ihres Tier-Erlebnisparks das erste Mal öffneten, hätten sie sich nicht träumen lassen, dass er zu einem derart erfolgreichen Projekt werden würde. Drei Jahre lang hatten sich die beiden mit einem Team aus Helfern daran gemacht, den heruntergekommenen Märchenpark Bell in einen attraktiven Freizeitpark umzugestalten. Gestartet seien sie damals mit rund 19.000 Besuchern jährlich, sagt Müller, 2024 knackten sie die 100.000er-Marke. Am ersten frühlingshaften Wochenende in diesem März konnten sie sich über einen Besucherrekord freuen: 2000 Menschen strömten in den Park.

Das ist den beiden Ansporn, immer noch besser zu werden. „Der Park war nie für so viele Besucher ausgelegt“, sagt Müller. Es fehle also an angepasster Infrastruktur, die Toilettenanlagen etwa seien zu klein, die Gastronomie müsse weiter ausgebaut werden. Daher haben die beiden erneut eine angrenzende Fläche erworben. „Auf den etwas mehr als 30.000 qm soll in erster Linie eine Eventhalle entstehen“, berichtet Müller. Dort sollen etwa die Varietés stattfinden, die seit einigen Jahren in einem Zelt für Unterhaltung sorgen. „Auch eine Art Märchenshow für Kinder mit Artisten am Nachmittag ist denkbar“, sagt Müller.
Die sollte natürlich auch einen pädagogischen Hintergrund haben. „Es könnte zum Beispiel um den Igel gehen, der wegen des Baus eines Einkaufszentrums sein Zuhause verliert, oder um die Eisprinzessin, deren Schloss schmilzt“, sagt er. Unterhaltsame Wissensvermittlung also, wie sie bereits im „ATUN“, dem „Aninierten Tier- und Naturerlebnis“, seit 2022 gängige Praxis ist. Denkbar seien außerdem eine Artisten- oder Zooschule und pädagogisches Reiten, zählt Müller auf. An Ideen mangelt es ihm nicht.

Überhaupt haben Müller und Taetz den Park stets weiterentwickelt – vor allem dann, wenn es schwierig wurde. Die Zeit der Corona-Pandemie etwa forderte Parks wie den in Bell sehr, zudem mussten sich die beiden über die Jahre von ihren sibirischen Tigern verabschieden, mit denen alles angefangen hatte. Die vier Tiere Rani, Tatinka, Vitali und Timur waren die Hauptattraktion, als es damals auf einer Fläche von gerade einmal 25.000 qm losging. Im Jahr 2021 mussten sich die beiden von Tatinka und Timur verabschieden, Rani ist als einzige übrig. Heute hat sie Gesellschaft von den Geschwistern Samir und Coby, die 2022 als zwölf Wochen alte Jungtiere in ihre Fußstapfen getreten sind.

Aufgeben war für die Inhaber ohnehin nie eine Option. Und stets bleiben sie ihrer Prämisse treu, in Not geratene oder auch beschlagnahmte Tiere, die in anderen Zoos zu viel sind, in Bell aufzunehmen. Mittlerweile lebt eine stattliche Anzahl an Tieren im Park, jüngstes Projekt war die Umalessa-Savanne, in der seit einem Jahr neben Giraffen und Zebras auch Oryx- und Elenantilopen leben. Vor fünf Jahren etwa waren es drei Kamele, die in der Schweiz beschlagnahmt wurden, die in Bell ein neues Zuhause fanden, 2018 zogen zwei putzmuntere Pumas ein. Diese wurden von einer Pflegerin zunächst mit der Flasche aufgezogen, nachdem ihre Mutter sie nicht mehr versorgt hatte. Doch bald musste ein guter Platz für Aslan und Newa her, der in Bell gefunden wurde.

Von Waschbären über Kattas bis zu Kängurus und Bauernhoftieren wie Rinder, Schafe oder Ziegen und Exoten wie Papageien oder Reptilien, rund 30 Arten und mehr als 160 Tiere leben heute im Tier-Erlebnispark Bell. Mit dem jüngsten Flächenkauf ist seine Gesamtgröße auf rund 120.000 qm gewachsen. „Das geplante Eventgebäude befindet sich aktuell im Bewilligungsverfahren“, sagt Müller. Kann es realisiert werden, soll es Platz für 700 Personen bieten. „Bei Veranstaltungen mit Verkostung könnten wir bis 360 Personen bewirten“, schätzt er. Zudem sei die Gestaltung des Parkplatzes vor dem Park in Zusammenarbeit mit der Gemeinde geplant. Langweilig wird es den Verantwortlichen also nie – ebenso wenig wie den Besuchern, die seit zehn Jahren nach wie vor gern nach Bell kommen.
Montag und Dienstag ist der Park geschlossen
Der Tier-Erlebnispark Bell ist mittwochs, donnerstags, freitags und samstags sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Montag und Dienstag sind sowohl der Park als auch das Restaurant geschlossen, ausgenommen davon sind Feiertage.
Zudem gibt es ein tägliches Programm. Um 10 Uhr finde eine Huskyfütterung statt, der Besuch des Geheges ist von 10 bis circa 10.30 Uhr möglich. Um 11 und um 16.30 Uhr öffnet das „ATUN“ mit Film und Papageienshow, um 13 Uhr lockt die Raubtierfütterung und Beschäftigung in die Tigerarena. Um 15 Uhr zeigen die Bauernhoftiere im Freiluftklassenzimmer, wie schlau sie sind, und nach vorheriger Anmeldung können Interessierte um 14 Uhr an einer geführten „Erlebnis-Fütterung“ teilnehmen. Diese dauert etwa eine Stunde und ist nicht im Eintrittsgeld enthalten.
Weitere Infos gibt es unter www.tiererlebnisparkbell.de