Dr. Jürgen Mohr bringt den Adler zu Fall, und Karla Breitbach wird zur Damenkönigin gekrönt
Schützenfest in der Perle am Rhein: Ein Bürger für Boppard wird zum neuen König
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Bopparder Majestäten unter sich (von links) Schützenkönig Dr. Jürgen Mohr, Damenkönigin Karla Breitbach, Jungschützenprinz Julian Kaucher, Schülerprinzessin Lena Decker und Bambiniprinz Ole Breitbach Fotos: Günter Horn
Günter Horn

Boppard. Die Bopparder Schützengesellschaft zeigte sich auch im 514. Jahr ihres Bestehens dynamisch und jung geblieben. An Fronleichnam wurde nicht nur auf dem eigenen Gelände im Schlaningtal gefeiert, sondern es wurden auch unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die neuen Majestäten ermittelt.

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Bopparder Majestäten unter sich (von links) Schützenkönig Dr. Jürgen Mohr, Damenkönigin Karla Breitbach, Jungschützenprinz Julian Kaucher, Schülerprinzessin Lena Decker und Bambiniprinz Ole Breitbach Fotos: Günter Horn
Günter Horn

Schützenkönig Dr. Jürgen Mohr, Damenkönigin Karla Breitbach, Jungschützenprinz Julian Kaucher, Schülerprinzessin Lena Decker und Bambiniprinz Ole Breitbach sind die Würdenträger in diesem Jahr.

Der Festtag begann mit einer Eucharistiefeier in der St.-Severus-Kirche, jetzt eine Basilika. Man beteiligte sich gemäß altem Brauch an den Fronleichnamsfeierlichkeiten, bevor es mit klingendem Spiel zum Hotel Ebertor ging, um sich dort gemeinsam mit Gästen bei einem Frühschoppen und Eintopfessen für den Umzug zu stärken.

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Günter Horn

Wegen diverser Gründe hatte man den Frühschoppen, der sonst seit Menschengedenken auf dem Karmeliterplatz stattgefunden hatte, durch eine historische Änderung für die Zukunft ins „Ebertor“ verlegt. Schützenmajor Jürgen Schladt begrüßte die Schützenfamilie und die zahlreich anwesenden Gäste, unter ihnen zahlreiche Majestäten, die Ehrenmitglieder der Bopparder Bruderschaft, Bürgermeister Jörg Haseneier und Pfarrer Dumont. Das Mittelrheinische Jugendblasorchester erfreute alle mit flotter Musik.

Um 14 Uhr dann nahmen die Bopparder Schützenschwestern und Schützen einschließlich ihrer Jungschützen mit allen anwesenden befreundeten Vereinen, nämlich aus Alken, Burgen, Emmelshausen, Rödelhausen, St. Goar, Kastellaun, Essen, Altenessen und Urbar bei Koblenz, Aufstellung zum Festumzug.

Diözesan-Jungschützenprinzessin des Bistums Trier

Beim Bopparder Schützenfest hatten die Jungschützen ihre Prinzessin zuerst ermittelt. Neue Jungschützenprinzessin wurde Maike Hachmer, noch jung an Jahren, aber bereits sehr zielstrebig. Dies war für die Nachwuchsschützenschwester der erste Höhepunkt in ihrer Schützenvita.

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Günter Horn

Der nächste folgte dann aber schon beim Bezirks-Jungschützentag, der dieses Jahr in Boppard stattfand. Sie wurde dort Bezirks-Jungschützenprinzessin, nachdem sie gerade erst ihr Abitur bestanden hatte. Dieser Bezirkstitel berechtigte sie, am Wettkampf um die Diözesan-Krone teilzunehmen. Der Diözesan-Jungschützentag des Bistums Trier fand dann am Sonntag, 26. Mai, in Weibern statt und war ein voller Erfolg für das Schützenwesen, fanden sich doch etliche Vereine dort ein, um diese Veranstaltung der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften zu genießen. Die Wettkämpfe verliefen äußerst spannend und endeten alle sehr knapp. Bei den Jungschützen konnte sich schließlich Maike Hachmer von der Bopparder Schützengesellschaft 1510/1848 gegen alle Widersacher durchsetzen und wurde verdient Diözesan-Jungschützenprinzessin des Bistums Trier. red

Dieser führte unter den Klängen des Mittelrheinischen Jugendblasorchesters Boppard-Bad Salzig durch die Innenstadt, dann am Rhein entlang – hier wurde der Zug wieder vom Bopparder Böllerverein eindrucksvoll begrüßt – und endete letztendlich am Remigiusplatz, von wo sich alle ins Schlaningtal begaben. Auf dem Schützengelände begannen dann pünktlich die Schießwettbewerbe. Auch wenn das Ausschießen des Jedermann-Vogels mit dem Luftgewehr, wobei es um den „Ehrenpreis des Ortsvorstehers“ ging, auch in diesem Jahr aus Organisationsgründen ausfallen musste und das Wetter eher wechselhaft war, fanden viele Bopparder und auch Auswärtige den Weg ins Schlaningtal.

Da für das leibliche Wohl bestens gesorgt war, zudem die Wettkämpfe noch äußerst spannend verliefen, konnte eigentlich jeder zufrieden sein. Die Bopparder Schützenfamilie stellte mit Freude fest, dass auch Freunde aus dem Ausland, zum Teil schon Dauergäste, ihr Fest besuchten. Auch Bürger der Bopparder Partnerstädte waren nach Abwesenheit wegen der Corona-Pandemie wieder vertreten.

Jugend sehr treffsicher

Die Jugend brachte den jeweiligen Adlerrumpf relativ schnell zu Fall. Jungschützenprinz ist Julian Kaucher. Weiter schossen den Kopf Emely Schmidl, rechter Flügel Julian Kaucher und linker Flügel Amelie Hachmer. Schülerprinzessin wurde nicht ganz überraschend Lena Decker. Den Kopf sicherte sich auch Lena Decker, den rechten Flügel Tim Hechel, den linken Flügel Finn Decker. Bambiniprinz ist nun Ole Breitbach.

Auch die Schützenschwestern und Schützen schossen ihre neuen Würdenträger parallel aus. Auf die einzelnen Teile der Königsadler brauchte in diesem Jahr keine Rücksicht genommen werden, da sie ja bereits am Samstag, 25. Mai, zu Fall gebracht worden waren. Die Spannung war jedoch riesig. Welcher Rumpf würde wohl zuerst zu Boden gehen und damit die neue Majestät kundtun?

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Diesmal waren es die Damen, die kurzen Prozess machten. Nach spannendem Wettkampf war es schließlich Karla Breitbach, die „den Vogel abschoss“. Sie verkörpert eine würdige Repräsentantin der Bopparder Schützengesellschaft und ist verdient Regentin im 514. Jahr der Bruderschaftsgründung.

Die anderen erfolgreichen Damen waren: Hildegard Mertens (Kopf), Anette Piwinger (rechter Flügel), Ela Breitbach (linker Flügel). Die neue Damenkönigin kommt aus einer echten Schützendynastie. Alle Familienmitglieder sind Mitglied der Bopparder Schützen. Sie selbst war bereits Königin und ist zudem eine erprobte Wettkampfschützin.

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Günter Horn

Der Adler der Herren erwies sich als sogenannter harter Knochen, zweieineinhalb Stunden trotzte er acht Schützen, ehe er schließlich doch bezwungen wurde. Von den Mitstreitern um die Schützenkrone hatte Dr. Jürgen Mohr an diesem Tag das Glück des Tüchtigen, und auch das scharfe Auge, gepaart mit einer sicheren Hand. Beim Kampf um die Königswürde entfachte er seinen ganzen Siegeswillen. Die neue Majestät war schon Bopparder Ortsvorsteher und ist langjähriger Vorsitzender der Bürger für Boppard. Die weiteren erfolgreichen Schützen in diesem Jahr sind Sven Gohr (Kopf), Markus Decker (rechter Flügel) und Kay Janssen (linker Flügel).

Um 21 Uhr begaben sich dann alle Bopparder Schützen, Schützenschwestern, Jung- und Schülerschützen zum Hotel Ebertor, um von dort mit den alten und neuen Majestäten mit klingendem Spiel, begleitet von Fackelträgern der Freiwilligen Feuerwehr, zum historischen Bopparder Marktplatz zu marschieren.

Großer Zapfenstreich erklingt

Auf der Treppe des alten Rathauses wurden die neuen Würdenträger der Bopparder Schützengesellschaft dann durch die Stadt Boppard proklamiert und der Öffentlichkeit vorgestellt. Den feierlichen Akt, Jahrhunderte lang alljährlich vollzogen, nahm Ortsvorsteher Nico Neuser vor. Er überreichte unter dem Applaus der zahlreich anwesenden Zuschauer den neuen Würdenträgern die Insignien ihrer Regentschaft. Die stellvertretende Ortsvorsteherin Alexa Bach hatte die Schützen während des Tages begleitet.

Dann folgte ein weiterer Höhepunkt des Tages. Der Musikverein St. Goar, mit den Bopparder Schützen eng verbunden, spielte den Großen Zapfenstreich. Ergriffen lauschten alle Zuhörer im Schatten der würdigen St.-Severus-Basilika den herrlichen Klängen, die den meisten Hörern unter die Haut gingen. Mit der deutschen Nationalhymne, die von fast allen Anwesenden ergriffen mitgesungen wurde, endete ein weiterer Tag im Bopparder Vereinsleben und in der Reihe der bemerkenswerten Veranstaltungen in der Bopparder Geschichte. Die Schützengesellschaft ließ diesen traditionellen Tag im Klosterkeller ausklingen.

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