Malt man ein Bild, hat man oft eine ganz genaue Farbe vor Augen, die man aufs Papier bringen will. Gibt die vorhandene Farbpalette sie nicht her, muss man selbst Hand anlegen und sie mischen. Doch dabei kommt meistens nicht das heraus, was man sich vorgestellt hat. Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben Paul Scherer und Paul Flad, zwei Schüler aus Simmern, die Geschäftsidee einer Farbmischmaschine entwickelt. Damit haben sie am Businessplan-Wettbewerb „Jugend gründet“ teilgenommen und sich nun sogar für das Bundesfinale qualifiziert.
Angefangen hat alles im Herbst 2024. „Wir haben überlegt, welche Probleme es im Alltag gibt und wie man sie lösen kann“, sagt der 17-jährige Paul Flad aus Argenthal. Dabei sind sie auf den Kunstunterricht gestoßen, wo es oft schwer sei, die passende Farbe zu mischen. Es entstand die Idee einer Farbmischmaschine, die exakt den gewünschten Farbton mischen kann. Um Weihnachten begannen die beiden Jungs mit der Entwicklung des Prototyps. Unterstützt wurden sie dabei auch von ihrer Schule, dem Herzog-Johann-Gymnasium.
„Wir hatten drei Minuten Zeit, der Jury unsere Geschäftsidee zu erläutern.“
Paul Scherer über das regionale Pitch-Event in Münster
„Die Maschine arbeitet mit fünf Farben: Cyan, magenta, gelb, schwarz und weiß“, erklärt Flad. Zudem stehe sie in Verbindung mit einer Handy-App. In der App soll das Foto hochgeladen werden, dass die gewünschte Farbe oder den gewünschten Farbcode zeigt. „Basierend auf einem Pixel des Fotos oder Farbcodes pumpt die Maschine dann die benötigten Farben in einen Behälter und mischt die gewünschte Farbe an“, betont der ebenfalls 17-jährige Paul Scherer aus Kirchberg.
Doch nicht von Anfang an wollten sie mit der Idee bei „Jugend gründet“ teilnehmen. „Eigentlich wollten wir bei „Jugend forscht“ mitmachen. Da man dort aber einen fertigen Prototypen einreichen muss, hätten wir das zeitlich nicht mehr geschafft“, sagt der Kirchberger. In den sozialen Medien hatte Scherer aber von dem Ideenwettbewerb „Jugend gründet“ gehört, wo es vorrangig um eine theoretische Geschäftsidee und nicht unbedingt um die praktische Umsetzung geht. „Also haben wir uns entschieden, dort mitzumachen“, betont Scherer.
Farbmischmaschine heißt „TintTranslate“
Die Schüler schrieben einen Businessplan, in dem sie ihre Geschäftsidee näher erläuterten, und reichten ihn Anfang Januar ein. Die Maschine soll Künstler weltweit bei der Mischung von Farben unterstützen, aber vor allem leicht in der Bedienung sein. „Damit sie ebenfalls an Schulen verwendet werden kann“, sagt Flad.
Auch ein Name, sowohl für das Produkt als auch für sie selbst als dahinterstehende Firma, war schnell gefunden. „TintTranslate“ heißt die Maschine, da sie einen fotografierten Farbton (Tint) in die echte Welt verschiebt (Translate), wie die beiden in ihrem aufgestellten Businessplan erklären. Ihr Firmenname hingegen lautet „Eucarida“. „Wir haben überlegt, was es für farbenfrohe Tiere und Pflanzen gibt, da wir mit unserer Maschine ja auch leuchtende Farben erschaffen wollen. Dabei sind wir auf die Eucarida gestoßen. Das ist eine Gruppe von Krebstieren, zu denen Garnelen gehören, die so farbenfroh sind, dass sie zu leuchten scheinen. Damit stand der Name fest“, sagt Flad.

Nach rund drei Wochen erhielten die Schüler eine Rückmeldung von der Jury: Von insgesamt 1177 eingereichten Businessplänen gehörten sie mit ihrer Idee zu den besten 32. „Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut“, betont Scherer. Was folgte, war die Einladung zum regionalen Pitch-Event, das Mitte März in Münster stattfand. Dort traten sie gegen neun weitere Teams an und mussten ihre Geschäftsidee einer Expertenjury noch einmal persönlich präsentieren.
Zwei Tage verbrachten die Schüler in Münster. Am ersten Tag gab es eine Kennenlernrunde mit den anderen Teams, einige Vorträge sowie eine Tour durch die Stadt. Am zweiten Tag wurde es dann ernst – der Pitch stand an. Dafür fuhren die Teams zur Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Dort erwartete sie die Jury. „Wir hatten drei Minuten Zeit, der Jury unsere Geschäftsidee zu erläutern. Danach gab es eine nochmal dreiminütige Fragerunde“, erinnert sich Scherer. „Wir waren ziemlich nervös. Aber die drei Minuten sind unglaublich schnell vorbei gegangen“, ergänzt der Argenthaler.
„Die Maschine arbeitet mit fünf Farben: Cyan, magenta, gelb, schwarz und weiß.“
Paul Flad
Als alle Teams ihre Ideen präsentiert hatten – die Schüler aus Simmern waren die Vorletzten – zog sich die Jury zurück und beriet sich. Jetzt hieß es erst einmal Warten. Nach einiger Zeit gab die Jury Feedback, ließ jedoch noch nicht durchblicken, wer den Regionalentscheid gewonnen hatte. Dann die Erlösung: Die beiden Jungs aus dem Hunsrück landeten tatsächlich auf dem ersten Platz und sicherten sich damit den Einzug ins Bundesfinale. „Die Konkurrenz war super-stark. Deswegen haben wir zwar gehofft zu gewinnen, aber nicht wirklich damit gerechnet. Wir waren echt überrascht, haben uns aber natürlich sehr gefreut“, sagt Scherer.
Ende Juni steht nun das Bundesfinale auf der Zukunftsideenmesse bei der Porsche AG in Stuttgart an. Dort hat jedes Team einen eigenen Messestand und muss eine Bundesjury bei einem Rundgang von seiner Geschäftsidee überzeugen. Die Simmerner Schüler müssen versuchen, sich dort gegen neun andere Teams aus ganz Deutschland durchzusetzen. Der Gewinn: ein einwöchiger Start-up-Entdeckungstrip in die USA. Genauer gesagt: ins Silicon Valley.
Schüler haben Unterstützung von Firma Hahn Automation Group
Und was haben sich die Jungs bis zum Finale vorgenommen? Auch wenn es keine Voraussetzung ist, wollen sie bis dahin einen fertigen Prototyp mitbringen, der im Idealfall schon Farben mischen kann. Die Chancen, dass das funktioniert, stehen gut. Denn mit der Firma „Hahn Automation Group“ aus Rheinböllen haben die Schüler bereits einen Kooperationspartner gefunden, der ihnen dabei hilft. „Wir sind sehr froh, Unterstützung von einem Unternehmen zu haben, das das nötige Know-how in diesem Bereich hat“, betont Scherer.
Sollte das Bundesfinale gut laufen, können sich die Schüler vorstellen, die fertige Maschine irgendwann mal auf den Markt zu bringen. „Da wir uns in letzter Zeit viel mit der Thematik beschäftigt haben, wissen wir aber auch, dass es große Hürden zu meistern gilt, gerade was das Finanzielle angeht“, sagt der Kirchberger. Trotzdem blicken die beiden positiv auf das anstehende Finale und in die Zukunft. „Es wäre natürlich super, wenn wir gutes Feedback bekommen und das mit dem Produkt klappen würde“, betont Flad. Doch auch falls nicht, geben die Hunsrücker Jungs nicht auf. Im nächsten Jahr planen sie, wenn alles klappt, mit ihrem bis dahin fertigen Produkt bei „Jugend forscht“ teilzunehmen.
Das ist „Jugend gründet“
„Jugend gründet“ ist ein Businessplan- und Planspiel-Wettbewerb für Schüler und Auszubildende in Deutschland. Er wurde 2003 auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Seitdem schlüpfen jedes Jahr mehrere Tausend Jugendliche in die Gründerrolle und entwickeln innovative Geschäftsideen. Gegründet wird nur in der Theorie: Erst schreiben die Schüler einen Businessplan für ihre Idee, dann führen sie in einem Planspiel ein virtuelles Unternehmen. Es gibt drei Regionalentscheide. Die besten zehn Teams Deutschlands (Businessplan und Planspiel) ziehen dann ins Bundesfinale ein und kämpfen um den Hauptgewinn: einen einwöchigen Trip in die USA. Das Gewinner-Team darf das Silicon Valley entdecken, die Heimat zahlreicher Start-up-Firmen.